J. Edgar - Clint Eastwood

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  3. Juni 2012, 20:15  -  #Filme

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Eastwood erzählt in seinem neuesten Film in Rückblenden vom Leben eines J. Edgar Hoover. Porträtiert wird die Hauptfigur von Leonardo DiCaprio.

Ein klassisches Hollywood-Biopic mit einem der widersprüchlichsten Charaktere, den die amerikanische Geschichte bisher hervorgebracht hat. Außerhalb der Landesgrenzen wurde er bekannt und berühmt als Gründer des Federal Bureau of Investigation, einer Behörde, die regelmäßigen Kinogängern durch unzählige Filme und Serien bekannt sein dürfte.

Der Schwerpunkt in dem Film wird auf den Protagonisten und sein Seelenleben gelegt. Daneben wird aber auch gezeigt mit welcher Akribie und Innovation Hoover vorging um Fälle zu lösen. Er legte Wert auf Systematik und Wissenschaft. Sicherlich ist ein Teil der modernen Kriminalistik diesem Menschen geschuldet.

Eastwood typisiert J. Edgar Hoover als einen besessenen, einsamen, traurigen und von Dämonen gequälten Mann, der getrieben davon ist sein Land durch eine Bedrohung von außen und innen zu schützen. Hoover ist äußerlich ehrgeizig, rechtschaffen und geradlinig, weiss sein Anliegen vor der Gesellschaft und der Politik zu verteidigen. Hinter dieser Fassade jedoch schwelen unterdrückte Ängste, Leidenschaften und Wut. Trotzdem J. Edgar Hoover in der Öffentlichkeit als solider, an das Recht und die Demokratie glaubender und patriotischer Amerikaner auftritt, so ist er im Privatleben ein gequältes und einsam-verlorenes Individuum.

Es werden immer wieder Szenen eingeblendet, die zeigen, wie sehr Hoover in Fragen der Moral und Sittlichkeit seiner Mutter hörig war. Ein Kind, welches von der Mutter nicht loskommen kann und den einzigen Wunsch hat sie nicht zu enttäuschen. Diese Demonstration des Innenlebens ist dem Regisseur hervorragend gelungen und das liegt nicht nur an seiner Erzählkunst, sondern auch an der schauspielerischen Leistung eines Leonardo DiCaprio, die wirklich als gelungen zu bezeichnen ist.

Durch die Herausarbeitung der Psychologie des einst "mächtigsten Mannes der Vereinigten Staaten" wird auch der Karrierismus und die rigorose Vorgehensweise eines J. Edgar Hoover in der Politik deutlich. Denn oft fragen wir uns, welches die Bewegründe solcher Charaktere sein mögen? Eastwood liefert Antworten ohne jedoch zu werten, ein weiterer Pluspunkt des Films.

Dass die fast 50 (!) Jahre anhaltende Leitung eines des wichtigsten Behörden des Landes mit enorm vielen bedeutenden Ereignissen (u.a. die Ermordung J.F.K's) kaum in 134 min. Film zu pressen sind ist offensichtlich. Der Regisseur umgeht diese Hürde mit seinem Drehbuchautor Dustin Lance Black sehr elegant, in dem er den Focus stets auf Hoover legt und diese Ereignisse nur am Rande aufführt.

Clint Eastwood (mittlerweile 81 Jahre alt!) ist wieder ein hervorragender, äusserst unterhaltsamer und emotional sehr eindrücklicher Film gelungen über einen der vermutlich wichtigsten Köpfe der amerikanischen Politik.

Neben seiner Hauptrolle als Regisseur steuerte er die Musik zum Film bei in Form eines wirklich wunderschönen Themas auf dem Klavier, dass die Essenz des Innenlebens des Charakters mit ihren Konsequenzen bewundernswert genau einfängt.

Es wurde alles geschrieben zu diesem Mann, aber ich kann nicht anders, als es zu wiederholen, weil dieser Film wieder einmal gezeigt hat, wie großartig Kino ist und noch möglich sein kann und weil ich diesen Darsteller und Regisseur unendlich bewundere:

Clint Eastwood: Eine lebende Legende.

Aus Washington, D.C.,

Rick Deckard

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