Barbarella

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  8. Februar 2010, 20:05  -  #Filme

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Ich hatte absolut keine Ahnung was mich erwarten würde. Das Bild auf der DVD versprach verschrobenes. 'Barbarella' kannte ich nur als Namen und die Tatsache, dass Jane Fonda mitspielt. Als die Titelsequenz begann staunte ich, denn die Musik mit dem Song war Sixties pur und der Striptease den Fonda aus ihrem Raumanzug hinlegt mit dem Hintergrund und der musikalischen Untermalung ist Popkultur im wahrsten Sinne des Wortes und grandios. Diese Szene mit einer perfekt vorgegaukelten Schwerelosigkeit und die sich darin entkleidende Actrice sind mit das Beste an Eröffnungen was ich bisher aus diesem Jahrzehnt sah. Aber die Ausstattung ihres Raumschiffs und die Darstellung des Weltalls am Anfang liessen böses erahnen. Die Wände des Raumschiffs bestehen aus einem braunen Flokati (?) Teppich, man sieht eine Wand mit glänzenden Pailletten, die einen Computer darstellen sollen und in der Ecke hängt ein Impressionist! 

Als dann die Handlung einsetzte, setzten auch die Schmerzen ein, denn der Film ist einer der schlechtesten Streifen, vielleicht der schlechteste, den ich je in meinem Leben gesehen habe. Definitiv etwas für den Mülleimer. "Handlung", Darsteller, Special "Effects" und alles weitere sind ganz mieser Trash. Mag sein, dass das zu Zeiten der Hippies und 'Make Love, Not War' Generation humorig und Kult war, aber im Jahr 2010, dem Jahr, in dem wir alle Kontakt aufnehmen, ist es ein dreckiges Staubkorn der Filmgeschichte.

Noch nie war ich so nah dran einen Film auszuschalten, denn es hat wirklich weh getan. Bin noch am überlegen, ob ich den Film behalte und aus purer Boshaftigkeit jemanden schenke (meine Sachen sehen alle aus wie neu) oder in seine Einzelteile zerlege. Grausig. Fonda ist natürlich eine Augenweide in den Kostümen von Paco Rabanne und trägt den Film von der ersten bis zur letzten Minute, genauso wie die gelungene poppige Musik die erheitert, aber der Rest ist so billig, dass einem die Haare zu Berge stehen.

Liest man im Internet hier und da nach so erfährt man, dass die Vorlage für den Film ein Comic von Jean-Claude Forest war. Interessanterweise war der Co-Drehbuchautor Terry Southern, der die Drehbücher so solch wegweisenden und grossartigen Filmen wie 'Easy Rider', 'Der Fänger', 'Cincinatti Kid', 'Casino Royale' und 'Dr. Seltsam ...' schrieb. Was hatte er eingenommen als er das Drehbuch zu 'Barbarella'schrieb? Was man noch lesen kann ist die Tatsache, dass der Film Vorlage war für Bands, Künstler und Musiker in vielerlei Beziehung von Duran Duran (der Bösewicht heisst Durand-Durand), über Kylie Minogue, Motörhead, Sven Väth, Stan Lee und Jonathan Demme. Somit anscheinend ein Erbe der Popkultur.

Für den Film braucht man wirklich Ausdauer und ein gewisses Mass an Empfindungslosigkeit. Am besten würde er ohne Ton auf einem Flatscreen bei einer Party im Hintergrund laufen. 

Rick Deckard

link zur Titelsequenz auf youtube (ansehen!)
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