Operation Fortune - Guy Ritchie

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  17. Mai 2023, 19:03  -  #Filme, #Kino, #Film

Operation Fortune - Guy Ritchie

Huch! Es gibt sie noch, die Spielfilme im alten Stil. Man muss lediglich zu den Altbewährten zurückkehren und schon hat man einen kurzweiligen, lustigen und unterhaltsamen Filmabend.

 

Eigentlich hätte ich den schon viel früher sehen müssen, immerhin ist hier Guy Ritchie am Werk und der ist in diesem Blog wahrlich kein Unbekannter. Allerdings hinterließ sein letzter Film Cash Truck eine unerklärliche Irritation, der Film erweckte den Eindruck, als hätte man Ritchie den final cut entzogen. Bei Cash Truck passte nichts zusammen, die Handlung war voller Logiklöcher. Lomax und ich waren perplex. 

 

Nun also Operation Fortune. Erzählt wird die Geschichte von Orson (!) Fortune,  einem Spion des MI 6, der von der Regierung beauftragt wird etwas wiederzubeschaffen, von dem die Auftraggeber gar nicht wissen, was es ist. So kurios der Anfang, so "furios" der Film. Okay, nicht ganz so furios, aber doch einer Besprechung wert.

 

Die Handlung des Films beginnt, wie so häufig, mit einer schnellen Zusammenstellung eines Teams à la Mission Impossible: Eine Computer-Spezialistin und ein Ex-Elite-Soldat und schon geht sie los die weltumspannende Mission. Der Film ist nicht sehenswert wegen der üblichen Dramaturgie mit den üblichen Action-Szenen und Verfolgungsjagden, sondern wegen des Stils des Regisseurs. Der ist unnachahmlich.

Operation Fortune - Guy Ritchie

Ähnlich wie Quentin Tarantino ist Guy Ritchie ein Meister in der Charakterisierung von Figuren, gar eines ganzen Ensembles, der Szenengestaltung und der Dialoge. Diese Fähigkeit zeichnet viele seine Filme aus und eben diese Kombination von Charakterzeichnungen in Verbindung mit geschliffenen Dialogen und Situationskomik sorgt für Unterhaltung und Lacher. Sometimes very British indeed.

 

Ritchie hat auch ein Faible für seine Schauspieler, er ist ein Schauspieler-Regisseur. Beste Beispiele sind seine beiden Erstwerke Bube, Dame, König, grAS und der grandiose Snatch als auch der sehr gelungene The Gentlemen, gerade bei letzterem kann man sehen, wieviel Zeit sich Ritchie für Dialoge und Szenengestaltung nimmt.

 

Von daher überrascht es kaum, dass Operation Fortune weniger durch die Action und Handlung beeindruckt, sondern vielmehr durch die Figuren und deren Beziehung zueinander.

 

Überzeugend in diesem Zusammenhang ist der mittlerweile legendäre Jason Statham als Orson Fortune und absoluter Ultra-Kult Hudge Grant, sorry, Uuuu Graaant, als Waffenhändler Greg Simmonds.

 

Statham, ich kann es nicht erklären, spielt immer die gleichen Rollen und ist, das muss man sich zugestehen, ein nicht sonderlich talentierter Schauspieler, aber seine Leinwandpräsenz, seine Wirkung auf der Leinwand ist enorm und er ist der klassische Held, den man seit Jugendtagen im Kino bewundert: Der aufrechte, noble und gerechte good guy, der auch hart und unerbittlich sein kann, wenn es sein muss. Zudem weiss Statham durch seine exzellente martial arts Expertise zu überzeugen. Ein cooler Typ.

 

Hugh Grant wird, und an dieser Stelle passt der Vergleich endlich mal, immer besser, je älter er wird. Bereits bei The Gentlemen lieferte er eine bestechende Leistung als windiger und schmieriger Privatdetektiv Fletcher ab, der versucht Charlie Hunnam zu erpressen. Hier mimt er einen Milliardenschweren Waffenhändler und seine Performance, als auch die exzellente deutsche Synchronisation, hat es in sich.

 

Die Kunst in seinem Spiel liegt darin, als dass man nie so genau weis, was in ihm vorgeht und sehr geschickt spielen Ritchie und Grant, wenn auch sehr milde, mit den Stereotypien eines Psychopathen, der von einer Sekunde auf die andere zu irrationalen Handlungen neigen kann. Hier jedoch, wir sind in einem Guy Ritchie Film, ist das nicht der Fall.

 

Es gibt eine lange Sequenz auf einer Jacht, in der Orson und seinen Mitstreiter versuchen an Daten zu gelangen. Die Art, wie Grant hier als Figur eingeführt wird, seine Kleidung, seine Mimik, seine Gestik sind wirklich funny. Wunderbar, wie er das spielt, eine Mischung aus Macht, stilvollem und plumpem Macho-Gehabe mit aristokratischem Spleen. Achten Sie dabei genau auf seine Frisur, seine Kleidung und seine Körpersprache, auch in der Schlusssequenz.

 

Operation Fortune ist leichte, kurzweilige und gute Unterhaltung im klassischen Sinne. Der Film bietet eine lineare Erzählung mit Eröffnung, dem typischen "call to adventure", gut getimten "turning points" und einem lustigen Finale. Das Ensemble ist gut aufgelegt, Ritchie und seine Crew nehmen sich selbst und die Handlung nicht sonderlich ernst und schaffen so Unbeschwertheit. Und bevor ich es vergesse: Das sind die kleinen Unterschiede, die Können von Trash unterscheiden (Ultra Trash Teil II folgt bald).

 

Fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit (?) lief dieses Jahr sein Action-Thriller The Covenant im Kino und soll noch 2023 bei Amazon Prime erscheinen, mit Jake Gyllenhaal in der Hauptrolle.

 

Aus Cannes von einer Jacht,

 

Rick Deckard

 

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