Werner Herzog's 'Fitzcarraldo': 30 min. unerträgliches Kino
Wenn ich mir einen Film ansehe, dann immer unter dem gleichen Motto: ich will unterhalten werden. Mit dieser Zielsetzung habe ich mich gestern auch an 'Fitzcarraldo' gewagt. "Gewagt" deswegen, da eine unbestimmte Intuition mir keine Ruhe liess. Ich hatte bis gestern keinen einzigen Film von Werner Herzog gesehen und ich war einfach neugierig darauf zu erfahren, was für Filme dieser Mann dreht. Hätte meine Vernunft doch bloss über die Neugier gesiegt! 30 min vertane und kostbare Zeit vergeudet für einen der schlechtesten und ekelhaftesten Filme die ich je gesehen habe. Früher war ich immer fair, hielt durch und versuchte bei solchem Schund bis zum bitteren Ende durchzuhalten, aber es ist genug.
Dieser Film hat überhaupt keine Dramaturgie. Langweilig, behäbig und mit einem unglaublich biederen Stil wird man als Zuschauer in die "Handlung" eingeführt. Die Titelsequenz mit einer uninspirierten Gestaltung ist vielleicht gut genug für einen Fernsehfilm, aber nicht für einen Film im Kinoformat. In endlos zähen Minuten wird man gelangweilt mit einer Opernszene und parallel dazu die Ankunft eines Paares auf einem Boot, das unbedingt die Opernvorführung sehen will. Furchtbare und erbärmliche Dialoge, die ausserdem unglaublich schlecht synchronisiert sind, wechseln sich ab mit Bildern von unerträglicher Langeweile.
Die Kunst bei einem Film besteht darin, egal welches Sujet man wählt, den Zuschauer gefangen zu nehmen und ihn zu fesseln. Mich überkamen Gefühle des Ekels beim Betrachten der Bilder. Merkwürdige Schnitte, holpernder Rhythmus und eine Motivation des Hauptdarstellers, die vollkommen wahnwitzig und zudem als Aufhänger absolut irrelevant ist. Nun muss man nicht gleich eine Figur in allen Einzelheiten analysiert in 5 min auf dem Präsentierteller gereicht bekommen, aber nach den ersten Minuten hatte ich jegliches Interesse an dem von Klaus Kinski dargestellten Charakter verloren. Warum ausgerechnet die Betreiberin eines Bordells, gespielt von Claudia Cardinale, diesen Verrückten unterstützt bleibt ein Rätsel (für mich für die Ewigkeit, da es mich überhaupt nicht interessiert). Furchtbares Beispiel im übrigen für talentloses Casting.
Die schlimmsten Szenen des Films beginnen, als Fitzcarraldo bei den Kautschuk-Besitzern für sein Vorhaben werben will. Schauspielerische Einzelleistungen der katastrophalsten Art geben sich die Hand. Es wurde von Minute zu Minute schlimmer. Ich weiss nicht was ein Mensch wie Herzog mit einem solchen Film überhaupt zeigen wollte. In den Einstellungen wechselt der Film in seinem Stil immer wieder zu einer Art Dokumentarfilm mit langen, nutzlosen und leeren Einstellungen. Schlimm, dass sich damals überhaupt Geldgeber fanden einen solchen Murks zu drehen.
Die Symbiose aus Bild, Schnitt und auch Musik funktioniert bei diesem Film überhaupt nicht. Popul Vuh liefert zudem mit irgendwelchen Tönen im Hintergrund eine Untermalung, die selbst ich ohne irgendwelche musikalischen Kenntnisse besser hinbekommen hätte.
Dieser Film läuft mit 49 anderen in der Reihe '50 Meisterwerke des deutschen Films'. Zu den Meisterwerken des deutschen Films zähle ich 'Metropolis', 'M', 'Das Boot', vielleicht sogar den jüngst so erfolgreichen 'Das Leben der Anderen' aber mitnichten 'Fitzcarraldo'. Selbst das Wort 'Trash' wäre eine Beleidigung für diesen Schrott.
Es gibt natürlich unzählige Analysen, Anekdoten etc. zu Kinski-Herzog. Aber ehrlich gesagt: Wen interessiert das? Mich als Kinogänger interessiert in erster Linie ein guter und unterhaltsamer Film, mehr nicht und F. ist weder gut noch unterhaltend.
Nach 30 min habe ich den Film abgeschaltet und mein Auto an der frischen Luft sauber gemacht um auf vollkommen andere Gedanken zu kommen, denn dieser filmische Müll hatte meine Laune an einem eigentlich erholsamen Sonntag vollkommen verdorben.
Never ever Herzog again.
Vorsicht: Never say never again!
Rick Deckard