Spiritualized - The Complete Works, Volume Two
8 Jahre nachdem das Album veröffentlicht wurde, fand es seinen Weg in den CD-Player meines Autos. 2004 hatte ich die CD gekauft (um damit anzugeben), die Verpackung entfernt, ins Regal gestellt und vor sich hin stauben lassen.
Warum ich sie wieder hervorgekramt habe kann ich nicht sagen, vielleicht Intuition.
Ein merkwürdiges Album. Wobei 'merkwürdig' nicht negativ besetzt sein soll. Ich hatte überhaupt keine Vorstellung, was mich erwarten würde. Um es vorweg zu nehmen: seit gestern rotiert die CD ununterbrochen im Player. Eigentlich ist es Musik, die mich überhaupt nicht anspricht, trotzdem brachte ich es nicht über das Herz die CD wieder in das Regal zu stellen.
Ein Verdienst von Jason Pierce?
Die Musik ist ein wildes, atonales aber zeitgleich erhabenes und harmonisches Sammelsurium aller mir bekannten Stile. Hier die Beach Boys, dort dreckiger Rock n' Roll, schmeichelnde PoP-Balladen, laute schmutzige Instrumentalstücke, Barock, Soundtrack, ich weiß nicht, was sonst noch alles. Eine unglaubliche Vielfalt!
Das ganze auch noch in einer miesen Aufnahmequalität, keine Ahnung ob das Absicht war. Das Album war der perfekte Soundtrack und eine ideale musikalische Wegbegleitung auf dem alltäglichen Weg zur Arbeit, insbesondere an diesen kalten und frostigen Wintertagen.
Die Musik, die Melodien, die Instrumentierung, der Krach, alles das passte sehr stimmig zu den an mir vorbeiziehenden Windkrafträdern, neonbeleuchteten Industrieanlagen und der sich mühsam aus dem Schlaf quälenden Sonne in weiter Ferne.
Ein stetiger Wechsel kennzeichnet den Ablauf der Titel. Kaum, dass die rockige Attitüde abebbt, kommen im nächsten Titel plötzlich Streicher zum Vorschein, die wiederum im nächsten Track abgelöst werden von Gospel, um sich dann wieder in PoP-Manierismen zu verlieren. Die Instrumentaltracks sind avantgarde, Trash und Ennio Morricone zugleich. Zwischendurch hatte es den Anschein als läge ein Score im Player.
Wahnwitzig.
Ich war so fasziniert und abgestoßen von dieser Musik zugleich, dass ich es bisher noch nicht geschafft habe CD 2 einzulegen. Werde ich auch nicht mehr tun. Vielleicht im nächsten Winter oder in 10 Jahren.
Space Rock? Natürlich! Kein Wunder, dass der Sound so hervorragend zum dunklen Morgen und den Neon Lights passte.
Shoegazing? Aber klar! Schwelgerisch, dicht, melodisch, polyphon - kenne ich alles, nur von woanders her.
Psychedelic Rock? Ungewöhnliche und neuartige Klänge ... in der Tat.
Eines der besten schlechtesten Alben aller Zeiten.
Ladies & Gentleman I Was Floating On The Autobahn.
Rick Deckard