13 & God - Own Your Ghost - Vielleicht ein Meilenstein

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  7. Mai 2011, 11:27  -  #Populäre Musik

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Wenn zwei Bands sich zusammentun, um eine gemeinsame Platte aufzunehmen, muss es doch sicherlich viele Schwierigkeiten mit den Ansprüchen geben! Im heutigen Fall sprechen wir von Deutschlands wohl wichtigster zeitgenössischer Band The Notwist und der amerikanischen Hip-Hop-Band Themselves. 

Im idealen Fall könnte es ja dann so sein, dass es eine Band geworden ist! Mit der zweiten Arbeit von 13 & God und Own Your Ghost ist dies gelungen. Insbesondere weil es eben keine Fusionierung oder Kollaboration geworden ist, sondern einerseits eine neue Facette von The Notwist zeigt, aber auch gleichzeitig die Möglichkeiten aufzeigt, die das Genre Hip-Hop mit allen Mix-, Sound-, Beat- und Vokalmöglichkeiten mit sich bringt. 

Die beiden Songs Old Age und Et Tu stehen dann auch recht pragmatisch für meine Aussage. Old Age ist eine gewohnt ausgefeilte Notwist Nummer mit diesem wunderbaren unerklärbaren weichen Gesang von Markus Archer, der die Nummer zu einem wunderbaren leichten Popsong macht, obwohl die gefrickelte Geräuschkulisse inklusive schwerer Orgel anderes vermuten lässt. Interessant ist die Beatstruktur, die aber jeder für sich selbst entdecken sollte. Et Tu hingegen wird eingeleitet von einem tiefen, schweren und hart klingenden Rap, des M.C.s Dax Pierson. Natürlich sind Themsleves keine vor der brennenden Tonne knienden Ghettotypen oder gar mit Jeeps cruisenden Gangsta. Sie kommen aus einem experimentellen Umfeld und haben Hip-Hop schon seit Ihrer ersten Platte Them als Möglichkeit für Interpretationen gesehen. Als Möglichkeit, Jazz zu machen, ohne Jazz spielen zu müssen. 

Über die aktuelle Platte gibt es viele Geschichten im Kritikerdschungel. So kann man z. B. schön schreiben, dass die Scheibe virtuell entstanden ist, da die Sounddateien zwischen Weilheim und Kalifornien hin und hergeschickt wurden, man quasi getrennt von einander gearbeitet hat. Außerdem hatte Dax einen schweren Unfall und ist seitdem querschnittsgelähmt. So ein dramatischer und trauriger Vorfall dürfe natürlich keinen der Beteiligten unberührt gelassen haben. Aber hat das Thema Einfluss auf das Konzept? 

Aber eine Ahnung habe ich von einer hier wirklich, wirklich wichtig zum niederknienden Scheibe, da sie so ganz autark von allen anderen vorliegenden Produktion entwickelt wurde. Das ganze klingt enorm vielseitig, Tief, teilweise höchst sprerrig interessant, herausfordernd, dann auch wieder beruhigend schön und edel. 

Die Bandgeflechte vom Weilheimer-Mythos Notwist sind ja inzwischen kaum nachvollziehbar bzw. wäre es fast notwendig ein Lexikon über alle musikalischen Verflechtungen zu rate zu ziehen. Ich bin Fan der ersten Stunde und freue mich sehr über diesen gelungenen Ansatz von zwei Brüdern, die ihre musikalischen Träume unabhängig von der Industrie erfüllen können. In zahlreichen Dokumentationen und Interviews kann man nachlesen, dass diese beiden Sympathieträger alles richtig machen, fast alles richtig zusammenbringen und kommentieren. Hinzu natürlich das großartige Musikerumfeld mit Martin Gretschmann, der als Console, die moderne elektronische Musik mit erfunden hat. Die Bandgeschichte der Oberbayern nachzuvollziehen und die Musik zu entdecken, was zweifelsohne sehr viel wichtiger ist, sei jedem angeraten, der bisher noch keine Zeit dafür hatte. Jedem anderen muss dieser ganze gewaltige Kosmos bekannt sein und die Musik sowieso geliebt werden. Eine wirkliche Einzigartigkeit in der ganzen musikalischen Welt von heute. 

Wäre ich etwas jünger, würde ich nun zum Schluss schreiben, dass es sich um ein spektakuläres musikalisches Werk handelt. Aber! Diese Platte ist tiefgründig, schwierig, nicht etwas für leichte Sommertage und Unbeschwertheit. Sondern für die bösen Minuten in unseren Leben. Diese Platte ist spektakulär düster und genial bis furios. So ist der Song Death Major erstmalig, dann zehnfach gehört, wohl schon jetzt eine persönliche Hymne für die nächsten Jahrzehnte von mir geworden. Die ganze Platte belegt bereits jetzt die Nummer eins, des besten Albums 2011 in meiner persönlichen Hitparade. Ein Glücksfall, vielleicht ein Meilenstein! 

Alan Lomax 

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