Unbroken – Angelina Jolie
Dieser Film ist von der internationalen Presse regelrecht in der Luft zerrissen worden. Es gibt kaum eine Kritik, die sich für den Film oder für Angelina Jolie ausspricht.
Und das liegt ganz klar an Angelina Jolie. Nicht an ihrer Dummheit oder ihrem Unvermögen Filme zu machen, sondern an ihrem Namen und ihrer Prominenz. Hätte diesen Film Heinz Werter oder Gertrut Zinftwandel (sic!) gemacht, wäre vieles anders gelaufen.
Hinzu kommt das ich zumindest bei vielen deutschen Filmkritikern vermehrt von einer Aussage des französischen Cineasten Godard bestätigt werde: Nämlich, dass sie sich über schlechte Filme mokieren, aber nicht mehr wissen, was ein guter Film ist.
Denn UNBROKE ist eigentlich gar nicht so schlecht und erinnert in ganz weiter Ferne an Lawrence von Arabien als Wunschvorlage. Ich bin fest davon überzeugt, dass Frau Jolie tatsächlich die Ambition hatte ein David Lean epigonales Meisterwerk zu schaffen, was ihr natürlich nicht gelungen ist.
Es ist einfach zu beantworten, warum ihr das nicht gelungen, obwohl sie viele Ideen kopiert, einige sogar dechiffriert hat: Ihr fehlt der Kamerablick!
Es ist müßig diese Vergleiche anzustellen, aber wenn Freddie Youngs Kamera die Weite und Erhabenheit der Wüste einfängt, die Musik von Maurice Jarre einsetzt, steht das eben auch im direkten Zusammenhang mit der psychologischen Entwicklung des Protagonisten. Jolie hingegen filmt, sieht aber nichts, sie schreibt und kopiert dann mit der Kamera, was sie aufgeschrieben hat.
Oder wie es auch Godard formuliert: Sie benutzt die Kamera nicht, um etwas zu sehen, was ohne Kamera unsichtbar bleiben würde.
Weiterhin verfolgt sie den Aufstieg des Helden in der ersten und dem tiefen Fall in der zweiten Hälfte, ausnahmslos ohne weibliche Sprechrolle bis hin zur kopierten Folterszene des unvergessenen José Ferrer als Kommandant Hadjim Bey zu dem bösen japanischen Lagerkommandanten Watanabe (Miyavi).
In der Gänze erzählt uns die Regisseurin die von Laura Hillebrand verfasste Biografie des 1917 geborenen Louis Zamperini, einem italienischstämmigen Kalifornier, der bei der Olympiade 1936 Sportgeschichte schrieb, den Kugelhagel des Luftkrieges über dem Pazifik wiederstand, in einem Schlauchboot 47-Tage auf dem offenen Meer überlebte und dann in einem japanischen Gefangenenlager unglaublichste Qualen durch den erwähnten Lagerleiter erdulden musste.
„Halte durch, dann kommst du durch“ ist Zamperini’s Überlebensmotto und natürlich die nicht ganz uneigennützige Botschaft des Filmes, die damit auch die ewige Stärke des amerikanischen Habitus vermittelt.
Während Lean uns kritisch die Machtinteressen der Kolonialmächte im Nahen Osten vermittelt und es ihm mit der Legende Lawrence und der einmaligen Schauspielkunst von Peter O’Toole gelingt den wohl widersprüchlichsten und charismatischsten Charakter der Filmgeschichte zu zeigen, wirkt Zamperini und sein Darsteller Jack O’Connell leider zu häufig leer und behäbig.
Dennoch! Der UNBROKE Streifen fällt aus der heutigen Zeit. Man kann ihn als reinen Abenteuerfilm der alten Schule sehen und er hat ein gewisses Niveau, welches das Kintopp am Laufen hält. Vielleicht ist der Film auch ein wenig altmodisch, was den adaptiven Ansatz zu LAWRENCE OF ARABIA und den wenig konkret ausgesprochenen homophoben Subtext erklären würde. Merkwürdig (und es muss leider gesagt werden) ist, das die Coen-Brothers am Drehbuch beteiligt waren und man doch nur eine Allegorie von unterschiedlichen Bildmotiven und Stationen aus dem Leben des Helden gezeigt bekommt, ohne das sein Charakter in irgendeiner Form weiterentwickelt wird.
Wirklich bitter ist dann das Ende, welches ich hier nicht spoilen möchte, welches aber die komplette Leidenschaftslosigkeit der Filmemacher darstellt und schon jetzt als der schlechteste Abspann der Filmgeschichte in mein Notizbuch der Listen notiert wird.
Anschauen oder nicht anschauen, dass ist hier die Frage! Oder eben „Halte durch, dann kommst du durch“.
Einen großen schweren Balken stemmend
Alan Lomax