The Social Network - David Fincher

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  27. Februar 2011, 11:31  -  #Filme

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Normaler Weise wäre es ja so, dass diese kurze Besprechung hier schon lange stattgefunden hätte. Denn David Fincher gehört zu meinen und Rick Deckards bevorzugten Regisseuren. 

Ich vermute mal, dass es an der grundsätzlichen Story liegt, dass wir uns den Film nicht sofort unter die Nägel gerissen habe. Vorbehalte gegenüber einem gänzlich untypischen Fincher Thema ist zumindest mein Motiv gewesen, den Film erstmal auf Warteschleife, im DVD-Stapel zu legen. Ich unterstelle Deckard mal ähnliche Motive?

Grundsätzlich bestätigt sich dann auch erst einmal dieser Vorbehalt. Was sollte interessant an einer Nerdkultur epischen Ausmasses sein. Zuckerberg hat zwar eines der erfolgreichsten Internetprojekte überhaupt auf den Weg gebracht und somit auch eines der größten Privat-Wirtschaftlichen Wunder geschaffen. Das Motiv des Filmes bleibt aber erst einmal die unspektakuläre Entwicklung einer Webseite, eines Studenten. So ist die erzählerische Perspektive des Filmes auch ehr klassisch.

Zusätzlich verstörend ist dann die Tatsache, dass David Fincher sich weder an tatsächliche Fakten gehalten hat, noch versucht eine dokumentarische Erzählung aufzubauen, gleichzeitig aber auch keine offensichtlichen Experimente wagt.

Deckards Text zu Wall Street 2 könnte ich eigentlich kopieren, ein paar Namen austauschen und ihn für The Social Network verwenden . Also nicht nur DEM Tiger, sondern DEN Tigern fallen die scharfen Krallen ab! ???   

Allerdings bin ich mir bei Fincher nicht ganz sicher, ob er vielleicht schlauer ist, als sein Publikum! Der Film ist schnell und gradlinig erzählt, unterhält mit scharfen Dialogen und einem klasse Ensemble. Er fliesst, verpufft am Ende aber nicht wie eine Seifenblase. Was unter anderem an der denkbar zu diskutierenden Rollen- und Charakteranlage der Hauptperson Mark Zuckerberg liegt.

Fincher legt die Rolle seines Helden nämlich fast klassisch, wie die eines missverstandenen scheinbar großartigen Menschen an. Der zwar seine Fehler hat, aber ehr Betrachter, als Auslöser der Ereignisse rund um Facebook ist. Denn schliesslich ist es das System und die Gesellschaft, die ihn zu dem macht, was Zuckerberg vielleicht gar nicht. An der Stelle liegt auch der wahrhaftige Kritikpunkt des Filmes. Man könnte Fincher unterstellen, dass ihm das nicht gelungen ist. Ich glaube nämlich, dass die meisten Zuschauer, Zuckerberg nicht mögen, ich nicht verstehen, sein Handeln nicht nachvollziehen können. Fincher versucht Zuckerberg nicht schlecht machen zu wollen, dies ist ihm größtenteils nicht gelungen und das macht diesen Film zu einem leider nicht großen, aber überdurchschnittlich guten Film.

Aber bevor man hier anfängt, zu diskutieren und zu untermauern, zu lamentieren, finde ich, dass man sich erst einmal einer Sache klar werden muss:

Mark Zuckerberg hat ein soziales Netzwerk geschaffen. Das ohne kommerzielle Motive. Seine Idee war es Menschen, deren Interesse und deren Drang zur Kommunikation miteinander zu verbinden. Sie zusammenzubringen. Er selbst ist aber ein klassischer Einzelgänger, ein Mensch der ohne Fähigkeit ist, mit Menschen umzugehen. Trotzdem wird er als Erfinder der größten Kommunikationsplattform in der Geschichte der Menschheit wahrgenommen werden. Und letztendlich geht es darum.

David Fincher hat einen wichtigen Film für die Menschen in 100 Jahren gedreht. Für uns alle, die wir zu nahe an dem Thema sind, ist es vielleicht zu unbedeutend. Auch ein Typ wie Marc Zuckerberg! Aber man sollte doch zumindest mal drüber nachdenken. Und in dem Kontext ist Fincher dann doch ein großer Film gelungen.

Alan Lomax


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