Wie soll es weiter gehen ? - Erobique & Jacques Palminger Songs for Joy
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Wenn es überhaupt so was wie eine Bank der deutschen Popmusik gibt, dann ist es das Universum der beiden Hamburger Menschen & Spieler Jacques Palminger und Erobique.
Carsten Meyer schwächt meinen Verstand bereits seit Jahren mit seinem wundervollen Melodienuniversum. Palminger hat nicht nur mit dem im letzten Jahr erschienen Album Mondo Cherry ein Referenzwerk für die nächsten 23 Jahre geschaffen! Beide sind in zahllosen Sondermissionen unterwegs und was soll man sagen, beide schaffen sich ein künstlerisches Universum, mit einer eigenen Sprache, einer eigenen Dynamik und einer eigenen Sicht auf diese merkwürdige Zeit und kaum zu verstehende Welt.
Wir sehen auf dem Plattencover eine Tierband (Panda, Ziege, Erdmännchen, Frosch und Igel) und hören wunderbare Popmusik mit zeitkritischen Texten die verschlüsselt nur die Menschen erreicht, die es verstehen sollen.
Finsterwalde ist ein fast euphorischer Song mit Mädchenchören, die man sich von Andreas Dorau gewünscht hätte. Ein optimistischer Song der eine ungewöhnliche Lyrik entwickelt. Meyers Happypiano will man gar nicht mehr vergessen und ein Lächeln begleitet mich permanent an diesem verregneten Sonntagnachmittag.
„Wir nennen es Soul“ sagen die Herren, zu denen auch der unbeirrbare Christoph Dietermann (Universal Gonzales) gehört.
Die Songs sind offenbar von anderen nicht musikalischen Menschen innerhalb eines Song Poem Music Projektes entstanden. Ergo ohne klassischem Songwriting. Erstaunlich werden doch z. B. bei Mauerseglerlied Bacharacheske Momente erreicht.
Eine Ode an den postmaterialischen Habitus der derzeit Mitte dreißigjährigen ist Kathrin und Lars. Ich muss kurz an den einen Autor vom NEON denken, der in München mit seiner Freundin ein Gemüsebeet betreibt. Und sich so versucht von seinen Freunden und der ganzen gemeinen „Clubkultur“ abzusetzen. Lächerlich! Aber warum immer in negativer Art und Weise meckern, wenn es auch so geht (Kathrin singt): „....schon nach vier Monaten, nehmt ihr mich mit auf die große Reise, in Norwegen Fische fangen, auf die schönste Weise, mit Anne und Pilka auf dem rauen Meer, mit Dir an meiner Seite fällt mir gar nichts schwer, auch meine Zeit der Arbeitslosigkeit haben wir beide geschafft, fast mit Leichtigkeit, Du als Zimmermann, ich als Industriekauffrau, da drauf kann man bauen, ich weiß es ganz genau...“ Wie soll man das beschreiben, wenn man vieles um sich beobachtet und es kaum beschreiben mag. Dann ein großes Senior Rossi Finale, ein Monster von sozialkritischen Lied. Und zwar auf höchster Zentralebene des Pop-Kommunismus.
Das bewundernswerte an dieser Platte ist, dass es scheinbar kein Groll und keinen Hass auf diese ganze verkettete Scheiße in unserer Gesellschaft gibt. Es ist einfach sich hin zu stellen und alles zu verachten. Das hier ist die Weiterführung des Punkgedanken auf friedliche und schlaue Weise.
Das ist kein Herbstcafe, dass ist ein satter Himmel, Baby, dass ist ein Musikmoment!
Alan Lomax
P.S. @Rick Deckard: Steck Dir ein Schirmchen in Deinen Bruichladdich und hör Dir diese Platte an. Du wirst durchatmen können, Deine Nase, Deine Ohren und Deine Seele werden frei werden und ersticken wirst Du nur vor Freude und vielleicht am leisen Lachen, dass sich schon bald zu einem Deiner legendären Lachanfälle entwickeln wird. Cheers.