The Place Beyond The Pines - Derek Cianfrance

von Rick Deckard  -  10. November 2013, 16:35  -  #Filme

Place.jpg

In einem Interview sagt der Regisseur er wolle mit seinen Filmen leben. Ein interessanter Satz insofern, als dass er besagt, dass für manche Menschen das Kino eine Legitimität über die Leinwand hinaus besitzt. So etwas kann nur jemand sagen, der weiss, dass die Bilder immer eine Verzerrung der Realität sein werden, er sie trotzdem aber anerkennt und die Verfremdung der Realität als notwendige Kehrseite der Medaille betrachtet. Das sind Menschen, die das Kino leidenschaftlich lieben und in diesem Interview wird das in jedem Satz spürbar. Derek Cianfrance liebt das Kino und er sagt es auch an einer Stelle.

The Place Beyond The Pines ist ein wuchtiger Film. Emotional, sehr tiefgreifend und mit anhaltender Wirkung über die 2 Stunden hinaus. Das liegt an der Komplexität der Handlung und an den Themen, die er beleuchtet: Schuld und Sühne, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, Schicksal und Wille. 

In sehr unterhaltsamen, dramatischen und packenden 140 Minuten eröffnet der Regisseur einen ganzen Kosmos und verdichtet ihn zugleich sehr stringent auf ein Kernthema: Die Familie und die Vater-Sohn Beziehung. Das Bild, welches er uns von Amerika dabei liefert, ist nicht das glamoröse, das der Hochglanzbilder. Es ist dies ein Bild aus der Provinz, aus dem Alltag. Ungeschönt, dreckig, mies. Ryan Gosling, der sehr sparsam, aber dafür umso effektiver agiert, weil er viel über Mimik ausdrückt als über die Sprache, spielt einen begabten Motorradfahrer, der auf einer Kirmes in einer Stuntshow agiert. Allabendlich. Eines Tages sieht er die Frau wieder, zu der er vor Jahren eine Beziehung hatte. Er bekommt mit, dass aus dieser Beziehung ein Kind, ein Sohn hervorgegangen ist. Von diesem Moment an ändert sich sein Leben und das Schicksal (?) nimmt seinen Lauf ... .

Die Handlung erweitert sich, je mehr der Film voranschreitet, zu einem hochkomplexen Bild, welches sich nach und nach in seiner Bedeutung erschliesst. Dabei verarbeitet der Regisseur sehr kunstvoll Inhalte wie Beziehungen zwischen Vätern und Söhnen, Schuldgefühle und die Macht des Schicksals. Die Schlusseinstellung ist vollkommen unprätentiös, dafür bleibt sie aber umso mehr haften.

Dass der Film gelingt, ist auch in der Leistung des fabelhaften Ensembles begründet. Es spielen: Ryan Gosling, Bradley Cooper, Eva Mendez, Ray Liotta, Bruce Greenwood, Harris Yulin und Rose Byrne.

The Place Beyond The Pines ist ein kleiner Triumph des Independent Kinos und eine Wohltat abseits des grassierenden Franchise, der Gigantomanie des Blockbusterkinos und der zumeist sehr unispirierten Filme der Gegenwart. Ein Film, der lange nachwirkt und der vielleicht auch zeitlos ist in seiner Kernthematik.

Sehenswert!

Aus einem Kiefernwald,

Rick Deckard

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren: