Vergessene Helden – Nicolas Cage
Nicolas Cage wurde 1964 in Long Beach geboren. Sein Vater ist August Coppola, der Bruder von Francis Ford. Onkel Coppola besetzte ihn 1983 auch gleich mit einer Hauptrolle in dem ziemlich unterschätzen Streifen „Rumble Fish“.
Vergessen ist ebenfalls Alan Parkers schöner Film „Birdy“, sowie das erste zu erwähnende Wahnsinnswerk der Coen-Brüder „Rasing Arizona“. Kultstatus erreichte Cage durch seine Darstellung in David Lynchs „Wild At Heart“. Als alkoholabhängiger Drehbuchautor erhielt Cage für „Leaving Las Vegas“ den Oscar. Danach fängt die zweite Hälfte des Lebenswerks an. Die bessere oder die schlechtere Hälfte? Das bleibt die Frage! Aus meiner Sicht die aufregendere und vom großen Publikum oft missverstandene Hälfte auf jeden Fall.
Blättern wir mal weiter durch die weitere Filmografie: „The Rock“ und „Con Air“ (1996 und 1997) sind zwei Ausnahme-Trash-Actionspektakel, wie sie heute leider nicht mehr gedreht werden.
Face/Off (1997) kann man wohl getrost als einen der besten Filme der neunziger Jahre bezeichnen. In Schumachers „8mm – Acht Millimeter“ (zwei Jahre später), spielt Cage dann in einem der abstoßendsten und zu gleichen, beeindruckendsten Filme, überhaupt mit. Cage für den Zuschauer, nie richtig zu verstehendes Gesicht, ist als Privatdetektiv Tom Welles perfekt besetzt.
Mit „Bringing Out The Dead – Nächte der Erinnerung“ verfehlte er mit Martin Scorsese gemeinsame Ziele.
Abgesehen von „Adaption“, sind „Family Man“, „Windtalkers“, „Tricks“ (zwischen 2000 und 2004) fürchterliche Katastrophen. Was dann folgt ist höchst interessant: Cage zeigt sich zu Beginn des neuen Jahrtausends zwischen Mainstream und cineastischen Independent-Größenwahn experimentierfreudig wie kein Zweiter: Die tollen „Tempel-Filme“ sind sehenswerte Popcornkino-Meisterwerke, Lord of War (2005) ein spätes Meisterwerk und Cage mal wieder auf dem Zenit seines Könnens. Im gleichen Jahr spielt er in Gore Verbinski’s „The Weather Man“ eine weitere Meisterleistung. Wieder ist es sein verstörendes vertrotteltes, gleichzeitig gutmütiges Gesicht, das irgendwie fasziniert.
Dann befreit er sich scheinbar aus seinem Käfig und gibt Vollgas in Richtung Untergrund: „Ghost Rider“, die Neuverfilmung von „Bad Lieutenant“, „Kick-Ass“ und „Ghost Rider: Spirit of Vengeance“(2012). Spaß, nicht kommerzieller Erfolg, scheint im Fokus des „neuen“ Cage zu stehen.
Biopics sind für unsere Seite ehr ungewöhnlich, weil langweilig und aufwendig zu schreiben! Für einen so vielschichtigen und scheinbar grenzenlos aktiven Schauspieler wie Nicholas Cage lässt es sich aber nicht vermeiden, Fließbandarbeit zu suggerieren.
Am Wochenende habe ich „Knowing“ des talentierten Regisseurs Alex Poryas (I, Robot) gesehen. Wiedermal fällt Cage als nicht deutbarer Charakter auf! Alkohol, Verzweiflung, Liebe zu seinem Sohn, Religion und Wissenschaft. Viel zu viele Attribute die es zu stemmen gilt, für die Rolle als Astrophysiker, der auch noch mit einer Vorhersage für den kommenden Weltuntergang konfrontiert wird.
In der ersten Stunde des Filmes glaubt man tatsächlich wieder ans Kino. Großartige Kamerafahrten, beklemmende Muster, perfekte Inszenierung. Der etwas actionreichere Mittelteil, erfüllt den Kampf mit den Kinokassen, der Plot bestätigt die erwartete Katastrophe, apokalyptisch und inhaltlich gesehen.
Natürlich ist es Cages Physiognomie die ihn so interessant, aber auch gleichzeitig zu einem klassischen Anti-Schauspieler macht, weil er nicht mimen muss.
Jeder Regisseur der die Regel einhält, Nicolas Cage keine langen Dialoge zu geben, kann mit ihm einen guten Film drehen. ''Ich habe noch nie in einem Film mitgespielt, weil ich hoffte, dafür eine Auszeichnung zu bekommen. Das wäre der falsche Ansatz'', weiß der 48-Jährige. ''Ich bin an Filmen interessiert, die mich auch nach zehn oder zwanzig Jahren noch überraschen können. Es gibt so viele Oscar-Filme, über die schon nach fünf Jahren keiner mehr redet. Filme müssen mich stimulieren, deshalb kann ich keine Rücksicht darauf nehmen, was Kritiker sagen. Und wenn ich von ihnen runtergemacht werde, denke ich, dass ich dann trotzdem etwas richtig gemacht habe.''
Vielleicht wäre Cage ein grandioser Stummfilmschauspieler geworden? So gibt es leider zu wenig Rollen für ihn, die passen und ihn zu einem Schauspielikonen machen! Was bleibt ist viel Sympathie und das Wissen das der Mann ein sympathischer Cineast ist und bleibt.
Dies hat er auch 2001 als Produzent des Filmes „Shadow Of The Vampire“ bewiesen. Liebt man das Kino, liebt man Friederich Wilhelm Murnau. Der Film ist besser als man denkt, leider aber keine richtig Dokumentation über das deutsche Filmgenie, sondern ehr eine Betrachtung über die Möglichkeiten des Kinos zwischen Wahrheit, Unterhaltung und Kunst.
Aber dies entspricht ja auch dem Dreiklang des Nicholas Cage.
Alan Lomax