Thomas Newman

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  2. September 2010, 10:57  -  #Orchestrale Musik

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Wenn man Thomas Newman so sieht, könnte man ihn auch als den Jogi Löw unter den amerikanischen Filmkomponisten beschreiben.

 

Newman ist allerdings 5 Jahre älter als unser Nationaltrainer und wurde nicht in Schönau im schönen Schwarzwald geboren, sondern in L.A. im schönen Kalifornien.

 

Sein Vater ist natürlich der weitaus bekanntere Komponist Alfred Newman, der zu den goldenen Zeiten unter dem Studiomogul Samuel Goldwyn, die Musikabteilung der 20th Century Fox geleitet hat. In dieser Zeit litten Filmmusikkomponisten unter Massenproduktion. Der alte Newman schrieb lt. Biographie zum Teil 3 Filmscores am Tag inkl. kompletten Arrangements. Newmans beste Filmmusik auszurufen dürfte bei der Vielzahl der Arbeiten schwierig sein und Deckard müsste mir helfen. Ich persönlich war immer großer Fan der Musik zu dem typischen 70er Jahre Streifen „Airport“. Ähnlich rührend stark am Thema und der Atmosphäre ist auch der Score zu „How The West Was Won“. Über beide Kompositionen wurde kürzlich auf diesem blog. berichtet.

 

Ähnlich inflationär wie seine Kompositionen ist auch Newman Vermehrungsanspruch an neuen Komponisten gewesen. So ist nicht nur Thomas ein wichtiger Bewahrer der Familientradition, sondern auch David und Randy gute Filmmusikkomponisten geworden. Übrigens sind auch zwei von Alfreds Brüdern im selben Arbeitsbereich tätig gewesen. Emil Newman und Lionel. Letzter hat auch die Musik zu dem kürzlich gesehen und beschriebenen Edel-Western „Bravados“ geschrieben.

 

Thomas Newman hat mir durch einen Zufall erneut die Tür zur Filmmusik geöffnet. Quantitativ ist sein Werk ebenso beeindruckend, wie das seines Vaters. Wenn man die Filmografie betrachtet, stellt man schnell fest, dass er seit 1984 (Reckless) kontinuierlich an zwei Filmen pro Jahr gearbeitet hat. Vielleicht ein Grund, dass ihm von Puristen gerne mal das schlimme Wort „beliebig“ zu geworfen wird.

 

Mit dem „Hobby“ Filmmusik begibt man sich schnell in die Gefahr, pleite zu gehen. Da es fast unmöglich ist, das Werk eines Komponisten zu verstehen, wenn es nicht vollständig ist. Auch wenn ich mich ab sofort wieder an der Filmmusik erfreuen will, so will ich doch wissen, was für ein Mensch dahinter steht. Den Größenwahn und die Sammelleidenschaft hat der gut zusammengestellte Sampler „The Film Music of Thomas Newmann performed by The City of Prague Philharmonic Orchestra“ gestoppt. Auf der Zusammenstellung sind die populärsten Themen von Newmann umgesetzt worden. Von „The Good German“ über „American Beauty“ bis zu dem famosen Endtitles von „The Shawshank Redemption“.

 

Wegen diesem Sampler wurde mir aber auch schnell bewusst, warum ich solche Zusammenstellungen weitestgehend vermeiden s(w)ollte. Z. B. fehlt das unfassbare Scoring von „Brooks was here“ aus dem mehrfach angesprochenen Gefängnisfilm.

 

Es ist eine der mitreißenden Countergeschichten des ansonsten in sich geschlossenen Filmes. Brooks der gemeinsam mit Andy Dufresne die Gefängnisbibliothek geführt hatte und über ein halbes Jahrhundert in Shawshank eingesperrt war, wurde entlassen, kam mit den Veränderungen der letzten 50 Jahre und seiner neuen Freizeit nicht in Einklang und verübte  Selbstmord. Die traurige Geschichte wird von Darabont perfekt und prägnant erzählt und endet mit einem Zoom auf den gehängten Mann. Auf dem Holzbalken des todbringenden Stricks hat der alten Mannes „Brooks was here“ geritzt. Newman nimmt diese bewegende Geschichte kongenial auf und beweist mit einer eindringlichen Streichermelodie die Fähigkeit diese Kurzgeschichte unauffällig zu begleiten, aber doch dramatisch wachzurütteln. Eine Glanzleistung.

 

Das schöne am Filmmusik hören ist auch, dass der Wunsch längst vergessene Film wiederzusehen, mit einem wahnsinnigen Pegel steigt. Auf dem Newman Sampler lässt mich so die Musik zu dem Film „Road to Perdition“ von Sam Mendes nicht mehr los. Dann Dein (Deckard) vorheriger Eintrag dazu!. Das Puzzle fügt sich langsam!" Ich kann mich erinnern, dass wir den Film vor einigen Jahren unterschiedlich aufgenommen haben. Die Klavierstücke und schönen Streicherpassagen erinnern mich, aber an einige gute Sequenzen die hervorragend gefilmt gewesen sind. Also so wird es wohl weiter gehen. Obwohl John Hustons „Moby Dick“ mit der Filmmusik von dem mir unbekannten (Deckard?) Philip Sainton oben auf meiner Liste steht.

 

Ich bin im Rausch…

Alan Lomax

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