Dionne Warwick – Now / Das richtige Album für den bevorstehenden Weltuntergang
Oh, eine neue Kategorie! Dann will ich diese mal direkt stürmen! Vielleicht wird nicht jedem direkt klar, sein, warum ausgerechnet Dionne Warwick hier den Anfang macht. Aber einerseits sind unsere Helden Burt Bacharach und Hal David hier mein Motor um diesen Artikel zu schreiben und zweitens geht es um das Ende der Welt:
Noch 2 Tage! Dann ist es soweit! Glaubt man den Theoretikern, dann wird diese Welt untergehen. Nun könnte man sich Faltboote auf den Dachboden stellen (Dittsche) oder sich zumindest einen Vorrat aus Brühwürfeln und fertigen Saucen anlegen (auch Dittsche). Man könnte auch einfach so weiter machen! Oder man zieht sich zurück, deckt sich mit ordentlichen Drinks ein und hört Musik!
Was könnte man auflegen? Die Vielzahl der Kombinationsmöglichkeiten ist gewaltig! Und hätte ich einen Plattenladen und zwei grenzdebile Angestellte (High Fidelity) würde ich erst mal eine Liste der besten Lieder für den Weltuntergang erstellen.
Jetzt und aus Zeitgründen wähle ich aber den eskapistischen Weg. Und wie gerechtfertigt ist es denn, dass ausgerechnet jetzt das neue Album Dionne Warwick erscheint?!
Dionne Warwick ist nach meiner persönlichen musikalischen Wahrnehmung insbesondere für die Interpretation der schönsten Burt Bacharach / Hal David Songs zuständig.
Der 90 jährige Bacharach und Warwick selbst (Hal David ist leider in diesem Jahr verstorben, lesen Sie hierzu bitte unbedingt folgenden Blog-Eintrag von Ricky Deckard: http://www.lomax-deckard.de/article-hal-david-109709557.html ) sehen das wohl genauso. Daher wurde zum Jubiläum auch (fast) auf Bacharach / David-lose Nummern verzichtet, dafür aber gleich noch vier unbekannte Stücke hinzugefügt. Die Welt geht unter, da nehmen wir es mal nicht so genau mit Albert Hammond und Stevie Wonder. Sorry, Jungs!
Schließlich gelten nicht nur der ehemalige Musical Director von Marlene Dietrich und der Texter Hal David, zu den größten und einflussreichsten Songschreiber der amerikanischen Geschichte, sondern auch zu meinen und Rick Deckards auf alle Zeiten größte Helden.
Das Album ist ein klassischer Rausschmeißer! Überperfekte, neue Arrangements, grandioser Sound, allglatte Inszenierung, totale Kompensation auf den Konsens der Welt. Scheinbar oberflächliche Musik die keinen stört, unterschwellig, die wohl einflussreichsten Songs der sechziger und siebziger Jahre, erneut interpretiert von einer fantastischen „schwarzen“ Stimme und glänzend entfacht vom größten Schreiber und Komponisten im Sinne des Songs. Harmonisch jederzeit, jedem anderen Song der Welt überlegen, aufregend Komponiert und mit einer Wechselflut an musikalischen Höchstleistungen versehen! Ohne dass es dem jenigen aufällt, dem es nicht auffallen will!
Natürlich ist diese Platte nur etwas für Fans und Genießer. Möchten Sie noch kurz vor Torschluss damit anfangen sich mit Burt Bacharach/Hal David/Dionne Warwick zu beschäftigen. Dann legen Sie sich ältere Alben und Aufnahmen zu. Die sind kompakter, schmissiger und poppiger. Sie haben dann auch noch fast 48 h Zeit mit ihren Entdeckungen zu glänzen und können der Welt erzählen, dass dies Musik ist, die ständig unterschätzt wurde, trotzdem eine große künstlerische Bedeutung hat, obwohl sie kommerziell ja so oft als Fahrstuhlmusik bezeichnet wurde. Und später, vielleicht in der letzten Minute, erringt sich folgende Erkenntnis aus ihrem gleich sterbenden Geist:
Diese Musik ist ein bewusst kitschiges Element, das mit ironischer Förmlichkeit präsentiert wurde und nicht nur als Seitenhieb auf unseren Elterngeschmack funktionierte- ein Kommentar zu unserer Spießigkeit und Durchschnittlichkeit-, sondern auch als Trostpflaster; es sollte uns in die Sicherheit der eigenen Kindheit zurückversetzen und hatte eine wohltuende Wirkung (B.E.E).
Machen wir uns also nichts vor! Wenn die Flutwellen kommen, die Erde sich spaltet und Meteoriden meine Nachbarn längst vernichtet haben, sitze ich im Keller und höre Do You Know the Way to San Jose! …wer verlässt diesen Moloch hier also als Gewinner mit einem Lächeln im Gesicht?
Alan „Easy“ Lomax