Looper – Rian Johnson – Eine kritische Betrachtung über Zeitreiseverfilmungen

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  12. April 2012, 12:53  -  #Filme

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Dieser Artikel wurde gestern geschrieben und veröffentlicht. Obwohl Ihr Euch jetzt in der Gegenwart befindet, könnt Ihr den folgenden Text erst in der Zukunft lesen, während dem ich noch ein wenig im Vorgestern verweile!?

In dem Film „Looper“ (2012; Regie: Rian Johnson) können Syndikate ihre Feinde zurück in die Vergangenheit schicken und diese dann von Loopers töten lassen.  Das tolle an dem Film ist, dass es der erste Streifen der Neuzeit ist, der sich mit dem Thema „Zeitreisen“ beschäftigt und das Joseph Gordon-Levitt und Bruce Willis mitspielen.

Och nö, kommt mir jetzt bitte nicht mit den Filmen Timeline, Das Jesus Video, Ritter Jamal, Donnie Darko, Butterfly Effect, Star Trek oder mit dem Upcoming  Blockbuster „Morlocks“! Ich möchte echte Zeitreisefilme sehen!

Nur, was sind eigentlich „echte“ Zeitreisefilme?

Ich halte die Idee der Zeitreise nach wie vor für die interessanteste Idee überhaupt. Kaum ein Thema ist physikalischer, romantischer, historischer, theologischer, philosophischer und aufregender als die Zeitreise. Allein die Frage, ob es sich um eine Reise in die Vergangenheit oder in die Zukunft handeln soll, hat doch episches Basispotenzial.

Diese Internetseite:  http://www.aetherco.com/timelinks/timevideo-thebiglist.html führt über 700 Filme der Geschichte auf, die sich mit dem Thema beschäftigen.

Streicht man die Filme, die vergriffen, die ultra-trashige C-Movie-Streifen, die trashige B-Movie-Streifen sind und die, die sich nur indirekt mit dem Zeitreisethema auseinandersetzen, wie z. B. „Planet der Affen“ oder „Aliens in the Wild West“, bleiben eine Handvoll Streifen übrig.

Ein durchaus interessantes Phänomen, welches verschiedene Gründen haben könnte: Die intellektuelle Umsetzung der literarischen Vorlage zum Film, die fehlende und/oder falsche Zeit, das fehlende Geld oder der richtige Ansatz.

Die beiden besten Zeitreiseverfilmungen „Zurück in die Zukunft“ und George Pals Verfilmung des H.G. Wells Romans „Die Zeitmaschine“ sind zwar unvergesslich, verblassen aber auch, wenn man sich, wie ich, in das Hauptmotiv der Zivilisationskritik verliebt hat oder ein weiteres neues Motiv erfindet und kombiniert. imagesCAYTJPAX.jpg

„Der Anschlag“ von Stephen King, „Das andere Ufer der Zeit“/“Von Zeit zu Zeit“ von Jack Finney und natürlich Mark Twains „Ein Yankee am Hofe des Hofe des König Artus“ wären solch solide bis perfide kombinierte Vorlagen. Ich bin mir sicher, dass es weitere gute hoffnungsvolle Romanvorlagen, insbesondere von Philip K. Dick gibt, die ich aber bisher leider nicht gelesen habe.

Die verklärte Vorstellung mit dem Rittertum aufzuräumen klammere ich mal aus und fasse kurz zusammen, warum ich mir die beiden Bücher von Finney und King als Vorlage für eine Serie (?) oder einen Film erträume:

Der weitest gehend unbekannte Autor Jack Finney ist ein detailverliebter Träumer und schickt seine Protagonisten durch mentale Kraft des Zeitreisenden in die Vergangenheit. Kleinräumig beschreibt Finney das New York im Jahre 1882 so intensiv, perfekt und detailliert, dass man schnell selbst glaubt im New York dieser spannenden Zeit zu leben. Nebenmotiv und gleichzeitiges verstecktes Haupt(neben)motiv aller Zeitreiseromane ist der sog. „Schmetterlingseffekt“, den auch Stephen King in seinem aktuellen Buch „Der Anschlag“ aufgreift.

Schmetterlingseffekt lt. Wikipedia: Als Schmetterlingseffekt bezeichnet man den Effekt, der in komplexe nicht lineare dynamische Systemen eine große Empfindlichkeit auf kleine Abweichungen in den Anfangsbedingungen besteht. Mit anderen Worten: Geringfügig veränderte Anfangsbedingungen können im langfristigen Verlauf zu einer völlig anderen Entwicklung führen.

42316_pro.jpgWas bei Stephen King zum Beispiel dazu führt, dass die Welt einer Apokalypse gleicht, weil Jake Epping, den Anschlag auf John F. Kennedy verhindert und Simon Morley, Finneys Hauptfigur, es verhindern will Kuba den Spaniern abzukaufen und zu einem Staat der USA zumachen, um die Probleme der USA mit Fidel Castro in der Gegenwart ungeschehen zu machen.

Stephen King gelingt es zudem meisterhaft und selbstreferenziell sein eigenes belletristisches Werk mit einfließen zu lassen um final die wohl schönste Liebesgeschichte der letzten 50 Jahre zu schreiben. Dies aber nur nebenbei, obwohl damit eigentlich alles gesagt ist!

In der Zeit des modernen Kinos sind diese erzählerischen Attribute natürlich ein Irrtum. Und vielleicht ist das auch der Grund, warum es keine guten Zeitreiseverfilmungen gibt.

Die globale Katastrophe, obwohl sich dieser Filmhandlungsstrang ja bestens eignet, entwirft im Blockbustertum eine  apokalyptische Szenerie. Drastisch muss der Weltuntergang gezeigt werden. Die Dystopie, also die Verschlechterung der gesellschaftlichen Verhältnisse als Thema, hat keine Chance.

Aber vielleicht darf ich ja weiter träumen von einer Verfilmung der beiden Roman oder der Idee zu einer Fernsehserie nach gleichen Regeln. Vielleicht, trifft Christopher Nolan (den ich aufgrund von „Inception“ für den richtigen Regisseur halte) zufällig, Stephen King vor dem Dakota Building in New York und wir alle Reisen zurück in die Zukunft, lesen diesen Artikel und stellen fest, dass Lomax wieder mal recht gehabt oder er in der Lage ist, mittels Selbsthypnose in die Zukunft zu reisen! Das-Dakota-Building.jpg

Aus der Zukunft, sich umblickend, fragend und dann singend „Wo sind all‘ die Kinos hin, wo sind sie geblieben…“

12. April 2012 Alan Lomax   

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