Top Job - Diamantenraub in Rio
Edward G. Robinson spielt einen Lehrer, einen Professor, der in Rio de Janeiro 30 Jahre unterrichtet hat und nun in Rente geht. Am Abend des Ruhestands sucht er einen alten Schulfreund auf, gespielt von Adolfo Celi, der es in New York als zwielichtiger Geschäftsmann zu Anstand gebracht hat. Da er über gewisse Kontakte verfügt und Robinson sich seinen Lebensabend versüssen will kommt ein Coup zustande. Direkt gegenüber der Schule an der der Professor unterrichtete befindet sich nämlich der Sitz einer Diamantengesellschaft und an die will der ehrenwerte alte Mann heran. Zeit genug sich einen Plan auszudenken hatte er.
So nimmt ein spannendes Heist Movie seinen Anfang. Robinson rekrutiert 4 Spezialisten, zu denen u.a. Klaus Kinski, der einen Ex-Militär spielt und Robert Hoffmann, ein Playboy, gehören. Wie die Regeln dieses Genres besagen machen die 4 sich auf gen Rio, da die Zeit drängt, um den Plan in die Tat umzusetzen. Hoffmann hat den Auftrag sich den Originalschlüssel zu besorgen mit dem man einen Safe öffnen kann, in dem die Diamanten gelagert sind. Nur ist der wiederum am Schlüsselbund der Sekretärin der Geschäftsleitung, die wiederum von Janet Leigh gespielt wird. Also muss der Beau sein ganzes Können aufbieten um an den Schlüssel zu kommen, währenddessen mit Akribie die Vorbereitungen abgeschlossen werden.
Zugegeben: Rififi von Jules Dassin mit seiner spektakulären 20 min. Einbruchs-Sequenz in der kein Wort gesprochen wird, als auch Topkapi sind und bleiben die Blaupause für diese Art Thriller, aber 'Top Job' braucht sich nicht vor Ihnen zu verstecken. Der Einbruch hier ist sehr spannend und man fiebert mit den Räubern mit, wird zu ihren Komplizen. Damals im Jahr 1966 war das so beeindruckend, dass es spontanen Beifall vom Publikum für solchen Ideenreichtum gab.
Natürlich hapert es hier und da an Logik, aber das tut der Unterhaltung keinen Abbruch. Nach über 40 Jahren wirkt der Film noch immer und man erkennt auch seinen Einfluss auf viele Filme der heutigen Zeit, siehe z.B. 'Mission Impossible' von Brian de Palma. Natürlich war ein Beweggrund diesen Film zu sehen, der aktuell auf DVD erschienen ist, u.a. auch Klaus Kinski, der hier einige sagenhafte Dialoge und Einzeiler hat und in fast jeder Szene in der er auftaucht unfreiwillig so belustigend ist, dass man vor Lachen Luft holen muss. Seine Mimik und Körpersprache sind einmalig. Insbesondere Robert Hoffmann bekommt die latente Gewaltbereitschaft Kinskis mehrfach zu spüren.
Apropos Hoffmann. Der eine oder andere wird diesen Akteur vielleicht noch kennen, der 1968 und 1969 den 'Bravo' 'Otto' in Bronze und Silber als beliebter Schauspieler erhielt. Er kam zu "Ruhm" in einem Vierteiler über Robinson Crusoe, spielte in 'Neues vom Hexer' und in diesem Film mit, bevor er sich sich in Drittklassigen Streifen über Wasser hielt, zu denen u.a. 'Die Nacht der rollenden Köpfe', 'Schloss Hubertus' und 'Der Edelweisskönig' gehören.
Auf der DVD gibt es übrigens ein sehr interessantes 30 min. Interview mit dem Regisseur Giuliano Montaldo (u.a. Sacco & Vanzetti, Brille mit Goldrand), der viele kleine Anekdoten erzählt und sich auch über die Art Filme zu drehen damals und heute äussert. Und in einem hat er Recht: merkwürdig, dass dieser Film in der Remake-Wut Hollywoods noch nicht aufgetaucht ist.
'Top Job', im amerikanischen Verleih 'Grand Slam', im Original 'Ad ogno costo', sei denen zu empfehlen, die Heist Movies mögen und ein Faible für die 60'er Jahre übrig haben. Trotz vieler Blue Screen Momente wirkt er trotzdem noch charmant (wie Lomax sagan würde), ist sehr unterhaltend und spannend und zeigt wie "Blockbuster"vor fast einem halben Jahrhundert aussahen. Sinn für Nostalgie ist eine kleine, wenn auch nicht unbedingte Voraussetzung für den Genuss.
Rick Deckard