Abel Ferrara's King Of New York - Christopher Walken und Larry Fishburne prägen die 90er Jahre
Die Bezeichnung Kultfilm wird arg überstrapaziert, besonders in der heutigen Zeit. Alles, was auch nur annähernd kultverdächtigen Charakter haben könnte (!), wird als Anlaß genommen Filme sofort so zu titulieren und das nicht erst im Laufe von Jahren oder nach der Veröffentlichung, sondern bereits vor Erscheinen! Ein Vorgehen, von dem, v.a. bedingt durch die Filme eines Quentin Tarantino, inflationär Gebrauch gemacht wird. Das können wir so nicht stehen lassen und es ist an der Zeit diesen Begriff wieder zu entmüllen.
Die Neunziger Jahre hatten einen entscheidenden Einfluss auf die Rezeption von Filmen in der Lomax & Deckard'schen Welt. Auslöser war der Klassiker 'King Of New York' von Abel Ferrara aus dem Jahr 1990, ein Film, der immer wieder zitiert wurde und das nicht nur unter uns, sondern auch in der Öffentlichkeit mit Wirkung, doch dazu später mehr.
Chris Walken, das einmal vorweg, ist eine lebende Legende und ein Superstar in unserem filmischen Universum. Erste Bekanntschaft machten wir mit ihm in Michael Cimino's Meisterwerk 'The Deer Hunter', in dem Walken eine grandiose schauspielerische Leistung liefert. Diese Qualität der Darstellungskunst hält sich bei Ihm bis heute, siehe auch sein aktuell erscheinender Film '7 Psychos'. Sein (von Tarantino umwerfend inszenierter) Dialog mit Dennis Hopper in 'True Romance' ist in die Filmgeschichte eingegangen, sein Tanz durch eine Hotelhalle zu der Musik von Fatboy Slim ein Ereignis, jedesmal auf's Neue. Der Mann hat bereits im Alter von zehn Jahren mit Jerry Lewis und Dean Martin getanzt!
Ebenso umwerfend war seine Leistung in dem Film von Abel Ferrara, in dem er den Gangster und Drogenboss Frank White spielt, der, nachdem er aus der Haft entlassen wird, daran arbeitet New York unter seine Kontrolle zu bekommen. Dass das nicht unblutig zugeht, dürfte jedem klar sein. Doch es geht es in dem Film nicht um Shoot Outs oder Action, sondern eher um eine Tragödie, die einer verlorenen Seele. Walken spielt den Drogenboß White mit einer für ihn eigenen "Grandezza" und in einer Szene blitzt auch sein tänzerisches Talent kurz auf. Dieser Film darf für Walken Fans in keiner Sammlung fehlen - ein absolutes Muss!

Sagenhaft! Die Eröffnungszene bzw. eine der ersten Szenen, ist nicht nur eine der besten des Films, sie hat auch Dialoge, die in den allgemeinen Sprachgebrauch übergangen sind. Jimmy Jump trifft sich mit dem Drogenhändler Emilio El Zapa zu einer Übergabe: Kamera, Schnitt und Dialoge sind superb! Das Timing mit der Ferrara diese Sequenz inszenierte sucht bis heute seinesgleichen. Legendär: "Was ist das?" "Damit stopft man die Löcher im Anzug!" Übrigens: Der heute so populäre Steve Buscemi ist in dieser Szene auch zu sehen. Sein Name im Film: Test Tube. Doch nicht nur diese Szene ging in die Geschichte ein, sondern auch die, in der Fishburne in einem Fastfood Restaurant Essen bestellt ... und Root Beer! Lomax und ich testeten dies sogleich, stellten aber fest, dass das nicht ganz unser Geschmack war.
In einer Szene des Films, ich weiss nicht mehr welche, sagt Fishburne:"Du bist der King Tito, Du hast die Macht!" Dass diese Zeile Lomax einmal in der Realität helfen würde ahnten wir nicht. Ich erinnere mich an eine E Mail Korrespondenz: Lomax war einige Zeit nach dem Betrachten dieses Films irgendwo abends in einer Bar oder Club am Rhein unterwegs. Als er von den Örtlichkeiten wiederkam, stand ihm ein Halbstarker im Wege und meinte ihn nicht durchlassen zu müssen und fragte Lomax, warum er das tun solle? Alan reagierte blitzschnell und zitierte eben diesen Satz in einer Variation ("Weil ich der King bin, ich habe die Macht!") und anscheinend mit Nachdruck, so dass der Fatzke ihn gewähren liess. DAS nenne ich Kultentwicklung.
Die Kamera wurde geführt von dem Montenegriner Bojan Bazelli (erstklassige Bilder), die Musik stammte von Joe Delia. Altersfreigabe FSK 18. In den Staaten scheint es eine Special Edition zu geben, hoffentlich erscheint eine solche auch mal hier.
Abel Ferrara schuf mit seinem Gangsterfilm einen Meilenstein, zwar nicht des Kinos, auch kein Meisterwerk, aber einen Film, der die Bezeichnung 'Kult' wahrhaftig verdient.
Aus New York,
Rick Deckard