Golden Globes 2018

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  11. Januar 2018, 11:19  -  #Filme, #Fernsehen, #Kommunikation

© REUTERS, HANDOUT, MB/

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Führen wir die Diskussion über Notwendig nicht fort. Das führt zur Einsamkeit. Und werden wir deskriptiv. Ich sehe fortschreibend eine Notwendigkeit der Kontinuität bei der Betrachtung des Golden Globes und anderen Preisverleihungen sehe.

Sich hinzustellen und zu sagen, dass das alles Bockmist ist, wäre zu einfach! Die Entwicklung des Films und des Kinos und der TV-Serien zu vernachlässigen, um nur die deutsche Seite, nämlich die der Verurteilung des Prunk und des Neids auf Erfolg zu sehen, ist mehr als dumm, insbesondere in diesem Jahr, insbesondere bei dem geheimen Spirit, der Wucht des Wollens zum Wechsels in der Politik & Gesellschaft in den USA und der Welt und bei den inhaltlichen & bedeutsamen Künstlern, Vorlagen und Geniestreichen, die Hollywood 2017 aufgefahren hat und 2018 auffahren wird.

Habe ich im letzten Jahr noch festgestellt, dass das Mittelmaß verschwindet, das „super schlechte (süper bitte immer noch mit einem französischen Slang aussprechen!) als Benchmark nicht mehr genutzt wird und Regisseure wie Steven Spielberg, Christopher Nolan, Martin McDonagh und Ridley Scott hinter einem so talentierten, aber unkonventionellen, aber ebensolchen talentierten Guillermo del Toro (The Shape of Water) wirklich den Rest der Besten darstellen.

Und wenn man sich dann nochmal Meryl Streeps legendäre Ansprache zur Nation und Filmschaffenden 2017 erinnert und nun diese Klage und gleichzeitige wohl historischen Bewerbung zur Präsidentin der USA von Oprah Winfrey , als Trump-Herausforderin ansieht und hört, sollte man als denkender erwachsener Mensch, durchaus mit unterschiedlicher Meinung ausgestattet, trotzdem verstanden haben, dass da vor einigen Tagen in Hollywood etwas passierte, was in die Geschichtsbücher eingehen wird und gleichzeitig aufzeigt, dass Entertainment, Kunst, Loyalität, Intelligenz und Wahrhaftigkeit, Attribute sind, die sich keine Religion ins Gebetbuch schreiben darf, sondern der denkende Mensch des 21. Jahrhunderts.

Man kann nun wirklich nicht sagen, dass bei dieser 75. Golden Globes Veranstaltung jemand vergessen wurde und vielleicht ist tatsächlich so, dass der „Change“ auch nur über die neue Souveränität und Standing der Frau funktioniert. Ach könnte man doch nur stundenlang schwelgen in den Interpretationen. Kann man ja auch! Denn Tatsachen gibt es nicht (Nietzsche). Also los:

Paul Drinkwater/NBC

Paul Drinkwater/NBC

Da wird also der coolste lebende Hund der Welt Kirk Douglas mit 101 Jahren und im Rollstuhl auf die Bühne gefahren. Wäre man noch vor Jahren geschockt, über das Altern gewesen und was das bei Menschen ausmacht, ist es 2018 anders. Ich denke:“Alter, wie kann ein Mensch nur so cool mit über 100 Jahren im Rollstuhl sitzen“. Der Mann ist unfassbar. Gleichsam war das natürlich ein Abgesang auf das alte Hollywood, das von Männern regiert und geleitet wurde. Ein respektvoller Abgesang, denn Douglas war einer der ersten der sich gegen Homophobie in Hollywood stellte, aber eben auch einer der klassischen Hollywoodhelden. Der zwar und natürlich Heldenhaft auf der romantischen Seite zu versehen und stehen ist, aber so nicht mehr so gewollt in der Gegenwart ist. Neben ihm dann seine Schwiegertochter Catherine Zeta-Jones und logischer Weise nicht sein Sohn Michael als Laudator. Das ist kein Zufall! Und es ist gelungen…Und wenn selbst ein James Franco wie ein Fremdkörper wirkt, der ja auch angeklagt ist wegen Nötigung, dann, na dann….; ist das vielleicht tatsächlich alles ein Geschenk an uns bzw. die Gesellschaft! Und als wenn es nach der jungen Generation von tollen Frauen wie Jessica Chastain, Michelle Williams, Emma Stone, Hong Chau (Donwsizing as Ngoc Lan Tran), Elisabeth Moss, Rachel Borsnahan nicht reicht, werden Judi Dench und Meryl Streep nur kurz gezeigt, aber dann überrannt von Oprah, Barbara Streisand, Laura Dern, Frances McDormand und sogar Thelma & Louise (Sarandon & Davis) um mal wieder auf den Boden der Tatsachen und des guten alten Unterhaltungsfilm zu kommen.

Oftmals wurde Hollywood vorgeworfen, dass es die Diskriminierung von Gesellschaftsschichten oder Typen forciert, dann romantisiert und sich dann selbst abfeiert, als erste gesellschaftliche Säule (Entertainment) aber eine Veränderung angestoßen zu haben.

