Young Rebel Set – Young Rebel Set
Da stehe ich nun, an diesem Samstagmittag. Die Sonne scheint, es sind knapp 30 Grad! Haldern Pop 2010 ist fast vorbei! Zwei tolle Tage liegen hinter mir. Ich habe viel zu viel Alkohol getrunken und mir wie immer zu viel Gedanken über alles gemacht.
Ich habe Musik gehört, mein Kopf ist voller Melodien und neuer Eindrücke. Ich habe bereits mindestens 5 Bier getrunken und eine gefühlte Flasche Rotwein, eine Schachtel Zigaretten geraucht. Zum Glück habe ich heute Morgen geduscht. Somit stinke ich wenigstens nicht. Um mich herum stehen meine Freunde und meine Frau, sowie einige ebenso verstrahlte Personen wie wir, die alle sympathisch wirken.
Auf die Bühne kommt der alte holländische Ansager und fragt ob wir alle ausgeschlafen sind? Nach weiteren Worten, denen ich nicht folgen kann, kommen Young Rebel Set auf die Bühne. Wer schon einmal an einem Samstagnachmittag in einer englischen Kneipe Fussball geguckt hat, kennt diese Gestalten. Gut gelaunte Proleten, die das Herz am richtigen Fleck haben, gerne einen trinken und alles andere als nachdenklich wirken. Einer sieht aus wie ein 16-jähriger Drogenjunkie, der nächste wie ein viel zu alter Türsteher einer miesen Dorfdiskothek, wieder ein anderer wie Schwiegermutters Liebling und der Sänger wie der Sänger einer Rockband. Vor mir in einer Reihe stehen sie also die neuen englischen Helden! Ebenso versoffen wie ich, alle ausgestattet mit einer kühlen Flasche Becks.
Von der ersten Note, vom ersten Schlag auf die Snaredrum, vom ersten Akkord bis zur ersten gesungenen Textzeile ist alles klar.
Die komplette Chemie, das Leben, ja das ganze Universum scheint in den nächsten 40 Minuten still zustehen. Es ist der perfekte Augenblick, die grandiose Situation, der Moment weshalb man lebt, weil man eben weiß, dass man alles richtig gemacht hat. Die Suche nach der richtigen Melodie, nach der Band der Stunde, nach dem glückseeligen Augenblick der absoluten Perfektion. Es hat endlich wieder funktioniert.
Es sind nicht nur diese wunderbaren Musiker mit ihrem englisch-irischen Old-School-Folkpunk rock á la Pogues, The Man they couldn’t Hang und meinetwegen The Clash, es ist auch Glaubwürdigkeit des Momentes.
Diese Band bricht uns in diesem Moment allen das Herz! Die unglaubliche Echtheit der Arbeiterklasse, ohne irgendwelchen diffusen Überlegungen subtile Musik zu machen, etwas neues entstehen lassen zu müssen. Das ist Musik die „Right from the f....Heart“ kommt.
Die Band aus dem nordenglischen Stockton-on-Tees spielt dazu punktgenau, ist eingespielt, fast perfekt und der Sänger hat eine Stimme die täglich eine Flasche harten Stoff benötigt um so zu klingen.
Drei Tage später sitze ich nun in meinem Musikkeller und höre diese famose Platte, die ab dem ersten Takt genau das einhält, was das Konzert und dieses Erlebnis versprochen hat, eine famose Band.
Ich lese verschiedene Interviews und Informationen. Von Sekunde zu Sekunde werden mir diese Typen sympathischer. Es sind 4 Brüder. Oh mein Gott, was für große Geschichten kann man sich da zusammen spinnen.
Freitag in Haldern musste ich noch an Thees Uhlmann und an die Schönheit der Chance denken! Jetzt lese ich das die Band beim Grand Hotel van Cleef Label erschienen ist. Alles macht Sinn!
Ich sehe komplette Filme vor mir ablaufen. Ich bin beeindruckt und fühle mich bestätigt, bin glücklich und erinnere mich auf einmal wieder daran worum es wirklich geht in der Musik. Um Glaubwürdigkeit!
Alan Lomax
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