Total Recall 2012 von Len Wiseman: Ein spektakuläres Remake
Len Wiseman ist mit der Neuverfilmung ein optisch und inhaltlich grossartiger Science-Fiction Thriller gelungen, basierend auf der genialen Vorlage von Philip K. Dick 'We Can Remember It For You Wholesale'.
Wir schreiben das Jahr 2084, fast die gesamte Erde ist nach einem mit Chemiewaffen geführten Krieg unbewohnbar geworden. Es existieren nur noch das ehemalige Gross Britannien, jetzt 'United Federation Of Britain' genannt, und Australien, welches als 'Die Kolonie' bezeichnet wird. Verbunden sind die beiden Kontinente durch einen Transporter, der als 'The Fall' bezeichnet wird und durch die Erde hindurch auf die andere Seite führt. Durch diesen pendeln täglich Arbeiter um in den Fabriken der Federation u.a. künstliche Polizisten herzustellen. Einer dieser Arbeiter ist Doug Quaid, gespielt von Colin Farrell, der gelangweilt von seinem Job und seiner Routine sowie geplagt von Albträumen eine Firma names Rekall aufsucht, die ihren Kunden lebensechte, aber falsche, Erinnerungen anbietet, so echt, als wäre man tatsächlich zugegen und hätte alles selbst erlebt. Quaid entscheidet sich für die Erinnerungen eines Geheimagenten ... .
Das Motto "schnallen Sie sich an" trifft auf diesen Film einmal wirklich zu. Von dem Moment an, in dem Farrell aka Quaid eine neue Rolle annimmt, beginnt ein Kino der Achterbahnfahrt, nicht nur physisch, sondern auch psychisch.
Das Set-Design des Films, sowohl die urbanen Landschaften als auch die Interieurs betreffend, sind grandios gelungen. Der Regisseur Michael Mann sagte einst "Ich finde Industrielandschaften romantisch". Das tue ich auch und daher war der Film optisch ein Hochgenuss. Im Kino in 3 D Technik muss er eine Wucht gewesen sein. Die Details sind hervorragend ausgearbeitet und die Vision von Städten in der Zukunft real, bzw. so real, wie es einem SF Film eben möglich ist.
Wiseman gelingt es die Vorlage von Dick, das doppelbödige Spiel um Identitäten, die Verlässlichkeit von Erinnerungen und Paranoia mit neuester spektakulärer Tricktechnik famos umzusetzen. Atemlos hetzten wir als Zuschauer von einer Szene zur nächsten und fragen uns, was gerade auf der Leinwand passiert. Jedoch unterscheidet sich diese Dynamik und die Geschwindigkeit der Erzählung wohltuend von den meisten Filmen der Neuzeit. Wir bekommen genau mit, wer gegen wen warum kämpft und können der Handlung mühelos folgen.
Besonders die Verfolgungsjagd in der Mitte des Films in London ist furios inszeniert und erinnert streckenweise an die Welten eines Moebius und an den Film 'Das fünfte Element' von Luc Besson. Sowieso: Cineasten genau aufgepasst, es gibt viele Reminiszenzen und Hommagen.
Wer die erste Verfilmung von Paul Verhoeven aus dem Jahr 1990 kennt, dem dürfte der Twist am Ende des Films nicht mehr überraschen, trotzdem ist die 2012er Version durch und durch ein Genuss. Natürlich kann Wiseman mit dem Original von Verhoeven letztendlich nicht mithalten, weil die psychologische Finesse und die überraschende Auflösung am Ende fehlen, ich bin aber trotzdem der Meinung, dass das Remake keineswegs überflüssig war. Die modernen Mittel des Kinos werden sinnvoll genutzt und auch die Schauspieler sind nicht so eindimensional und schlecht, wie in vielen Kritiken behauptet wird. Kate Beckinsale ist als skrupellose Agentin gnadenlos gut und Jessica Biel verleiht der Geschichte, nun ja, eine gewisse biologische emotionale Tiefe. In der Rolle des Bösewichtes ist der omnipräsente Bryan Cranston zu sehen.
Gut, in einem ist das Original dem Remake auch noch voraus: Die Musik von Harry Gregson Williams lässt sich keineswegs mit dem hochenergetischen und grandiosen Score von Jerry Goldsmith vergleichen.
Total Recall (2012) ist meines Erachtens ein exzellenter Science Fiction Thriller, der optisch und auch mit der Handlung hervorragend zu unterhalten weiss und allen Fans dieses Genres guten Gewissens empfohlen werden kann.
Spektakuläre Unterhaltung!
Aus freiem Fall,
Rick Deckard