Rassismus, gehandicapte Menschen, Homophobie etc. Nun ME TOO!? Keine Aussage, sondern eine notwendige Selbstverpflichtung. Und es ist ja egal, wie man das nun findet, Hauptsache es verändert sich was. Und wenn so ein Preis und (was ja viel wesentlicher ist), so eine außerordentliche Zusammenkunft von Menschen, die was zu sagen haben und dies auch tun, das alles gedanklich und später vielleicht gelebt freisetzt; …großartig!

Bleibt  eine Fragen offen, die aber nur aus einer sehr glücklichen Perspektive gestellt wird: Wann wird der Cecil B. DeMille Preis in den Katharine Houghton Hepburn Preis unbenannt?

Am Sonntag den 19.04. sah ich in der ARD um 22:25 Uhr eine Zusammenfassung der Oscarverleihung 1980 aus Hollywood. Zuvor hatte ich den Film FUNNY GIRL mit Barbara Streisand gesehen. Ein schlechter Film. Aber ich war 10 Jahre alt. Mein älterer Bruder erklärte mir warum FUNNY GIRL ein doofes Musical sei, während sich im Fernsehen Dustin Hoffmann für den Film KRAMER GEGEN KRAMER den Oscar als bester Hauptdarsteller abholte. Während mein Bruder über die kitschigen Kulissen aus dem für mich längst abgehackten Film referierte, sah ich mit dem zweiten Auge unbewusst meine zukünftigen Helden: Francis Ford Coppola der für den zweit besten Film aller Zeiten APOCALYPSE NOW keinen Oscar erhielt, auch nicht für seine Regiearbeit. Ich sah AL PACINO und den schon damals geliebten PETER SELLERS, die beide nichts bekamen, ich lernte MERYL STREEP (KRAMER vs. KRAMER) kennen und sah das erste Mal GEORGES DELERUE und wahrscheinlich HENRY MANCINI und JERRY GOLDSMITH. SCHLÖNDORFF sagte mir damals noch nichts. Mein Bruder nahm nur DIE BLECHTROMMEL wahr, rief zu meiner Mutter unglaublich, unglaublich und bezog sich natürlich primär auf Günter Grass, den er damals als angehender Germanist natürlich feierte. Bruder und Grass bissen 2015 in das sprichwörtliche.

„Amen, Amen, Amen, Amen!“ In ihrer atemberaubenden Rede erklärte Oprah Winfrey der Welt, wie sie 1964 als acht jähriges Mädchen die Oscarverleihung im Fernsehen sah. Sidney Poitier gewann als erster farbiger Schauspieler den Oscar für den Film LILIEN AUF DEM FELDE. Ein Vermächtnis. Mit ihrer wunderbarer Rhetorik erklärte sie ihre Faszination für den Schauspieler und leitet elegant zu ihrer eigenen Situation über, nun den Cecil B. DeMille Preis erhalten zu haben, in der Hoffnung, dass ihre Töchter oder Mädchen im gleichen Alter, dass sehen und ähnlich denken.

Man muss es gar nicht beschreiben! Aber erklären: Denn wissen Sie, wenn man das Kino, den Film und diese Kunst so sehr liebt wie ich, ist das alles zusammengenommen, eine Bestätigung für die eigene Idee eines Lebens der Unterhaltung. Eine Bestätigung dafür ein Leben lang die richtigen Menschen, die zwar fremd und sehr weit weg sind zu lieben und zu verehren und in erster Linie zu verstehen, dass man dabei doch nicht alles falsch gemacht hat, obwohl einem viele gesagt haben, die Familie ist doch das wichtigste.

Fatih Akin hat ähnliches vermittelt, als er sich seinen Preis abgeholt hat. Ich gratuliere an der Stelle! Denn Aktin hat auch nur an sich selbst geglaubt. Ich bewundere denn Mann.

Parolen sind meist bedauerlich. TIMES UP als Schlachtruf macht aber Sinn! In jeglicher Hinsicht und zwar zur Lage der Welt, unserer persönlichen Ansichten und was das Umdenken für die Nutzung der Möglichkeiten angeht, ohne erstmal jeden und alles kritisch zu betrachten und zu hinterfragen.

Ab sofort können Sie mir unterstellen, dass ich ein Neoliberalist bin. Auch so eine Aussage bleibt nicht ohne Verantwortung: Legitimation der gesellschaftlichen Ungleichheit und das Schönreden vom selber schaffen, könnte andere Individuen stören. Erfolg macht glücklich ist eine wehleidige Ansage. Für wahr! Doch es macht Sinn sich darüber Gedanken zu machen, um sich einerseits besser selbstdarstellen zu können, aber auch um aufzurufen, dass man sich verändern kann.

Deckard und ich predigen das ja versteckt seit nunmehr fast 10 Jahren auf diesem blog. „Jeder ist sich seines eigen Glückes Schmied“, haben wir lange ausgerufen bzw. gestützt (Deckard). Und zusammengefasst ist das ja auch das Fazit, des Abends, welches Primär von der erklärten Wahrheit der einflussreichen Winfrey stehen bleiben wird: Eigenverantwortung! Und irgendwie muss ich an Douglas denken….

Alan Lomax vom Schlachtfeld der Idealisierung…

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