Precht - ZDF
Ein Philosoph und ein Neurobiologe und Hirnforscher sitzen sich gegenüber und unterhalten sich über das Bildungssystem und die Schule mit dem Thema 'Macht lernen dumm?'. Das war die Aussgangsituation der neuen Sendung 'Precht' im ZDF vom gestrigen Sonntag. Insgesamt sind 5 weitere Sendungen dieser Art mit verschiedenen Themen geplant.
Ich empfand die Sendung als gelungen und lehrreich. Innerhalb von 45 min (!) wurde über ein so wichtiges Thema wie Schule und Bildung debattiert und aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Richard David Precht hatte dabei die Funktion des Fragestellers und Moderators, Gerald Hüther beantwortete die Fragen aus seiner Sicht.
Die gedanklichen Ansätze hinterliessen bei mir einen nachhaltigen Eindruck und bestätigten mich weitgehend in dem, wie ich persönlich über das Bildungssystem denke. Zusammenfassend ging es beiden darum herauszufinden, wie man junge Menschen motivieren kann zu lernen und welche Grundvoraussetzungen dafür notwendig sind. Es ging um Leidenschaft beim Lernen, den Druck den Eltern der sogenannten "gebildeten" bürgerlichen Mitte fälschlicherweise auf ihre Kinder ausüben, um Lerninhalte und die langfristigen Konsequenzen. Des Weiteren um Chancengleichheit bei der Bildung und wie Bildung gelingen kann.
So viele Inhalte binnen 45 min zu thematisieren ist wahrlich eine Kunst, aber beiden ist dies in der Kürze der Zeit gelungen. Das Gespräch empfand ich als sehr anregend, v.a. auch, weil beide in der Konsequenz zu der Einsicht gelangten, dass wenn Änderungen an vorbestehenden Systemen (Schulsystem) vorgenommen werden sollen, dies nur über das Volk selbst, über den Bürger erreicht werden kann und nicht mit dem Zeigefinger auf die Politik und das Kulturministerium. Eine wichtige Botschaft wie ich finde, denn in der Demokratie ist es Aufgabe eines jeden Bürgers diese zu leben und zu gestalten und nicht nur von ihr zu profitieren.
Zum visuellen Konzept der Sendung: Geplant war Entschleunigungsfernsehen. In weiten Teilen ist der Vorsatz auch gelungen, bis auf eine Tatsache: Die Kameraführung. Die sich ständig bewegende Kamera und die wiederholten Schnitte auf Hände und Köpfe waren auf Dauer, v.a. um diese Uhrzeit, ermüdend und anstrengend. Eine Halbtotale oder ruhende Totale wäre da weitaus angenehmer, so könnte man sich besser auf das Gespräch konzentrieren.
Ein weiterer Wermutstropfen: Die Sendezeit. 23:25 Uhr!
Liebe Intendanten des öffentlich-rechtlichen Fernsehens! Darf ich als Gebührenzahler eine Bitte äussern: Könnten sie Sendungen dieser Qualität und mit solch brisantem Inhalt zur Prime Time bringen oder zumindest im Anschluss an die Nachrichten um 22:00 Uhr. Und zum anderen wäre es mehr als wünschenswert, die Sendedauer auf 1,5 h zu verlängern, damit beide Gesprächspartner die Möglichkeit haben ihre Thesen und Argumente zu vertiefen?! Das sind Themen, die alle Menschen in diesem Land etwas angehen und sie sind weitaus wichtiger als Gameshows oder Rosamunde Pilcher!
Ich kann nur hoffen, dass viele Menschen die gestrige Sendung gesehen haben. Sie lieferte viele Denkanstösse und motivierte dazu sich Gedanken über ein wichtiges Thema zu machen.
In der Hoffnung auf viele weitere gute Sendungen dieser Art.
Von der Schulbank,
Rick Deckard