Three Billboards Outside Ebbing, Missouri - Martin McDonagh (2017)

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  12. Juni 2018, 08:16  -  #Filme, #Kommunikation

Three Billboards Outside Ebbing, Missouri - Martin McDonagh (2017)

Martin McDonagh, Woody Harrelson, Sam Rockwell und Frances McDormand machen allen Menschen die das Kino lieben, mit diesem Film ein Geschenk. Nämlich ein Geschenk, welches uns wieder glauben lässt, dass nur die Filmkunst die brachiale Stärke hat, uns in einer Geschichte zu vermitteln, wer wir sind, an was wir glauben sollten und wofür wir leben.

Martin McDonagh‘ preisgekrönter Streifen THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING, MISSOURI wartet mit sonderlichen und unbedingt zu erwähnen vielseitigen besonderen Stärken auf: Zunächst einmal ist da die Tatsache, dass der komplizierte englische Filmtitel, keinen fürchterlichen deutschen Titel bekommen hat, sondern für sich als alleinig mögliches Werk steht. Dann ist da dieses schauspielerische Ensemble, angeführt von der wirklich einmaligen Schauspielerin Frances McDormand, die hier wohl eine der wichtigsten weibliche Schauspielrollen, seit Katharine Hepburn in John Hustons AFRICAN QUEEN übernommen hat. Und zwar deswegen, weil dieser wunderbare Abenteuerfilm letztendlich das erste Mal im großen Rahmen eine glaubhafte Frau in einem subtilen Geschlechterkampf (mit Humphrey Bogart!) zeigt. McDormand übernimmt ca. 67 Jahre später, zwar in einem modernen Sujet, die erste glaubhafte Westernfrauenrolle der neueren Filmgeschichte. Und dann erleben wir die unglaubliche Läuterung des Officer Jason Dixon (Sam Rockwell) und die gemeinsame Schlusssequenz mit Mildred Hayes (Frances McDormand). Die gleichsam vieles auflöst und den Kreis dann doch wieder schließen lässt. Sie müssen sich als Zuschauer und Mensch nur entscheiden!

Denn man kann es drehen und wenden wie man will: THOE,M ist ein moderner Western. Und ragt vom Motiv an große Klassiker wie HIGH NOON (1952) heran. Halten Sie kurze inne und denken sie nach!? …

Fred Zinnemann hat HIGH NOON als psychologischen Western gefilmt. Gebrochene Helden und die gleichzeitige Abrechnung mit der McCarthy-Ära, lassen schnell den Vergleich zu dem meist unüberlegten und dummen agierenden Donald Trumps zu, in der es ebenso nur eine Schwarz-Weiß-Sicht gibt, die sich mehr und mehr auf die Gesellschaft überträgt.

 McDonagh aber zeigt uns, dass der übermächtige Gegner weder der Rassist von Nebenan, noch die fragwürdige Staatsgewalt ist! Sondern es insbesondere zwei Dinge sind, die wir als Zuschauer und Menschen, die dieser Fabel ohne Tiere lieben und lernen werden; …nämlich zu verstehen, dass die Dinge und Themen um uns herum so kompliziert geworden sind, dass wir sie selbst nicht mehr lösen können und das es kein logisches Muster gibt, um eine Meinung die man noch gestern hatte, nicht heute revidieren zu können, wenn man gleichzeitig die Verantwortung dafür übernimmt.

Schuld, Rache und Versöhnung sind es also wiedermal, die diesen Film bemerkenswert und nachhaltig unvergessen machen. Ich erwähnte es kürzlich bei meiner überschwelgenden Kritik zu dem Film THE KILLING OF A SACRED DEER: schwache US-Präsidenten-Zeiten, werden immer von einem genialen Output der amerikanischen Filmindustrie begleitet. Gewalt und Rassismus, fragwürdige Machtstrukturen erinnern in Amerika nun mal immer auch den Western und dieses Genre im Film ist und bleibt nun mal eine der größten amerikanischen Kulturerfindungen überhaupt, neben der Jazzmusik.

Dieser Film erzählt seine Geschichte nur im Hintergrund. McDonagh geht es um eine gesellschaftliche Analyse und um die Sicht und Gefühle der Zuschauer auf die Veränderungen der Situationen und menschlichen Abbitten der Hauptcharaktere. In diesen Zeiten sollte uns klar sein, dass wir alle viel zu schnell Urteile über Dinge treffen und Meinungen zu Themen entwickeln bei denen wir ehr ein gefährliches Halbwissen haben. Und das fabelhafte an diesem Film ist es, dass zu verstehen, weil es eine Heilung für die Gesellschaft sein könnte, wenn wir das umgesetzt bekommen und uns zeitgleich nicht zu sehr berühren lassen. Ein geniales Essay über uns alle! Das ist es was diesen Film auszeichnet und was er dauerhaft hinterlassen wird. Vielleicht wird das tatsächlich mal ein Klassiker der Filmgeschichte. Die Zeit wird es zeigen…

Aus Missouri

Alan Lomax

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