The Molly Maguires - Warum Henry Mancini ein Meister ist

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  8. April 2012, 22:02  -  #Orchestrale Musik

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Es ist wirklich beispiellos, mit was für einer Effizienz Henry Mancini Filmmusiken komponiert hat.

Er hatte wirklich ein Talent für Melodien aber auch für Präzsion. Im Gegensatz zu "herkömmlichen" Komponisten die ohne Termindruck arbeiten können und auch nicht durch zeitliche Vorgaben gefesselt sind, müssen Komponisten aus der Filmmusik-Branche unter enormem Druck (meistens) ihre Arbeiten fertig stellen.

Dass dabei so grossartige Scores entstehen wie 'The Molly Maguires' grenzt schon an ein kleines Wunder. Die Musik, die Zusammenstellung und v.a. die bestechende Qualität der Komposition hat mich an die Glanzzeiten vergangener Jahrzehnte erinnert.

Mancini arbeitet mit klaren Motiven und einem leicht verständlichen Hauptthema. Gerade letzteres beeindruckt durch seine Einfachheit und Ökonomie der Instrumentierung. Es ist ein ab- und aufsteigendes 6 Noten (eigentlich 12 Noten) Motiv gespielt von einer Pennywhistle (eine von den britischen Inseln stammende Flöte). Nebst dieser Flöte verwendet der Komponist zusätzlich weitere Instrumente wie die irische Harfe, ein Akkordeon und eine Okarina (eine Gefäß- oder auch Kugelflöte).

Als ich das Thema zum ersten Mal hörte, war ich ein wenig verwundert, hatte ich doch in Zusammenhang mit dem Thema des Filmes mehr Dramatik und Opulenz erwartet. Just nach dem ich die Musik beendet hatte, erwischte ich mich einige Minuten später das Thema pfeifend durch die Stadt laufen ... . Henry Mancini ist in Bezug auf die Gestaltung eingängiger Melodien wirklich ein Meister seines Fachs, ein Genie. Nicht nur, dass diese (seine) Themen blendend zur Untermalung einer Handlung passen, für die sie primär komponiert wurden, auch abseits davon haben sie fast immer eine eigenständige Hörqualität.

Der Score zu 'The Molly Maguires' ist mustergültige Filmmusik und schlicht hervorragend. Dass Mancini auch höchst dramatische Musiken geschrieben hat, beweist gerade diese Platte, die ich persönlich zu seinen schönsten Werken zähle.

Beim Hören abseits der Bilder kann man sehr genau nachvollziehen, wie er die Emotionen auf der Leinwand durch seine Musik beschreibt aber auch auf abstrakte Art zur Geltung bringt. Die Bilder würden ohne seine Komposition ihre Wirkung vielleicht nicht verfehlen, aber sein musikalischer Leim führt dazu, dass diese Wirkung eben noch erhöht wird. Das berühmte Tüpfelchen auf dem i.

Neben dem grossartigen Main Title seien Tracks genannt wie z.B. 'Sandwiches And Tea', 'The Pennywhistle Jig', 'Trip To Town' oder auch 'The Hills Of Yesterday' und 'A Suit For Grandpa'. Hier beweist Mancini seine Meisterschaft. Es gibt überhaupt keine Schwächen bei 'The Molly Maguires'.

Mit der knapp 37 min. Laufzeit bietet die Veröffentlichung von Kritzerland ein Paradebeispiel eines exzellenten Scores eines wahrhaftigen Könners seines Faches. Für besonders Interessierte ist die nicht verwendete Musik von Charles Strouse beigefügt und bietet somit einen unterhaltsamen Vergleich um entdecken zu können, wie unterschiedlich die Vorgehensweisen sein können.

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Der Film entstand im Jahr 1970 unter der Regie von Martin Ritt mit Sean Connery, Richard Harris und Samantha Eggar in den Hauptrollen. Es ist ein Drama angesiedelt in Pennsylvania des späten 19. Jahrhunderts und handelt davon wie ein Polizist als verdeckter Ermittler in einem Kohlebergwerk einen Geheimbund von irischstämmigen Minenarbeitern, die sich gegen die Betreiber auflehnen, aufdeckt. Der Film wurde an der Kasse zu einem Flop, geschuldet einer neuen Entwicklung in der Traumfabrik, die unter dem Schlagwort 'New Hollywood' berühmt werden sollte.

Aus einem Stollen,

Rick Deckard

link zu einer 13 min. Suite auf YouTube

 

Bildquellen: Copyright Kritzerland Records, www.moviemen.com

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