Tony Allen
Wie wenig man manchmal weiss und wie gut es wäre mehr zu wissen!
Gestern habe ich in der aktuellen Ausgabe des SPEX nach langer langer Zeit endlich mal etwas wirklich interessantes gelesen. Dort wurden unter der Rubrik 'Vorspiel für' dem Schlagzeuger Tony Allen einige Songs vorgespielt, deren Interpreten es zu erkennen galt und über die man dann kurz diskutierte.
Mal vollkommen unabhängig davon, dass Tony Allen eine höchst faszinierende Persönlichkeit ist, war das was er zu erzählen hatte noch spannender. Es fielen so viele Stichwörter die ich heute alle kurz bei Suchdiensten eingeben musste, da ich nichts über sie wusste, wie beispielsweise 'Afrobeat' oder 'High-Life'.
Wie viel Kenntnis dieser Musiker hat beweist er souverän in der Analyse vieler Songs. Unglaublich interessant in diesem Zusammenhang der Zusammenhang zwischen 'Vampire Weekend', 'Zulu-Musikern' und dem Fingerpicking der Blues Musiker!
Aber das eigentlich erstaunliche kommt später, als der Name Art Blakey fällt: Da erfährt man, dass Allen in einer Biografie über Charlie Parker las, dass Blakey in den 40'er Jahren Afrika bereiste um traditionelle Rhythmen zu studieren. Es fällt das Stichwort 'Yoruba Drumming', habe ich auch sofort eingegeben. Er bezeichnet Art Blakey als einen "der ersten Weltreisenden in Sachen Beats". Allen sagt, dass die Drums das Fundament des Jazz sind und um alles über dieses Fundament herauszufinden ging Blakey auf Reisen.
Das alles musste ich mir erstmal über der Zunge zergehen lassen! Grossartig!
Aber dann kam der absolute Hammer (für mich), weil es Neuland war und mir auch zeigte wie wichtig es ist 'open minded' zu sein und niemals das Denken einzustellen und hier hat sie sich wieder eingestellt, 'Die Schönheit der Erkenntnis':
Es wird 'On The Corner' von Miles Davis vorgespielt.
Der entscheidende Satz des SPEX Redakteurs ist: 'On The Corner' gilt als Blueprint für die rhythmische Ästhetik des Hip Hop, was von Allen bejaht wird, da die Hip Hop Leute auf diesem Beat aufgebaut hätten.
Ich musste das alles erstmal sacken lassen, aber innerlich zersprang ich vor Freude und Wissensdurst, da hier ein Zusammenhang hergestellt wurde über eine Kultur in Afrika, dem Jazz und dem HiP HoP. Letzteres ist nun sicherlich nicht neu, aber dass ein Musiker wie Miles Davis u.a. (!) einen der Grundsteine für eine populäre Musikgattung gelegt hat, die nicht nur musikalisch, aber auch kulturell von Bedeutung ist, war in höchstem Maße belebend!
Ich habe natürlich sofort 'On The Corner' in die Suchmaschinen eingetippt, aber dieser o.g. Zusammenhang war "nirgends" auf den gängigen Seiten zu lesen in der Plattenkritik.
Wenn ich viel Zeit habe, werde ich mir dieses Album in aller Ruhe im Hinblick auf diese Aussagen anhören. Sehr spannend und ausserordentlich faszinierend. Insbesondere weil es für mich wichtig wäre heraus zu finden wie Miles Davis auf diesen Beat kam, worin seine Eigentümlichkeit besteht und weshalb ein Lebensgefühl eben auf diesem Rhythmus beruht!
Danke dem SPEX für diese Seiten!
Ich liebe Musik. Eine der bedeutendsten Errungenschaften des Menschen und eine wunderbare, nie ihr letztes Geheimnis lüftende Kunst!
Um auf den Eingangs geschriebenen Satz zurückzukommen ein Zitat von Isaac Newton:
"Was wir wissen, ist ein Tropfen, was wir nicht wissen ein Ozean."
Was für ein cooler Typ!
Rick Deckard
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