The Notwist – Close To The Glass
Heute bin ich bereits um 06:00 Uhr aufgestanden um die neue Platte “Close To The Glass” von The Notwist zu hören! Nach ca. vier kompletten Schleifen und einem ungeahnten, aber vermuteten Gefühlschaos, sitze ich nun hier vor dem flimmernden leeren Blatt Wordpapier und versuche meine Gedanken zu orten.
Es wäre vermessen die Musik von The Notwist in einer normalen Plattenbesprechung unterzubringen. Eigentlich ist es auch unnötig einen weiteren Versuch zu starten um die Glorie, die Musik, die Haltung und die Geschichte der Weilheimer zu erklären. So viele Zeitungen, Journalisten, Blogschreiber und Musikinteressierte haben es und werden es in den nächsten Tagen versuchen. Und ohne arrogant zu sein, niemanden –aus mir (kleiner Scherz!)– wird es gelingen, auch nur ansatzweise die Relevanz dieser Band erklären zu können.
Selbst wenn man die größten Vergleiche (Kraftwerk) und aller Besten Sätze wie „…mit Songmonolithen mit narkotischer Wucht“ zitiert (Andreas Krieger BR), immer wird man über die zentrale Aussage von Markus Acher nicht hinauskommen:
„Es ist nicht wichtig irgendwas zu können oder zu verstehen oder zu kontrollieren, denn dann bleibt es interessant!“
Musikjägern wie mir reicht das immer noch nicht. Und bei allem Respekt, aber es muss doch mehr sein! Und natürlich möchte man gegen das Understatement und den Gleichmut von Markus Acher ankämpfen! Wo also ist der Schlüssel dafür, dass ich nun fast einmal in der Woche, seit Jahren „Neon Golden“ höre und hin und wieder mal die ebenso guten Alben „Shrink“ und „The Devil, You + Me“. Weshalb klebe ich an diesem zerbrechlichen Gesang, den melancholischen Melodien und den ewigen Knack, Brimms und Rausch Klängen im Hintergrund?
Die Erklärung der Referenznummer „Lineri“ könnte zielführend sein. Denn The Notwist beweisen bei dieser Komposition ihre vollkommene Kunst und das Geheimnis der elektronischen Musik und da hingt der Vergleich zu Deutschlands anderer wegweisenden Band Kraftwerk keineswegs. The Notwist beherrschen Ihre Maschinen. Und mit Beherrschen meine ich Herrschen im Sinne von Regieren.
Letztendlich ist es immer der Minimalismus, also das reduzieren der Millionen Kombinationsmöglichkeiten eines Synthesizers auf die geringste mögliche Soundstruktur. Eben genauso das diese maschinelle Schönheit entsteht. Die verwendeten modularen Systeme sind ja durchaus analog, geben aber in der Verschraubung mit den digitalen Elementen eine wundersame Reduktion der Töne und Klänge. Das klingt kompliziert, ist aber gleichsam eingängig, es entsteht Pracht und Formvollendung.
Stundenlang könnte ich nun weiter schreiben über diese Lieblingsband und ihre Kunst und meine Leidenschaft für diese Musik, die mir keiner richtig erklären kann. Und so wird es auch in den nächsten Jahren sein, bis zur nächsten Platte. Dann wenn man erneut, versuchen wird diese Songmonolithen mit narkotischer Wucht zu verstehen, sich wieder den Kopf zerbricht und feierlich den Glanz und die Harmonie dieser Band bekanntgeben gibt. Dann aber letztendlich alleine in seinem Kämmerlein sitzt und wegen der Schönheit dieser Musik einfach nur weinen möchte.
Alan Lomax