James Bond 007 - DER HAUCH DES TODES: Start einer fünfteiligen Retrospektive
NO TIME TO DIE. Ich würde eher sagen: No time to wait. Bereits für April dieses Jahres war der neue und letzte James Bond mit Daniel Craig angekündigt gewesen. Wegen der Corona-Pandemie wurde der Film auf unbestimmte Zeit verschoben, zwischenzeitlich sei er sogar, wie zu lesen war, Streaming Diensten angeboten worden (ohne Erfolg).
Um die Zeit bis dahin zu überbrücken, beginnt eine kleine James Bond Retrospektive mit 5 Filmen auf diesem Blog. Die Auswahl erfolgte rein subjektiv. Eine Zusammenstellung nach "objektiven" Kriterien zu erstellen, wäre zu aufwendig gewesen, daher wurden die Bond Filme aufgenommen, die ich persönlich länger nicht gesehen habe bzw. die herausragend sind, warum, wird bei den Besprechungen zu lesen sein.
Eigentlich hat THE LIVING DAYLIGHTS (Originaltitel) alles, was ein James Bond Film braucht: Action, Gadgets, wechselnde und exotische Schauplätze. Ich wollte Timothy Dalton, der die Reihe als Nachfolger von Roger Moore übernahm, einer neuen Beurteilung unterziehen und überprüfen, ob er der Zeit Stand hält.
Damals, wie auch heute, vermochte, vermag er mich nicht zu überzeugen. Scheinbar denken viele andere Menschen weltweit genauso, glaubt man den im Internet aufgeführten Statistiken auf den klassischen Seiten (Wikipedia, IMDB etc.). Dalton wirkt wie das geschönte Abbild eines Bürokraten, ihm fehlt jegliches Charisma gepaart mit der unnachgiebigen Härte, die Bond in der Vergangenheit auszeichneten und die, ich muss es zugeben, Daniel Craig perfekt verstand in seiner Rollengestaltung miteinander zu verbinden.
Mit THE LIVING DAYLIGHTS wollten die Macher eine Abkehr von "Albernheit" zu mehr Realismus und Vorlage nach Ian Fleming. Das genau wurde Dalton und auch dem Film zum Verhängnis, denn trotz Q, trotz Moneypenny und dem legendären Aston Martin bleibt dadurch am Ende nur ein solider Action- und Abenteuerfilm ohne jegliche Bindung an den Geheimagenten Ihrer Majestät.
Dabei sind die Actionszenen (ein hoher Standard in Bond Filmen) hervorragend gefilmt und überzeugen auch heute noch. Die Pre-Title-Sequence über und auf Gibraltar beispielsweise ist exzellent fotografiert und gefilmt. Drei Doppel Null Agenten springen über Gibraltar ab, um eine Trainingsmission umzusetzen, die Einführung von Dalton als Bond gelingt.
Der Film spielt gegen Ende des Kalten Krieges und bestimmt die Handlung mit Überläufern, KGB, Waffenhändlern etc. Die Schauplätze wechseln von Bratislava über die Alpen - tolle Actionsequenz mit dem Aston Martin - nach Wien und über Tanger nach Afghanistan. Am Ende wird Bond gar ein wenig politisch.
Das Problem mit Daltons Eröffnung des Franchise ist, dass die Handlung recht verworren ist und wenig zu überzeugen vermag. Es gibt im Gegensatz zu früher - ein Markenzeichen von Bond Filmen - keinen einzelnen Bösewicht, keinen klassischen Soziopathen, den es aufzuhalten gilt, sondern gleich zwei. Aber beide vermögen es nicht den typischen Bond Bösewicht an der Grenze zur Karikatur zu spielen. Das ist ein Manko. Jeroen Krabbé als russischer General übertreibt es mit dem Schauspiel (Overacting) und Joe Don Baker als irrer Möchtegern-Militär ist eher eine Witzfigur als Bösewicht.
Doch das grösste Problem ist Timothy Dalton selbst. Weder seine Frisur noch seine gesamte äußere Erscheinung vermögen zu überzeugen, er wirkt ein wenig "stiff", wie die Engländer sagen würden, ein wenig spielt er so, als sei ihm das ganze nicht geheuer. Die "back to the roots" Taktik vermag auch nicht aufzugehen, so dass THE LIVING DAYLIGHTS als gut gemachter, solider Action- und Abenteuerfilm in Erinnerung bleibt, nicht jedoch als Bond Klassiker.
Einzig John Barry weiss mit seiner Musik zu überzeugen, es war der letzte Soundtrack für einen James Bond Film aus der Feder des Komponisten, der untrennbar mit dem Franchise verbunden sein wird. Die Musik überzeugt mit dem klassischen Bond Thema, einigen sehr schönen Melodien und dem von der norwegischen PoP Gruppe Aha vorgetragenen Song. Am Ende ist der Komponist sogar kurz zu sehen, als er die Hauptdarstellerin (die eine professionelle Cellistin spielt) dirigiert.
An der Kasse war THE LIVING DAYLIGHTS erfolgreich, wusste auch einige Kritiker und Leser der Ian Fleming Romane zu überzeugen, aber ich vermute der echte, gemeine James Bond Fan wird weder von seiner Interpretation noch vom Film überzeugt sein.
Schade.
Bleiben Sie dran, denn Fortsetzung folgt mit einem "Angst-Bond", denn MOONRAKER ist nicht nur einer meiner absoluten Lieblings Bond Filme, sondern einer meiner Top Filme überhaupt. Die überaus positiven und schönen Erinnerungen an diesen Film sind bis heute geblieben. Ein Klassiker, ich bin gespannt, wie er heute auf mich wirken wird.
James Bond will return.
Rick Deckard