Das Kabinett des Dr. Parnassus

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  19. Juli 2010, 16:30  -  #Filme

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Ich glaube, dass das der erste Film ist, den ich von Terry Gilliam gesehen habe. Vor Jahren habe ich 'Brazil' ausgeschaltet, weil ich die Handlung zum einen nicht verstand und zum anderen den Film als ziemlich skuril empfand. Dem zu Folge war ich etwas skeptisch seinem neuesten Film gegenüber.

Aber dieser Film hat auf voller Länge überzeugt. Er ist kurzweilig, sehr unterhaltsam und sehr humorig dazu. Es gibt viele Passagen, bei denen ich herzhaft lachen musste, insbesondere wegen der Dialoge. 

Eine wahre Freude ist es Tom Waits und Christopher Plummer zu beobachten. Ersterer spielt den Teufel überzeugend mit kleinen Gesten und sparsamer Mimik, aber sehr effektiv und Plummer aka Dr. Parnassus liefert wirklich eine fast komödiantische Leistung. Allein diese schauspielerische Kombination von Waits und Plummer als zwei Seiten einer Medaille ist so abwegig, dass nur einer wie Gilliam auf die Idee kommen kann. Wie er zusammen mit seinem Co-Autor Charles McKeown diese Figuren zeichnet ist mehr als sehenswert.

Auf der anderen Seite steht Heath Ledger in seinem letzten Film. Merkwürdig, wie nah Realität und Fiktion manchmal sein können. Ledger verstarb noch während der Dreharbeiten Anfang Januar 2008 und wenn man ihn in seiner ersten Einstellung sieht kann einem das lachen vergehen. Mutig, dass Gilliam diese Szene belassen hat. Wieviel Pech T. Gilliam bisher bei fast all seinen Projekten gehabt hat, kann man fast überall und auch in neu erschienenen Büchern nachlesen. Insbesondere das Desaster zu seinem 'Don Quijote' Projekt haben arg an ihm gezehrt. Nun musste er auch noch den Tod seines Hauptdarstellers verkraften. Dank der Freunde von Ledger, namentlich Depp, Law und Farrell konnte der Film trotzdem realisiert werden, was auch daran lag, dass die realen Szenen mit Ledger bereits abgedreht waren.

Die Geschichte ist wie zu erwarten sehr abwegig und surreal, aber gerade das macht ihren Reiz aus. Das ewige Duell zwischen 'Gut & Böse' findet hier eine andere bildliche Veranschaulichung als gewohnt. In vielen Szenen blitzt auch der Humor von Monty Python unverkennbar durch und man kann nicht anders als lachen. Manchmal grenzt das fast an Anarchie.

Man muss sich auf diese sonderbare Erzählweise einlassen, dann eröffnen sich Himmel und Hölle. Sehr gelungen sind neben den Dialogen auch auch die Darstellungen von o.g. Herren hinter einem Spiegel im Kabinett des Dr. Parnassus. Was es damit auf sich hat? Sehen und staunen und sich fragen, wie die innere Welt von einem selbst hinter einem solchen Spiegel aussehen würde. 

Das ist eigentlich das faszinierende an diesem Film, dass Gilliam es auf sehr subversive Art und Weise schafft, dass man am Ende sich selbst hinterfragt. Sehr schlau!

Die Bilder einer Fantasiewelt in einer filmischen Realität sind bunt, düster und eben phantastisch und surreal. Das verleiht dem Film immer wieder eine unwiderstehliche Anziehungskraft. Fast wünschte ich mir manchmal und auch jetzt, dass Tim Burton diesen Film gedreht hätte, aber dessen 'Alice im Wunderland' erscheint ja bald als DVD.

Für Freunde des abwechslungsreichen Kinos jenseits des Mainstream ist dieser Film eine klare Empfehlung und ich habe ihn sehr genossen.

Ich hoffe, dass Gilliam wieder einmal Glück in seinem Leben als Regisseur hat, denn erst ist definitiv ein begnadeter Künstler.

Rick Deckard

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