10 Cloverfield Lane - Dan Trachtenberg
Intro
Es gibt aber tausend Möglichkeiten eine Filmkritik zu schreiben. Bei dem folgenden Eintrag möchte ich gerne vorab darauf hinweisen, dass es sich nicht um eine "Kritik" handelt, sondern um eine Empfehlung! Denn dieser Film, 10 Cloverfield Lane, ist so ausgezeichnet, dass er empfehlen werden muss. Inhaltlich über den Film zu schreiben, gar die Interaktion der Charaktere zu bewerten und zu kontrastieren, wäre gespoilt. Lassen Sie sich auf den Streifen ein, am Besten ist es, wenn Sie so wenig als möglich darüber wissen.
Denoch zwei kurze Hinweise: Ich werde vor meinem Beitrag, das LANE THEME von Bear Mc Creary posten. Hören Sie es sich gerne an, wen Sie meinen denoch ungespoilten Eindruck des Filmes lesen und freuen Sie sich auf einen gelungen Kinoabend zwischen perfekter Unterhaltung und perfider Suspensespannung, die ja bekannter Weise immernoch am besten ist, wenn man nicht genau weiß, wovor man sich eigentlich fürchtet.
Ach so, noch ein Wort! Stehen Sie auf Design und auf Titel- und Endthemes á la Saul Bass, dann sehen Sie sich den Film bitte unbedingt bis zum allerletzten Ende an. Die Typografie ist famos...
Gestern hat unser Innenminister de Maizière der deutschen Bevölkerung -im Rahmen des neuen Sicherheitskonzeptes- empfohlen einen individuellen Vorrat an Lebensmitteln von zehn Tagen vorzuhalten.
Wir alle kennen diese Typen aus den USA, die sich Prepper nennen. Aus den „Vorbereiteten auf eine Katastrophe“ die sich Bunker bauen und Survivalkonzepte überlegen, ist eine Bewegung geworden.
Umweltkatastrophen, terroristische Anschläge, Epidemien, steigernde Verängstigung in der Bevölkerung, all das führt zu diesem Phänomen, welches eigentlich keins ist, sondern im Prinzip die rudimentären Überlebensinstinkte der Menschen darstellt: Sicherheit, Angst, Besitztum bewahren, Überleben und durch Selbstversorgung im Vorteil gegenüber anderen sein.
Einerseits nachvollziehbar, andererseits kann man auch ein klares Profil von Preppern erstellen, welches bei der Beschreibung der Menschen ehr einen negativen Touch darstellt, da zu dieser Szene viele rechts und Republikaner geneigte Menschen, mit einem Hang zum Ausstattungswahn, Militaristischer Perfektion und Organisation neigenden, Egoisten gehören. Und das ist kein pauschales Urteil, sondern nachgewissene Zielgruppenforschung. (Ausnahmen bestätigen die Regel, klar!)
Vor acht Jahren hat J.J. Abrams ein solches Endszenario für Prepper in die Kinos gebracht. Das recht schlechte SciFi/Horror-Mashup Cloverfield war leider nichts. Ein paar Terroranschläge und Naturkatastrophen später, ist nun der Nachfolger 10 Cloverfield Lane in den Streams und auf DVD erschienen. Und dieser Streifen hat zum Glück überhaupt nichts mit dem Vorgänger zu tun. Im Prinzip auch inhaltlich nicht. Sie müssen dieses wissen nicht haben.
Wir erleben Mary Elizabeth Winstead, John Goodman und John Gallagher Jr. 105 Minuten in einem Prepper Bunker. Der einfache Plot entwickelt sich zu einem grandiosen Psychothriller, der seine durchweg großen Momente aus der furchteinflößenden Darstellung von John Goodman, dem fehlenden Wissen der Zuschauer was außerhalb des Bunkers passiert, aus dem gelungen Kammerspiel und den genial aufbauenden Hinweisen von Gegenständen bezieht, die im Laufe des Filmes mehr und mehr an Bedeutung gewinnen.
Hinzu gibt es einen wirklich verstörend schönen Score von Bear Mc Creary zu hören und wir haben eine Genrewendung am Ende des Filmes, der nicht nur Manoj Night Shyamalan‘s THE SIGN alle Ehre macht, sondern Regisseur Dan Trachtenberg selbst verstört haben muss, nachdem er mit J.J. Abrams die Final Cut Version gesehen hat.
Der Film kommt zur rechten Zeit! Denn wie auch immer man zum Preppertum steht, egal welche Katastrophe dann draußen wütet, der gefährlichste Faktor bei allen Apokalypsen ist noch immer der Mensch.
Mit 10 Cloverfield Lane ist Dan Trachtenberg vielleicht der Überraschungsfilm des Jahres gelungen. Denn er unterhält nicht nur. Sondern er macht Angst, stellt Fragen! Eine kleine Perle!
Am Überlegen wo ich die empfohlenen 40 Liter Wasser hinstelle und wann ich Lust habe den Mist aus dem Supermarkt in meinen Keller zu schleppen!
„…vielleicht kaufe ich mir doch lieber „nur“ eine Waffe“ (...bei Gelegenheit dürfen SIe mich, in diesem Zusammenhang zitieren!)
Alan Lomax