Exit Through The Gift Shop – Banksy / Scream 4 – Wes Craven
Das schöne am nerdig sein, ist ja, dass es keine Grenzen des sog. guten Geschmacks gibt. Früher, als ich noch der bürgerlichen Mitte angehörte, habe ich immer zwanghaft versucht meine Filmabende nach gewissen thematischen oder geheimnisvollen inhaltlichen Verbindungen zu gestalten, die ich selbst nicht verstanden hatte. Seit dem ich aber auch die A-Z Ordnung meiner Schallplattenordnung aufgelöst habe, mache ich auch keine geordneten Filmabende mehr. So! Auflösung ist die neue Ordnung!
Heute ehr im regulären Kunstbetrieb angekommen, war Banksy mal ein Straßenkünstler. Mit Schablonengraffitis hat er weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt. Seit Anfang des neuen Jahrtausends hat der Kunstbetrieb ihn aufgenommen. Galleristen- und Kulturschaffende hatten seine Arbeit als wichtig eingestuft und ihm somit die Gelegenheit gegeben ruhmreich zu werden. Banksy scheint aber im Gegensatz zu vielen Künstler seiner Generation, ein Täter zu sein. Während Daniel Richter oder Jonathan Meese über den Sinn des Kunstvertriebs und dem Kommerz nur referieren, ist Banksy ein aktiver Guerillakämpfer und bemüht sich um tatsächliche alternativen Sichtweisen auf kultur-wirtschaftliche Themen.
Genauso hobbyhaft wie wir uns hier unterschiedlichsten Themen annähern tut das auch Banksy’s Hauptfigur Thierry Guetta, der eine Reportage über Banksy plant. Banksy aber wendet das Blatt und richtet die Kamera auf den amateurhaften und durchaus nervigen Thierry.
Scream 4 ist die überraschende Fortsetzung von Scream 1-3. Zuschauer die mit der Reihe bisher nichts anfangen konnten, werden auch jetzt nicht damit beginnen. Dabei war das sicherlich der Plan des findigen Produzenten Bob Weinstein. Ein Neustart zu einer weiteren Trilogie um neue Generationen zu binden.
Diesen Versuch haben auch bereits andere „Slasher“-Reihen unternommen. Künstlerisch ist das ganze höchst fragwürdig, ebenso auch die Frage, ob man hier überhaupt von Filmkunst oder von Unterhaltung sprechen kann.
Bei der Screamreihe hat mir immer gut gefallen, dass sie sich nicht allzu ernst nimmt. Natürlich wird diese Grundidee auch im vierten Teil aufrechterhalten, leider aber wirkt der Streifen aber nun sehr menschenverachtend und wenig trashig: Vor 10 Jahren hat sich Sidney das letzte Mal mit dem Maskenmann duelliert. Nun kehrt sie in ihr amerikanisches Provinznest zurück. Natürlich klingelt sofort das Telefon und sofort gibt es erste Opfer. Lustig dann die ganzen wirren Diskussionen der Beteiligten über veränderten Regeln des Horrorfilms und den Vermutungen wie er weiter vorgehen wird. Allerdings folgen selbst Psychopathen keinen Mustern mehr….
Beide Filme gewährleisten trotzdem einen höchst vergnüglichen Abend. Beide Filme als nötig einzustufen oder oberflächlich oder unnötig wäre falsch. Natürlich kann man getrost darauf verzichten, allerdings sollte man vor diesem Urteil einmal fragen, was für eine Erwartungshaltung man selbst eigentlich an einen Film aus dem Jahr 2009, 2010 oder 2011 hat?
Deckard und ich schwimmen ja derzeit etwas kopf- und motivlos in der Kinowelt rum. Deckard kapriziert sich auf den filmischen Score, ich suche die Flucht in der Serienwelt.
Einige große, freudig erwartete Filme stehen an! Einige etwas kleinere haben wir bisher verpasst!
Obwohl ich von einem vergnüglichen Filmabend mit „Exit….“ Und „Scream 4“ gesprochen habe, ist das ganze höchst unbefriedigend und ganz ehrlich, ich wünschte ich hätte zwei wundervolle, zu herzen gehende und opulente Filme gesehen, die mich umgehauen hätten. Die Suche im Untergrund ist ein leidendes und zähes Zwischenspiel!
Alan Lomax