Die dunkelste Stunde - Joe Wright

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  2. Juni 2020, 21:27  -  #Filme

Die dunkelste Stunde - Joe Wright

Wie oft hat man seinen Namen gelesen, wie häufig ihn gesehen, den kleinen Mann mit Hut, dem verschmitzten Lächeln und der Zigarre in den Händen, ob in Filmen, Büchern, Zeitungen oder Zeitschriften. Der Name Winston Churchill ist nahezu jedem geläufig.

Joe Wright hat dem britischen Premierminister ein filmisches Denkmal gesetzt. Der Film lief gestern im ZDF und ich bin überaus glücklich, ihn gesehen zu haben, denn er ist eine Sternstunde des Kinos. Als der Film 2017 erschien, war ich zurückhaltend, weil ich der Biopics überdrüssig war, nicht zuletzt aufgrund der Flut an Filmen aus diesem Genre, einzig darauf getrimmt, sich auf Oscar-Kurs zu begeben. Doch im Falle von DARKEST HOUR war das ein grosser Fehler, den ich mir selbst eingestehen muss.

Regisseur Wright zeigt die Krise im britischen Parlament zu Beginn des II. Weltkriegs, als Europa von Nazi-Deutschland erobert wird und die Alliierten nichts entgegenzusetzen haben. Den Vormarsch vermögen selbst die Franzosen nicht aufzuhalten und so ziehen sich die Briten bis an den Kanal zurück, die Situation in Dünkirchen spitzt sich dramatisch zu.

Zeitgleich kommt es im Kabinett in London zur Krise, weil der amtierende Premierminister aufgrund seiner mangelhaften Politik zum Rücktritt gezwungen wird. Es wird unter Druck nach einem Nachfolger gesucht und der Name Churchill fällt. Churchills Ernennung zum Premier missbilligen jedoch viele aufgrund seiner Vorgeschichte, seiner Entschiedenheit und seinem rigorosem Vorgehen, nicht nur die Parlamentarier, sondern Anfangs auch König Georg VI.

Die dunkelste Stunde - Joe Wright

Mit THE DARKEST HOUR ist Joe Wright meisterhaftes Kino gelungen.

Ich war überwältigt. In Zeiten in denen Streaming Plattformen, Apps und das Fernsehen die heimische Leinwand weiter und weiter zumüllen mit drittklassigen Produktionen, schlechten Filmen und noch schlechteren Serien, erinnert dieser Film nicht nur an die Glanzzeit, sondern auch die Macht des Kinos, des Films, etwas zu bewegen und wenn es auch nur Gedanken sind.

Wright ist eine brillante Studie über den berühmten britischen Premier gelungen und es gelingt ihm in 2 Stunden den Politiker als auch den Menschen Churchill den Zuschauern näher zu bringen. THE DARKEST HOUR ist ein Film über die Schwierigkeit Entscheidungen zu treffen, sich über die Tragweite einer getroffenen Entscheidung bewusst zu sein und ein Film über Weitsicht, Entschiedenheit und Klugheit.

Vor allem aber ist es ein Film über: Mut.

Das Wright dies gelingt, liegt zu allererst an Gary Oldman. Sein Spiel ist mitreissend und von solch einer Intensität, dass mich seine Performance zu Jubelstürmen verleitete und mich daran erinnert hat, wie wichtig, wie grossartig und wie künstlerisch hochbegabt Schauspieler sind. Natürlich trägt die exzellente Maske dazu bei, für sich allein ein Kunstwerk, aber es ist Oldman, der diese Maske organisch zum Leben erweckt. Seine Mimik, seine Körpersprache, seine Energie sind so beeindruckend, wie einst Robert De Niro in RAGING BULL.

Welche immens schwere Bürde auf den Schultern Churchills lastete, wie er damit umging und mit welcher Zielstrebigkeit und Energie er voranschritt und sich weder von den Widersachern an der heimischen Front, noch von der Weltpolitischen Lage beirren liess, das zu beobachten ist schlicht überwältigend.

Der Film hat hoch dramatische, sehr bewegende und berührende Szenen, die sich abwechseln mit Momenten der Stille und des Innehalten, die einem den Atem rauben. Die Schauspieler verstehen es, auch solche Momente allein durch ihre Präsenz zu füllen. Die Dramatik und Intensität einiger Szenen ist so durchdringend, dass man Tränen in den Augen hat.

Man mag es kaum für möglich halten, aber es gibt sie diese Filme, immer noch, nur muss man nach ihnen suchen. V.a. darf man sich durch die inflationäre Überflutung in den Medien nicht beirren lassen, auch das war eine Erkenntnis des gestrigen Abends.

THE DARKEST HOUR wirkt lange nach. Das ist eine Stimmung, ein Gefühl, wie ich es lange nicht mehr nach der Betrachtung eines Films hatte. Immer schon habe ich Oldman bewundert, insbesondere, als ich ihn in den 90er Jahren für mich entdeckte. Ich mochte sein extrovertiertes, energetisches Spiel, doch seine Leistung als Winston Churchill ist überragend.

Eine Glanzleistung.

Ein Meisterwerk.

"Erfolg ist nicht endgültig, Misserfolg ist nicht fatal; was zählt ist der Mut weiterzumachen."

Winston Churchill.

Ein euphorischer

Rick Deckard

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