Herzlichen Glückwunsch John Williams zum 80. Geburtstag!
Zu den einflussreichsten Menschen in meinem Leben, den ich leider nie die Ehre hatte persönlich kennen zu lernen, gehört John Williams.
Ich will keine Superlative bemühen, denn keiner würde ihm gerecht werden, abseits der Tatsache, dass in heutiger Zeit sowieso alle diese Überhöhungen inflationär missbraucht werden.
Wäre ich aber gezwungen ihn mit einem solchen Superlativ zu charakterisieren, dann würde ich mich keineswegs schämen diese Wörter zu benutzen: ein Genie.
Ich habe hier im Blog sehr oft über Filmmusik geschrieben und den leider in der (musikalischen) Gesellschaft nicht anerkannten wahrhaftigen Wert dieser einzigartigen Gattung. Die mangelnde Resonanz, die ich gewohnt bin, hält mich trotzdem nicht ab, einige Zeilen über diesen Ausnahmekünstler zu verfassen.
Warum genial?
Jeff Tweedy von Wilco beantwortete die Frage warum man Musik hören würde mit der Aussage, dass sie Trost spenden würde. Ein Satz mit einem enorm hohen Maß an Wahrheit. Williams geht mit seiner Musik darüber hinaus: er beantwortet mit seiner Musik Fragen, die das Leben stellt. Seine Musik hat die Fähigkeit zu erfüllen. Die Wirkung seiner Melodien ist dermaßen überwältigend, weil er mittels des geformten Schalls in der Lage ist nicht nur Emotionen zu vertonen, sondern tief im inneren verborgene Gefühle durch Resonanz an die Oberfläche zu holen.
Das vermochten bei mir in der orchestralen Musik nur sehr wenige: Ludwig van Beethoven mag da an allererster Stelle genannt sein. Die Unkenrufe und Kritik von Menschen, die die Klassik bevorzugen und die Filmmusik belächeln weise ich von mir und sage Ihnen: ihr habt leider nichts begriffen. Die, die in der Lage sind sich zu öffnen, werden es verstehen.
Williams ist meines Erachtens in der Welt der modernen orchestralen Musik einzigartig und bei ihm bin ich mir sehr sicher, dass seine Kompositionen auch nach Jahrhunderten werden gehört werden, in welcher Form und Darbietung auch immer.
Wer ein Musikinstrument spielt und versucht hat eine Melodie zu schreiben, weiss, wie schwer das ist. Neben Fleiss, Geduld und Training gehören dazu auch Talent und Phantasie oder Inspiration. Gerade Talent und Phantasie unterscheiden John Williams von vielen anderen zeitgenössischen Filmmusikkomponisten. Talent wurde ihm zweifelsohne in die Wiege gelegt, Inspiration und Phantasie wurden angespornt und bereichert durch das Kino, v.a. natürlich Steven Spielberg.
Ich schätze Williams weil viele seiner Melodien 'cantabile' sind, wenn auch nicht zu diesem Zweck komponiert. Trotzdem motivieren sie mich immer wieder beim Hören dazu "mitzusingen". Seine Musik ist wie ein unausgesprochener Dialog, den zu hören es mich beflügelt und wiederum inspiriert.
Unzählige Stunden in meinem Leben habe ich mit den Kompositionen, Filmmusiken dieses Künstlers verbracht. Die Palette an Emotionen, die sie verursachten sind in Worten kaum wiederzugeben. Seine Musik berührt mich tief im Innersten meines Herzens und meiner Seele.
Vielleicht habe ich auch einen so grossen Hang zu seiner Musik, weil er eine so ausgesucht romantische Ader hat. Ich habe keinen Musiker bisher gehört, der in der Lage war mit den Mitteln der Musik Sehnsucht so intensiv auszudrücken. Vielleicht Chopin und Mozart in der Klassik, in der Malerei Caspar David Friedrich und William Turner.
Sie kennen das vielleicht liebe Leserinnen und Leser aus ihrer eigenen Erfahrung: es gibt Formen der Kunst, hier der Musik, die so schön sind, dass sie schmerzen. Diese weitere Qualität ist Williams zu eigen.
Seit über 30 Jahren ist John Williams nun an meiner Seite und jede einzige Sekunde seiner Musik war v.a. eines: Glück.
Many happy returns of the day Maestro!
Rick Deckard