Schöne Erinnerungen an Blake Edwards
Vielleicht mal vorab ein Wort zum Thema Nachrufe, da ich auch weiß, wie Kollege Deckard dazu steht!
Ein Nachruf ist für mich in erster Linie erstmal eine Information. Das besondere daran ist, dass diese Information mit einem Wert bedacht wird!
Wir stehen hier für das Interesse zum Film, zur Musik, zur Kultur. Der wichtigste Aspekt dabei ist der Mensch. Stirbt ein Künstler, stirbt nicht immer seine Kunst. Erst dann wird klar, ob er etwas Nachhaltiges geschaffen hat. Dieser Frage nach zu gehen finde ich interessant. Insbesondere, weil wir hier eine Plattform der Archivierung gefunden haben und somit in vielen Jahren, einmal nachlesen können, ob es einen Bestand gab oder halt nicht.
Persönlich ist es so, dass mich viele Todesfälle von Filmkünstlern und Musikschaffenden bewegen, weil ich immer das Gefühl habe, dass ich tatsächlich etwas verliere, was ich lange Zeit sehr gerne gehabt habe. So z. B. die Filme von Blake Edwards.
„Frühstück bei Tiffany“ (1961) ist einer der ersten Filme an die ich mich erinnere. Nicht zu letzt, weil der Song „Moonriver“ die erste Melodie war, die ich als kleiner Junge pfeifen konnte.
Die „Pink-Panther-Filme“ waren bereits Ende der siebziger Jahre etwas ganz besonderes für mich. In den Zeiten, als man neben ARD, ZDF und NDR auch DDR1 und DDR 2 im Fernsehen empfang, hat insbesondere die D. Demokratische Republik auf ein gutes Filmprogramm gesetzt. Neben Pierre Richard und Louis de Funes, zähle ich Peter Sellers zu meinen Lieblingskomikern dieser Zeit.
Die Darstellung des erfolglosen indischen Schauspielers Hrundi V. Bakshi in dem atemberaubenden Film „The Party“ zaubert mir immer ein Lächeln im Gesicht, wenn ich nur daran denke. Das Timing dieses Film muss als Vorlage für jede filmische Komödie dienen. Langsam steigert sich der Wahnsinn und endet in einer total grotesken, anarchistischen Slapstickorgie, die einfach keinen Vergleich findet.
Ein weiterer Film an den ich mich gerne erinnere ist „Das große Rennen rund um die Welt“. Ein fantastischer, teilweise kurioser, aber immer unterhaltender Abenteuerfilm mit Jack Lemmon, Tony Curtis und Peter Falk.
Um die ständige Komik bemüht, fing der Drehbuchautor und Regisseur Edwards bereits mit den Namen der Darsteller an. Hier ein paar furiose Beispiele:
Maximillian „Max“ Meen, Leslie Gallant, Doc Golithtly, Wyoming Bill Kelso oder Charles Dreyfus.
Zweifelsohne war Blake Edwards ein Mensch der sechziger Jahre. Spätere Filme wie „Switch“ oder „10- Die Traumfrau“ sind schlichtweg katastrophale Werke, die leider keinen Verve mehr haben.
Der Regisseur war ein System- und Hollywoodkritiker. Sicherlich spielt das für sein späteres Werk eine entscheidende Rolle. Die Zeiten hatten sich geändert. Aber was soll es? Alleine die „Pink Panther Reihe“ reicht für Komik eines ganzen Lebens. Edwards hat einen feinen parodistischen Stil gehabt und ein großes Herz für die Slapstick-Tradition, die ja leider fast ausgestorben ist. Dabei hat er das gesellschaftliche Leben der „modernen Performer“ der sechziger kantiger und einprägsamer gezeichnet wie kein anderer.
Und mal ganz ehrlich: Wer eine Diplomarbeit über Situationskomik schreiben muss oder einem Außerirdischen erklären wie unvergessliche Gags funktionieren, muss das Wesen von Jaques Clouseau (Peter Sellers) studieren und Edwards Timinig bewundern.
Am Anfang von „Der Rosarote Panther kehrt zurück“ sieht man einen gebeutelten Closeau als Streifenpolizist auf den Straßen von Paris. Innerhalb von sechzig Sekunden zeigt uns Edwards, dass Clouseau nicht in der Lage ist einen Banküberfall zu verhindern, der sich genau vor seinen Augen abspielt. Auch der französische Charme eines Mannes in Uniform gelingt ihm nicht. So haut er sich seinen Gummiknüppel schmerzlich ins Gesicht, als er versucht eine vorbeigehende Dame freundlich zu grüßen. Es sind genau diese Sequenzen, die ich im heutigen „lustigen“ Kino oftmals vermisse und an die ich gerne zurückdenke. Eben auch verbunden mit dem Menschen und Filmemacher Blake Edwards.
Alan Lomax