Jagd auf Roter Oktober - John McTiernan
Ende der 80'er Jahre war John McTiernan der Regisseur der Stunde.
Nach seinem Debüt Nomads 1986 folgten mit Predator, Die Hard und The Hunt for Red October gleich 3 Hits in Folge. Alle diese Filme waren nicht nur enorm erfolgreich, sondern setzten mehr oder minder Maßstäbe in ihrem Genre. Predator wurde wie Alien von Ridley Scott unzählige Male kopiert und wer kennt nicht Officer John McClane. Die Hard wurde zum Meilenstein des Actiongenres.
Darüber wird der hier genannte Film häufig vergessen. 1990 verfilmte McTiernan den Roman des Autoren Tom Clancy. Letzterer, bekannt für seine Liebe zum Militär und nicht minder berühmt für reaktionäres Gedankengut, brachte 1984 sein erstes Buch heraus, welches binnen kürzester Zeit zum Bestseller avancierte.
Den kalten Krieg gab es historisch betrachtet zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Filmes nicht mehr. Trotzdem sorgt der Film in Anlehnung an diese Zeit für 2:10 min. perfekte und v.a. hochspannende Unterhaltung. Das U-Boot Genre ist so alt wie Hollywood selbst und lebt letztendlich von der (klaustrophobischen) Darstellung unter Wasser mit dem berühmten Katz-und-Maus-Spiel. Das gelingt dem Regisseur hier in Vollendung.
Damit das klar gestellt ist: Das hier ist bzw. war kein Film mit sozialkritischem Ansatz und Gewinner der Goldenen Palme von Cannes, sondern Unterhaltung der Extraklasse für Jedermann. Dass dies gelang, war auch Folge der erstklassigen Besetzung vor und hinter der Kamera. Die einzelnen Darsteller wurden bis in die kleinste Nebenrolle glänzend besetzt: Sean Connery spielt den Kapitän der Roten Oktober, Alec Baldwin den CIA Analytiker Jack Ryan. Daneben treten auf: Scott Glenn, Sam Neill, James Earl Jones, Joss Ackland, Tim Curry, Peter Firth, Stellan Skarsgard und Richard Jordan.
Gefilmt wurden die packenden Szenen von Jan de Bont und meisterhaft geschnitten von Dennis Virkler und John Wright (Oscar Nominierung). Für die musikalische Untermalung sorgte Basil Poledouris der mit dem Main Title (Hymn to Red October) einen Ohrwurm schuf und die rasanten Actionszenen mit einer Mixtur aus grossorchestraler Sinfonik und Elektronik unterlegte. 1990 erschien leider nur ein sehr kurzes Album auf MCA Records. Eine neue Veröffentlichung wäre hier sehr willkommen.
McTiernan arbeitet im Film ähnlich wie Hitchcock: Der Zuschauer weiß mehr als einige der handelnden Akteure und fiebert aufgrund dessen von Anfang an mit. Der russische Kapitän Marco Ramius startet zur Jungfernfahrt eines neuen, hochmodernen U-Bootes, was die Nato wegen gewisser Umstände in Aufruhr versetzt. Es keimen die typischen Ängste der Ära des kalten Krieges auf: Will der Kommandant zum Erstschlag ausholen? Nur ein junger Analytiker der C.I.A. ist gegensätzlicher Meinung als alle Experten. Seine Theorie: Der hochrangige Militär könnte überlaufen wollen ... . Daraus entwickelt sich in den folgenden 2 Stunden eine enorm aufregende Jagd und McTiernan schafft es die fast 500 Seiten der Vorlage effektvoll zu komprimieren.
Das Kino der 80'er und 90'er Jahre ist im Rückblick spannend und verdient ein Revival oder auch eine kleine Retrospektive. Vielleicht gelingt es mir auch die beiden Vorläufer Predator und Die Hard wieder zu sehen.
Bis dahin von der Brücke,
Rick Deckard