The Roots – How I Got Over
„Wir sind unterwegs, unterwegs zur musik, bis an die grenzen unserer physik, wir bringen sie zum klingen, sie bringt uns durcheinander, wir verstehn sie so wenig, wie wir uns untereinander, denn in manchen momenten, ist sie für eine weile, mehr als die summe der einzelnen teile.“
Ich räume ein, dass man sich doch vermehrt Gedanken um das Verständnis von Musik macht, wenn man so einen blog schreibt. Auch wenn viele Einträge für das eigene Archiv gedacht sind, so möchte man die ganz großen Scheiben doch unter das Volk bringen. Man möchte die geliebte „neue“ Scheibe los lassen, wie ein erwachsen gewordenes Kind, damit die ganze Welt, kennen lernt, was man entdeckt hat und teilen möchte.
Die ganze Woche höre ich bereits die neue Scheibe von The Roots. Seit Montag schwirren mir die größten Gedanken der Welt im Kopf in Bezug auf Musik, Haltung, Darstellung und Weiterentwicklung von populärer Kultur im Kopf rum. Aber bei vielen Gedanken fehlt mir der Transport des Wortes auf diese weiße Pixelseite. Was tun!? Am besten bedienen an Texten von schlauen Menschen. Im dem Fall bei der tollen, fast vergessenen Band Kante und ihrem Lied „Die Summe der einzelnen Teile“.
„Für eine Weile“ ist in dem Zusammenhang die entscheidende Zeile, den wie oft habe ich mich in diesem neuen Jahrtausend vertan und viel zu früh geglaubt, dass diese oder jene neue Platte für immer ist. Spontan fällt mir z. B. meine euphorische Vorbesprechung der „White Lies“ Platte ein, die ich seit Monaten nicht mehr gehört habe und fast kaum keine Bedeutung für mich hat.
Nach dem famosen Jay-Z Fernseherlebnis von Rock am Ring und einige zarte Ausflüge zu den Old Boyzs der Old School und der Suche nach den New Boys der New School habe ich Gevatter Hip Hop zwar wieder gefunden, aber aktuell ehrlich gesagt nicht daran geglaubt. Ich hatte einen famosen Abend mit alten Scheiben von Gang Starr, P.E., NWA, Easy und vielen mehr! Das war toll und ich habe mir eine unwiderrufliche Playlist Hip-Hop-Forever zusammengestellt, sogar einige selten Vinylsachen digitalisiert, obwohl das anstrengend ist.
Und dann in dieser heißesten Woche des Jahres kommen The Roots zurück. Die erste Nummer die ich höre ist Right On gemeinsam mit Joanna Newsom. Klar, alles geht heutzutage und die Zufälle der gleichsam gehörten Musik von Helden und mir scheint, weniger ein Zufall, den eine Zusammenstellung an Ermangelung von sehr vielen guten Sachen zu sein. Ein Deflationsloch!? Radio Daze ist allerfeinster alter Hip Hop. Natürlich live gespielt mit Instrumenten, keinen Overdubs und schon gar keine Beats aus der Dose. Black Thought, Blu, Porn und Dice Raw rappen und floaten bei Radio Daze wie zu allerbesten New York Zeiten, als Kurtis nur ein Mikrophone benötigte und ein paar alte Funkscheiben. Questloves Schlagzeug ist das Herz der großartigen Band. Er scheint alle alten Beats gesammelt zu haben und durch seine Sticks erneut anzuzünden. Sein Spiel ist alles andere als kreativ oder innovativ. Aber er zitiert unbeirrt die besten Beats der Hip-Hop Geschichte. Alleine diese filigrane und zugegebener Weise etwas nerdige Angelegenheit berechtigt den Kauf der Scheibe.
Fasst man diese beeindruckende Platte mit zwei Worten zusammen, kommt folgendes dabei raus: Dynamik und Vielfältigkeit! Ob das reicht für immer zu bleiben, so wie es bei mir zumindest ihr Klassiker „Phrenology“ geschafft hat? Keine Ahnung, die Zeit wird es mir berichten.
Für alle ungläubigen Schnellhörer empfehle ich unbedingt den letzten Sommerhit des Jahres Right On. Einfach, schön und wichtig!
Zu Teilen fehlen mir immer noch die Worte, daher macht es heute Sinn, ein weiteres Zitat zu verwenden, dass volle Möhre in die Mitte trifft:
"HipHop is not just a mirror of what is - it should also be a reflection of what can be." Barack Obama
Alan Lomax