James Bond 007 - MOONRAKER
Mission erfüllt. Am Ende sitzen der Premier und der Abteilungsleiter des Britischen Geheimdienstes MI:6 gut gelaunt in einem Kontrollzentrum, um Bond und Dr. Holly Goodhead per Videokonferenz zu gratulieren. Die Bilder sollen parallel in das Weiße Haus und den Buckingham Palace übertragen werden. Als das Bild eingespielt wird, schwebt Bond mit Dr. Goodhead in einem weißen Bettlaken um die Erde.
"Was macht er da?"
"Ich glaube er versucht einzutauchen, Sir."
Bond erkennt die Beobachter und schaltet die Kamera ab.
"Nimm mich noch einmal mit um die Erde James!"
Welches Attribut soll einen da in den Kopf schiessen ausser: WELTKLASSE.
Grandioses Finish in einem der nach wie vor unterhaltsamsten Filme dieses Franchise.
Die Pre-Title-Sequence, in der James Bond versucht ohne Fallschirm seinen Widersachern zu entkommen ist nach wie vor atemberaubend und spektakulär gefilmt. Wie auch bei DER SPION, DER MICH LIEBTE, geniesst der Zuschauer den erneuten Auftritt des Beißers, einem der skurrilsten Bond Gegner, der am Ende gar einen Image Wechsel vollzieht.
Die Walliserin Shirley Bassey, die Bond bereits zweimal ihre Stimme geliehen hatte (GOLDFINGER und DIAMANTENFIEBER) lieferte hier einen der schönsten Bond Songs ever. Mit grosser Stimmgewalt, einer wunderschönen Melodie und romantischen Klängen - komponiert von John Barry - geleitet sie den Geheimagenten Ihrer Majestät ins Weltall.
Überlebensgross! Dem Wahnsinn sind keine Grenzen mehr gesetzt. James Bond Goes Space. In Zeiten, in denen es kein Internet gab, wurde Werbung auf großen Wänden mit Plakaten gemacht und Roger Moore in einem silbernen Weltraumanzug, die Pistole eng an die Brust gehalten, ins All fliegen zu sehen, das war wirklich ein beeindruckendes Erlebnis Ende der Siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts.
MOONRAKER ist ein Bond Film, der Spaß macht. Seine Qualität liegt in purem Entertainment. Zu behaupten, der Film wäre albern, würde weder dem Zeitpunkt seiner Entstehung gerecht werden, noch seinem beabsichtigten Anspruch. Nach der erstklassig gefilmten Per-Titel-Sequence wird der Zuschauer einmal um die ganze Welt geführt, um schliesslich in den Weiten des Alls Bonds Kampf gegen seine Widersacher zu verfolgen.
In "Klima-Gretels" Zeiten gewinnen MOONRAKER und der soziopathische "Bösewicht" Sir Hugo Drax (hervorragend desinteressiert und frei von Mimik gespielt von Michael Lonsdale) eine ganz andere Bedeutung. Bond war stets die letzte Bastion der "zivilisierten" Gesellschaft, die es zu überwinden galt. Je weiter der Franchise voranschritt und je erfolgreicher er wurde, desto wahnsinniger wurden Bonds Gegner.
Während Carl Stromberg versuchte eine neue Welt unter Wasser zu erschaffen, versucht es Sir Hugo im Weltall. Eines muss man den "Bösewichten" lassen: Unter Schonung von Tier- und Umwelt wollen beide das Ende der Menschheit einläuten, um ihre Vorstellung einer neuen menschlichen Kultur zu verwirklichen. Angesichts CO2 Ausstoß, verheerenden Umweltkatastrophen, der Klimakatastrophe und der Überbevölkerung mag sich manch ein Zyniker fragen, wer Soziopath und wer Held ist.
Doch verlassen wir die philosophischen Gefilde wieder. Jede Generation hat Ihren Bond und Roger Moore ist meiner. Seine Mischung aus Charme, Nonchalance und Snobismus ist einmalig in der Bond Historie. Roger Moore ist von der plebejischen Ernsthaftigkeit eines Daniel Craig so weit entfernt, wie Borussia Dortmund von der Deutschen Fußballmeisterschaft. Der Anzug muss sitzen und jede noch so ausweglose Situation wird am Ende mit Humor gemeistert. Das hat unzählige Einzeiler zur Folge, die Moore unnachahmlich von sich gibt und die zum Kultstatus des Films beitragen.
Michael Lonsdale Anzüge und Kostüme sitzen perfekt und der wunderbare Größenwahn des von ihm gespielten Sir Hugo Drax findet Ausdruck in einem Schloß, welches er in Kalifornien, USA Stein für Stein nebst Wald wieder errichten lässt. Gerade diese Anfangsszenen mitsamt Bonds Kampf im Schwerkraftsimulator machen den (mondänen) Reiz von MOONRAKER aus.
Über Venedig (legendär: Venini Glases) mit dem 5 Ton Motiv von John Williams aus UNHEIMLICHE BEGEGNUNG DER DRITTEN ART geht es weiter in das Amazonas Gebiet, Brasilien zu den Klängen von Elmer Bernsteins berühmter Melodie aus DIE GLORREICHEN SIEBEN. Mit diversen Gadgets und Fahrzeugen bahnt sich 007 schliesslich den Weg ins All, um zu den majestätischen Klängen von John Barry die Menschheit zu retten.
Wenn man im Alter von 9 Jahren das erste Mal einen James Bond Film dieser Grössenordnung für 5 D-Mark im Kino Weltspiele am Steintor in Hannover sah, dann konnte man nicht anders, als die Augen weit aufreißen, mit allen Sinnen die Reize zu geniessen und für zwei Stunden zu träumen.
Bleiben Sie dran. Die Retrospektive wird fortgesetzt mit DER SPION, DER MICH LIEBTE.
James Bond will return.
Rick Deckard