The Eiger Sanction - Im Auftrag des Drachen

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  19. Oktober 2010, 13:02  -  #Filme

EigerBevor Clint Eastwood ein Meisterregisseur wurde dreht er eine Reihe kruder Filme, zu denen der hier genannte gehören, als auch Streifen wie 'Mit Vollgas nach San Fernando' oder 'Firefox' (mit einem sensationellen Finale im Stile Star Wars!). Diese Filme sind alle sehr amüsant und passen so gar nicht in das Bild, welches man sich von Eastwood macht. Zudem sollte man sie gesehen haben, wenn man sich für seine Karriere interessiert. 'The Eiger Sanction' ist eine Mischung aus allen Genres: Spionagefilm, James Bond, Thriller und Bergsteiger-Drama, zudem politisch herrlich unkorrekt und furchtbar reaktionär. Fast hat man den Eindruck, John Wayne hätte das Drehbuch geschrieben. Es gibt einige klassisch-zynische Einzeiler sowohl von Eastwood als auch Kennedy, der hier spielt, als sei er auf Kokain und Speed. Clint Eastwood spielt hier einen Professor für Kunst (!) an einem Provinz College im Nirgendwo und sammelt nebenbei Bilder. Früher war er passionierter Bergsteiger (als Hobby) und arbeitete nebenbei für eine Geheimorganisation als Killer, die jetzt wieder an ihn herantritt. Deren Chef ist ein Albino und lebt in seinem Appartement umgeben von Rotlicht und ist auf regelmässige Bluttransfusionen angewiesen. Diese Szenen erinnern an die billigen italienischen Horror Streifen der 70'er Jahre. Clint nimmt den Auftrag an 2 Killer der 'Gegenseite' zu stellen, die wiederum einen ihrer Leute erledigt haben. Er fliegt nach Zürich(!), erledigt seinen Job, wird auf dem Rückflug von einer vermeintlichen Stewardess verführt, die ihn darauf im Auftrag des Albinos um die Voranzahlung beraubt um ihn erpressen zu können. Angewidert sucht er seinen Auftraggeber nochmals auf und nimmt einen neuen Auftrag an unter diversen Bedingungen. Dann folgt nochmals eine Szene mit der Agentin die ihn bestohlen hat, in der Eastwood ihr das zynische und menschenverachtende Spiel der Geheimdienste erläutert und sie als Nutte beleidigt. Einer seiner früheren Kollegen habe für die Nazis gearbeitet und alles sei unmoralisch. Er selbst war in Birma beim Militär.

Dann fliegt er zunächst zu seinem alten Freund gespielt von George Kennedy, der ihn für die Besteigung der Eiger Nordwand fit machen soll, da in Kürze dort ein Treffen mehrerer Bergsteiger stattfindet, unter denen auch der gesuchte Killer sein soll. Kennedy leitet in der Nähe des Monument Valley ein Ausbildungscamp mit Pool und diversen Schönheiten am Beckenrand. Eine Indianerin (!) mit eng anliegender Bluse und Schlafzimmerblick trainiert in den nächsten Tagen Dr. Jonathan Hemlock, wie Eastwood im Film heisst, und reizt ihn durch ihre Schnelligkeit. Einmal öffnet sie ihre Bluse auf einem Hügel stehend um Hemlock zu reizen. Der bekommt grosse Augen und klettert einen kleinen Berg hoch, aber oben angekommen ist die Schönheit wieder weg. In einer anderen Szene überholt Hemlock seine Ausbildern, ist stolz darauf und raunt ihr "Screw Marlon Brando!" zu!

In den folgenden Sequenzen besteigen Kennedy und Eastwood zum Abschluss des Trainings ein Totem im Monument Valley und leeren oben angekommen erst einmal ein Six Pack. Während der Besteigung führen beide eine lässige und coole Unterhaltung als sei der Aufsteig ein Klacks. Am Tag darauf erhält Hemlock Besuch von einem schwulen Ex-Kameraden (nebst Bodybuilder Bodyguard), der irgendwie in die ganze Sache verstrickt ist. Eastwood verprügelt den Bodyguard, erschiesst ihn später aus Notwehr und setzt seinen schwulen Ex-Kameraden in der Wüste aus.

In der letzten Hälfte steigen er, ein Franzose, dessen tendenziell nymphomane Gattin von Heide Brühl gespielt wird, ein Österreicher und ein Deutscher die Nordwand hoch bis zum Finale in dem sich alles aufklärt.

Das ist kein Scherz! Solche Filme wurden gedreht und sie waren auch erfolgreich. Im Ernst: der Film hat seine Reize. Eastwood spielt hier seinen Männlichkeitswahn ad ultimo aus, ist lässig und ein Frauenheld. Die Handlung ist recht verworren und hat grosse Logiklöcher. Trotzdem kann man sich den Film ansehen und er unterhält fabelhaft. Das liegt zum einen neben Clint natürlich auch am Genre und der filmischen Umsetzung. Die Szenen sowohl in Monument Valley als auch später in der Schweiz sind ohne jegliche Special Effects gedreht und Eastwood hat kein Double, sondern meistert alle Szenen alleine, das wird durch viele Einstellungen und Kamerafahrten überdeutlich. Die Fotografie der beiden Kameramänner Clark & Stanley ist atemberaubend gut und verleiht dem Film dadurch ein grosses Mass an Authentizität. In schwindelerregender Höhe werden die 4 gefilmt und die Spannung steigt, wenn auch das ganze dramaturgisch recht billig gemacht ist. Am Ende erfährt Clint wer der Killer ist und ob der Auflösung muss man nur noch lachen.

John Williams schrieb zu dem Film eine wunderbare Musik mit Anleihen aus PoP-Jazz-Sinfonik. Eastwood war an der Zusammenarbeit interessiert, da er selbst ein grosser Jazz Fan ist und von den Vorzügen um Williams in diesem Bereich wusste sowie neugierig war mit ihm zusammen zu arbeiten.

'Im Auftrag des Drachen' ist in einer 3'er Box von Universal erschienen, zu der noch die beiden sehr sehenswerten Don Siegel Filme 'Coogan's grosser Bluff' und 'Ein Fressen für die Geier' gehören. 

Da fällt mir am Ende noch ein Kult-Klassiker von Eastwod aus den 80'er Jahren ein: 'Heartbreak Ridge'! Lachen garantiert!

Rick Deckard

link zu einem Bericht von den Dreharbeiten des Schauspielers Michael Grimm.

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