Filmstudio Babelsberg - Die grosse Illusion
Foto: Copyright Filmstudio Babelsberg AG
Liebe Illusionisten!
Als ich vor kurzem in Berlin unterwegs war, musste ich einen Abstecher nach Potsdam-Babelsberg machen. Bis Sanssouci habe ich es nicht geschafft, das werde ich nächstes Jahr nachholen.
Aus dem schönen Schöneberg ging es mit der S-Bahn Richtung Potsdam. Allein diese Fahrten mit der S-Bahn in und um Berlin sind eine Reise dorthin wert. Ich liebe es in diesen Zügen durch die Gegend zu "surfen". An der Endhaltestelle erhielt ich von einem sehr freundlichen Busfahrer Auskunft wie ich weiter zu fahren hätte. Um mich herum viele Studenten der Universität Potsdam. Nach einem kleinen Spaziergang stand ich vor dem Tor. Allerdings nicht das hier oben gezeigte, sondern der Eintritt zum Park.
Ich hatte grosses Glück, denn gleich um 14:30 Uhr begann die Stuntshow.
Nichts wie hin! Was mich erwartete war 45 min grosser Trash und ich musste nicht nur einmal herzhaft lachen. Gut, um es zu relativieren: diese Show ist natürlich für Jugendliche konzipiert. Vor mir sah ich auf einem grossen Gelände einen alten Hubschrauber, mehrere Tonnen, eine alte Tankstelle, Leiter und Schanzen. Plötzlich krachte und donnerte es, überall schlugen Flammen hervor, mir wurde heiss und ich bekam es mit der Angst.
Der Showmaster betrat die Bühne, buhlte um die Gunst des Publikum und feuerte uns an. Die Show konnte losgehen. In der folgenden 3/4 Stunde sah ich erstklassige Stunts, brennende Autos, Fights, Sprünge aus grosser Höhe, einen Frauenkampf und shoot-outs zu der Musik aus Terminator. Weltklasse. Immer wieder wurde das Publikum animiert mitzumachen. Mit einer Handlung kann ich nicht dienen, denn die gab es nicht. Sah alles aus, als würde sich ein Pärchen mit ein paar Bösewichten prügeln.
Ich ging hinaus, durch die Westernstadt zum Dome. Hier legte ich mir eine 3D Brille an, schaute auf die Leinwand, saß auf einer hydraulischen Bühne und schnallte mich an. Nur 10 Personen konnten im Dome auf 2 Reihen zu je 5 Personen Platz nehmen. Zu meiner rechten befand sich eine Laserkanone. Ziel war es möglichst viele Monster, Skelette und Gespenster zu "erledigen". Das Licht ging aus und es ging los. Ich fuhr in einem Höllentempo durch ein unterirdisches Bergwerk und feuerte aus allen Rohren. Am Ende wurde ich Dritter und mein Bild erschien auf der Leinwand.
Nun ging ich dorthin, weswegen ich eigentlich gekommen war: eine Führung durch die Filmstudios. Besser gesagt war es eine Fahrt. In der rechten Spur war die Wartereihe für den GZSZ Set, links eine Tour durch die Studios. Was sich dort an Dialogen, Kontrollverlusten, schlechtem Benehmen abspielte, darüber könnte man einen eigenen Beitrag schreiben.
Foto: Copyright Filmstudio Babelsberg AG
In einer kleinen Eisenbahn fuhr ich mit anderen Besuchern über das Gelände. Wir erhielten viele interessante Informationen, auch zur Geschichte der Studios. Am Ende stoppte die Bahn an der Berliner Mauer. Natürlich nur dem Nachbau, der für den Film 'Sonnenallee' verwendet wurde, nebst einem authentischen Kiosk aus dieser Ära. Wir überquerten eine Strasse und wurden dabei hingewiesen auf den Strassenverkehr aufzupassen.
Was jetzt folgte war wirklich faszinierend: nach einem kleinen Gang befanden wir uns in der obigen Strasse. Man muss es den Produzenten wirklich lassen, hier offenbarte sich die grosse Illusion. Unglaublich, wie durch Kamera, Verwendung von Weitwinkelobjektiven, Perspektiven und Beleuchtung dem Zuschauer ein perfektes Bild von etwas suggeriert wird, was im Grunde gar existent ist. Diese Strasse diente z.B. Roman Polanski für seinen Film 'Der Pianist' als Set, oder auch Tarantino für 'Inglorious Basterds'. Wir erhielten viele aufschlussreiche Informationen, Details und Anekdoten um das Kino, sowie Fernsehen- und Filmproduktionen. Nichts ist, wie es scheint. Ich fühlte mich an 'Matrix' erinnert.
Diese kleine, aber feine Tour kann ich jedem Filminteressierten empfehlen.
Gegen Abend surfte ich über die Friedrichstrasse und Hauptbahnhof zurück nach Schöneberg.
Ein interessanter Tag.
Am darauf folgenden saß ich im Kino am Potsdamer Platz um mir 'Tintin' anzusehen und in der Werbung lief ein Spot für Eiscreme. Menschen laufen auf einen Eiswagen zu, der vor einem Haus in einer Strasse mit Kopfsteinpflaster steht. Komisch, diese Strasse kommt mir doch bekannt vor ...
Aus Babelsberg,
Rick Deckard