Vergessene Helden – Zum Tod von Hank Jones
Langsam nervt es mich selbst! Ständig muss ich hier Nachrufe schreiben. Weil alle alten Helden diese Welt verlassen.
Der Grund dafür zumindest eine Notiz anzufertigen, ist in erster Linie die Erinnerung. Und vielleichtdie Bestandserhaltung .
In diesem sehr traurigen Fall der Bestandserhaltung, ist der sympathische und bedeutende Jazz-Pianist Hank Jones verstorben. Und zwar bereits am 16. Mai 2010!
Die Tatsache, dass ich weder in den Medien, noch im Internet, noch von Bekannten, Freunden oder Familienmitgliedern davon erfahren habe, macht mich fast zornig. Denn offensichtlich hat niemand den Tod wahrgenommen. Was aber noch viel schlimmer ist; …mich hat keiner Informiert!
Besonders aufmerksam geworden bin ich als ich das erste Mal die Scheibe KIDS – DUETS AT LIVE AT DIZZY’s COCA COLA gehört habe. Dort zelebrieren Joe Lovano (Sax) und Hank Jones (Piano) einen aufrichtigen Jazzdialog zwischen zwei Instrumenten in einer sehr lyrischen Form. Insbesondere das fast gottgleiche „OH! LOOK AT ME NOW! lassen ungeahnte Gefühlswallungen in mir hochsteigen. Die scheinbar einfache Melodie wird durch Jones konzentriertes, aber gedankenverlorenes Spiel konsequent von Sekunde zu Sekunde zu einer unfassbaren Schönheit gesteigert. Diese Version des alten Sintra-Klassikers ist eine der wichtigsten von mir gehörten Jazznummern der letzten 20 Jahre!
Im Jazz und insbesondere bei Pianisten ist die Kunst der Prägung der Harmoniefolge entscheidend! Jones der am 31. Juli 1918 in Vicksburg, Mississippi geboren wurde lernte diese Kunst von Klein auf. Bereits 22 Jahre später spielte er im ONYX Club in New York City. In dieser Zeit spielte Jones mit allen Legenden seiner Zeit. Coleman Hawkins und Charlie Parker, um nur einige zu nennen.
1947 wurde er der Pianist von Ella Fitzgerald, mit der er sechs Jahre arbeitete und sie in ihrer besten künstlerischen Zeit begleitete. Hank Jones spielte auf THIS HOW I FEEL ABOUT JAZZ, dem Debütalbum von Quincy Jones, begleitete aber auch den legendären Geburtstagsgruß von Marilyn Monroe an John F. Kennedy.
Zu seinen besten Kumpels zählen Ed Sullivan und Frank Sinatra. Bis 1980 trat der ruhige, besonne und immer irgendwie alt wirkende Hank Jones zurück. Danach spielte er in zahlreichen Formationen und trat als Solist auf. Bemerkenswert und gut sehbar ist seine Zusammenarbeit mit Joe Lovano. Sehbar? Einfach den u. g. Youtube-Link anklicken.
Hank Jones spielte zuletzt, obwohl bereits im Hospiz, jeden Woche im New Yorker Jazzclub BIRDLAND.
Keine Frage, wo ich mich gerne von ihm verabschiedet hätte!
Was bleibt sind seine wunderschönen Harmonien und A HANDFUL OF KEYS!
I REMEMBER YOU
Alan Lomax