The Road - John Hillcoat

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  21. März 2011, 09:02  -  #Filme

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Wie schmal der Grat zwischen Zivilisation und Rückfall in die Steinzeit ist, haben die jüngsten Ereignisse in Japan bewiesen. Jede noch so vermeintlich grosse Errungenschaft der Menschheit kann binnen Sekunden dem Erdboden gleichgemacht werden. Ein erschreckendes Szenario. Ein ebensolches bietet der Film 'The Road' von John Hillcoat. Hier ist das eingetreten, wovor sich die Menschen fürchten.

Der Film spielt in naher Zukunft und ein nicht näher beschriebenes Ereignis hat alles zerstört, was es einst gab. Nichts gedeiht und wächst mehr, alle Lebensformen sind ausgestorben, der Himmel und die Erde sind grau. In diesem Nichts bewegen sich ein Mann und sein Sohn in der Hoffnung auf irgendeine Zukunft. Sie schieben einen Einkaufswagen vor sich hin und hoffen den Tag irgendwie zu überstehen, auf der Suche nach Nahrung und in der ständigen Ungewissheit, ob dies ihr letzter Tag auf Erden sein könnte.

Wir erfahren als Zuschauer wie es vor der Apokalypse war, woher Vater und Sohn gekommen sind und warum sie sich auf die Reise machen. In Rückblenden erschliessen sich die (bitteren) Zusammenhänge.

Das was dem Zuschauer zugemutet wird, geht an die Grenzen des Erträglichen und darüber hinaus, weniger wegen spektakulär-brutaler Schauwerte, sondern aufgrund dessen was ein jeder in diesem Zusammenhang am liebsten verdrängen möchte. Trostlosigkeit wohin das Auge blickt. Düsternis, Hoffnungslosigkeit und das nackte Überleben prägen den Tag. Jeder ist sich hier selbst der Nächste, wenn auch der Vater, eindrucksvoll verkörpert von Viggo Mortensen, dem Sohn immer wieder predigt an das Gute zu glauben und das "innere Feuer" nicht erlöschen zu lassen.

Diese Momente zwischen den beiden Protagonisten sind denn auch die eindrucksvollsten und emotional intensivsten im Film und an dieser Stelle wünschte man sich das Buch vom Romancier Cormac McCarthy gelesen zu haben, denn ich glaube, dass die Prosa in Verbindung mit der Imagination des Lesers einen noch grösseren Effekt haben könnte als die Dialoge im Film.

Die Auseinandersetzung mit dem Film während des Betrachtens und auch hinterher fällt sehr schwer, da er aufzeigt, was schlussendlich bleibt, wenn nichts mehr von alledem da ist, womit wir unseren Lebensalltag bestreiten. Und diese Erkenntnis ist schwer zu verdauen. Kein anderer Film der sich mit dieser "Problematik" auseinandergesetzt hat, tat das mit einer solchen Vehemenz und Nachdrücklichkeit. Für Hollywood sehr beachtlich, denn er lässt sich auf keine der bekannten und eingetretenen Pfade ein.

Es gibt Augenblicke im Film, nach denen man am liebsten ausschalten würde, die auf der Gefühlsebene so eindringlich und überwältigend, aber auch dermassen niederschmetternd und zermürbend sind, dass man sich fragt, ob so etwas überhaupt möglich ist und wie man selbst handeln würde. Gerade letztere Frage hat mich sehr beschäftigt.

Ich überlege ernsthaft mal wieder ein Buch zu lesen, da ich demnächst mehr Zeit haben werde, um v.a. in die Welt eines Cormac McCarthy einzutauchen, der mich bereits mit 'No Country For Old Men', bzw. der gleichnamigen Verfilmung der Coen Brüder fasziniert hatte. 'The Road' ist ein Film, welcher mich ungemein fasziniert und auch extrem abgestossen hat und ich freue mich das Buch bald in den Händen halten zu können, ein Werk, für das der Autor den Pulitzer Preis erhalten hat.

Der Film ist so ernsthaft und erschütternd, dass es am Ende schwer fällt ihn in irgendeine Kategorie einzuordnen.

Überwältigend wäre vielleicht der einzig richtige Ausdruck.

Einer der intensivsten, bedrückendsten, aufwühlendsten und bewegendsten Filme, die ich je gesehen habe.

Nichts ist selbstverständlich.

Rick Deckard

link zu einem Interview mit McCarthy auf Wall Street Journal Online

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