The Wire - Staffel 3

von Rick Deckard  -  5. Oktober 2012, 18:07  -  #Fernsehen

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Die Serie entwickelt sich so langsam zum Epos und nach dem Betrachten der 3. Staffel wird ersichtlich, warum die Kritiker so begeistert sind. Ich erinnere mich noch sehr gut an die Besprechung im Deutschlandradio, in der die Rezensentin von der Machart der Serie und der Geschichte schwärmte. Das bewahrheitet sich langsam. Es braucht Zeit um diese Serie zu verstehen.

'The Wire' überzeugt durch eine enorm dichte und komplexe Handlung, in der der Erfinder und Autor David Simon mit den Drehbuchautoren in jeder Staffel (bisher) den Ort der Handlung wechselt, aber sehr geschickt die Geschichte um eine Spezialeinheit der Polizei von Baltimore formt, die mit Akribie, Geduld und viel Ausdauer versucht Drogenhändlern und Verbrechern das Handwerk zu legen. Diese Arbeit wird sehr detailliert gezeigt und demonstriert, wie zermürbend es sein kann Verbrechen aufzudecken. Das erinnert manches Mal an William Friedkins Klassiker 'French Connection' und den David Fincher Film 'Zodiac'.

Doch in der Serie geht es nicht nur um 'Räuber und Gendarm', die Faszination erwächst viel mehr aus der Tatsache, wie die Zahnräder der Politik, Wirtschaft und Kriminalität ineinander greifen. Simon zeigt auf, warum es der Gesellschaft so schwer fällt Gewohnheiten zu ändern und Probleme zu lösen. Dabei kommt er, und das ist für mich ein Hauptgrund die Serie anzusehen, dem Wesen des Menschen sehr nahe. Faszinierend zu beobachten, wie Skrupel bei Menschen verfliegen und wie sehr Einstellungen sich ändern, wenn ein Mensch die Möglichkeit entdeckt an Macht zu kommen.

Spielte die 2. Staffel in der Hafengegend von Baltimore und in diesem Milieu, so verlegt Simon die Handlung wieder in die Ghettos und die Viertel in Baltimore, in denen die Gesellschaft am Rande vor sich hin vegetiert, Drogen verkauft werden und ein Menschenleben nicht viel Wert ist. Hier wird keine "vom Tellerwäscher zum Millionär"-Romantik gezeigt, sondern das unbarmherzige und zum Teil menschenverachtende Leben abseits des Glamour. Ein solches Amerika wird selten in Serien oder Filmen präsentiert.

Ein wesentlicher Vorteil dieser Serie ist, dass aufgrund der Vielzahl an handelnden Personen und der enormen Streubreite der Geschichte der Zuschauer sich nicht mit einer oder mehreren Personen identifizieren kann. Dadurch ergreift man innerlich keine Partei, sondern beobachtet das Ganze aus der Distanz. Es gibt keine richtigen Bösewichte und auch keine "Good Guys". Der Mensch mit seinen Stärken und Schwächen wird in vielen Charakteren genau beobachtet und durch die guten Schauspieler und die Drehbücher präzise porträtiert.

Die 3. Staffel wartet in einigen Momenten mit Überraschungen auf, an die man so niemals gedacht hätte und die auch das Handeln einzelner Personen erklärt sich, ohne weiter zu viel verraten zu wollen.

Viele Kritiker haben mit ihrer Einschätzung Recht behalten: 'The Wire' gleicht grossen Dramen aus der Literatur und jede Staffel macht die Serie spannender und von Folge zu Folge aufregender. 

Aus dem grossen Dschungel der Vielzahl an Serien ragt 'The Wire' deutlich heraus und das ohne Special Effects, Mystery, Erotik oder oberflächlichen Schauwerten.

Meisterhaft!

Aus den Prospects,

Rick Deckard

Bildquelle: serien-load.de

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