The Tourist - Florian Henckel von Donnersmarck

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  29. Mai 2011, 08:10  -  #Filme

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The Perfect Trip, The Perfect Trap but not the perfect movie.

Warum fragt man sich am Ende ist das so? Die Voraussetzungen für einen perfekten Thriller waren alle gegeben: 2 Weltstars, eine wunderschöne Kulisse, ein Riesenbudget und ein Regisseur, der mit seinem Vorgänger erahnen liess, welches Talent in ihm schlummert ... oder doch nicht? 

Am Ende steht man etwas ratlos da, ganz so übel ist der Film nicht, aber man fragt sich wie man ein solches Vorhaben "in den Sand" setzen konnte. Der Film wirkt von Beginn an wie ein grosses Werbevideo für Angelina Jolie. Keine Einstellung, keine Szene, in der sie nicht die Leinwand beherrscht. Immer elegant gekleidet und geschminkt, graziös und fast unnahbar. Wäre sie blond, Hitchcock hätte seine Freude gehabt. Die Mimik sparsam, sich stets über ihre Wirkung bewusst gleitet sie über die Leinwand und alle sehen ihr hinterher. Das ist zu Beginn des Films aufregend, langweilt aber sehr schnell. Und Depp? Auch wenn der Joke abgenutzt ist, hier ist Nomen ist Omen. Einer wie er hat es wirklich nicht nötig sich verschachern zu lassen. Aber Profi der er ist, holt er das Beste aus dieser Rolle heraus und sorgt für die komischen Momente im Film, ein grossartiger Schauspieler. Leider stimmt die Chemie zwischen den beiden nicht, Depp wirkt wie der Neffe von Tante Jolie.

Die Handlung? Bekannt. Man hat schon mehr aus solchen Vorgaben gemacht. Sie, die mysteriöse undurchsichtige Frau verfolgt von der örtlichen Polizei, Interpol und Scottland Yard, er der durchschnittliche Allerweltsbürger, der nicht versteht was mit ihm warum passiert. Wie das funktionieren kann, muss ihn leider wieder bemühen, das hat Hitchcock wiederholt par excellence demonstriert.

Aber F. H. v. Donnersmarck ist nicht Hitchcock und auch nicht De Palma. Um einen solchen Stoff zu verfilmen bedarf es gewisser Regeln, die eingehalten werden müssen und ohne überheblich wirken zu wollen als Möchtegern-Kritiker, dazu gehört nun einmal die Dramaturgie und die ist so schal und öde wie abgestandener Champagner. Der Film legt gut los, verliert sich aber in Albernheiten, unnötig langen Kamerafahrten und belanglosen Dialogen, wobei das Gespräch zu Beginn des Films im Zug zwischen den beiden einen Hauch von Charme und Esprit versprüht. Hier hätte man ansetzen sollen. Nebenbei: eine schöne Hommage als der Zug in den Tunnel einfährt zu 'North By Northwest'. Stattdessen verliert sich der Streifen in Belanglosigkeiten und erinnert an pubertäres Gedankengut.

Die "Action"-Szenen sind unterdurchschnittlich und lassen den Pulsschlag eher abfallen.

Was bleibt? Wieder einmal nur die Hoffnung, dass dies ein Fehltritt sein möge und die, dass 'Das Leben der Anderen' keine Eintagsfliege gewesen sein möge. Warum bloss ist es so schwer für hiesige Regisseure in Hollywood Fuss zu fassen? Vielleicht ist der Herr Donnersmarck doch nicht so talentiert wie man meint. Zweifel sind nicht gut, oder anders: Im Zweifel für den Angeklagten. Vielleicht lag es an Gegebenheiten die wir nicht kennen, die dem Regisseur das Leben schwer gemacht haben. Wer weiss das schon?

Wer sich 90 min an den Vorzügen von Frau Jolie ergötzen will, Venedig liebt und den Alltag vergessen möchte, dem sei der Film ans Herz gelegt, alle anderen sollten darüber hinwegsehen.

Rick Deckard

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