The 800 - Guan Hu

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  22. Februar 2021, 12:28  -  #Essay, #Filme

The 800 - Guan Hu

 

Der Film THE EIGHT HUNDRED ist in jeglicher Hinsicht spektakulär. Eine ziemlich runtergekommene Gruppe chinesischer Soldaten verteidigt im Jahr 1937 in Shanghai ein Lagerhaus gegen die japanischen Truppen. Der Kampf und das Shiang-Lager ist zwar über 83 Jahre her, aber noch heute, sehr fest in der chinesischen Kultur und Geschichte verankert.

Diese historische Schlacht, die noch immer Millionen Chinesen berührt, ist vielleicht die seltsamste in einem Krieg überhaupt. Die Stadt Shanghai ist durch eine Brücke in zwei Seiten geteilt. Auf der einen Flussseite ist die kriegerische Hölle ausgebrochen. Menschen sterben, Gebäude werden nieder -gebrannt und von den japanischen Truppen bombardiert. Während auf der anderen Seite des Flusses die Menschen ihr Leben in Casinos, Bars und Theatern genießen.

Der Regisseur Guan Hu hat diesen Film, übrigens als ersten chinesischen überhaupt, vollständig mit IMAX-Kameras gedreht. Die Wucht der Realität funktioniert aber auch auf dem heimischen Fernseher. THE EIGHT HUNDRED ist aber nicht nur visuell ein Erlebnis, es ist insbesondere die perfekte Dramaturgie und der Fluss der Erzählung, die von Minute eins bis zweihundertneunundzwanzig vollends funktioniert.

Der Höhepunkt der Intensität wird in der Sequenz erreicht, als wenige Männer auf dem Dach des Lagerhauses die chinesische Nationalflagge hissen und von japanischen Flugzeugen angegriffen werden. Auf der anderen Flussseite, stehen die normalen Menschen und beobachten wie die tapferen Soldaten sich für ihr Land opfern. Das Kino war selten großartiger als in dieser Sequenz! Denn in dem Moment als den Bauern, Studenten, Gangstermitgliedern, Kindern, Verkäufer etc.  bewusst wird, dass dort 16 – 18 Jahre alte Mitbürger für sie kämpfen und sterben und für ihr Land alles opfern, weil sie es als Aufgabe ihres Lebens verstanden haben, das Überleben anderer Menschen in ihrem Land zu sichern und die Tatsache, dass diese das direkt miterleben ist schlicht weg der Motor für diese Geschichte. Selten wurde dem neutralen Beobachter die Antwort auf die Frage geben, weshalb Menschen in den Krieg ziehen, ohne dies zu befürworten!

Zu Beginn des Filmes hören wir die Off-Stimme einer Frau, die damals die schreckliche Szenerie als Kind beobachtet hat. Sie erzählt, dass sie noch heute täglich zu den Ruinen der Lagerhalle geht und eine Kerze für diese Männer aufstellt. China selbst hat die Premiere der Achtzig Millionen Dollar Produktion mehrfach gestoppt. Ein Hauptgrund war, dass die aktuelle chinesische Propaganda dieses historische Ereignis als Kommunistischen Sieg Maos darstellt, was schlichtweg historische Folklore ist.

Der Film erzählt mit einer halsbrecherischen Geschwindigkeit das Drama, mit einem Hauch von asiatischer Poesie und ästhetischen Elementen der Peking-Oper, Tierbildern und Schattenpuppen aus der chinesischen Volkskultur.

Die japanische Seite, wird gänzlich gar nicht dargestellt. Und natürlich ist der Streifen kein Ensemble-Film. Was ich ihm nicht vorwerfen, sondern im Gegenteil sehr gelungen finde. Insbesondere, wenn ich den direkten Vergleich zu DUNKRIK von Christoper Nolan ziehe. Und bei allem Nachdenken darüber, bin ich sehr berührt, wie sehr mir die chinesischen Widerstandskämpfer in diesem Film zu Herzen gehen.

Zuletzt ist da aber das erstklassige Produktionsdesign. Die Pracht der europäischen Konzessionsarchitektur im Kontrast zu dem tristen Kriegsgebiet ist einfach ein vollendetes Kunstwerk.

Der Film ist in erster Linie ein Kriegsfilm. Aber wir haben in diesem Blog bereits häufig über dieses Genre geschrieben und es uns selbst erklärt, weshalb wir es für eines der geeignetsten filmischen halten, um Größenwahn, Menschenverachtung im direkten Kontrast zu Pathos, Leidenschaft und Menschlichkeit darstellen zu können. The 800 schlägt ein neues Kapitel auf!

Alan Lomax

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