The Kings Speech - Tom Hooper
Kürzlich habe ich eine Liste gesehen, die die größten Ängste der Menschen aufführte. Neben Fahrstuhl fahren und Spinnen, wurde das "Sprechen vor einer großen Menge von Leuten" auf den ersten Plätzen geführt. Redeangst! Eine Angst der Blockade!
Wer schon einmal einen Vortrag gehalten hat oder eine Rede der kennt das Gefühl des Tunnelblicks. Diese Angst zu überwinden ist abhängig von früheren Situationen die entstanden sind oder es ist einfach der Tatsache, dass der eigene Anspruch zu groß ist!
Tom Hooper thematisiert dieses Motiv in seinem Historiendrama The Kings Speech um die britische Monarchie kurz vor dem zweiten Weltkrieg.
Man kann den wundervollen Geoffrey Rush als eigenwilligen Sprachlehrer des angehenden Thronfolgers dargestellt vom sympathischen Colin Firth sehen. Unkonventioneller Lehrer trifft auf konventionellen Schüler. Eines der klassischen Oscarmotive. Eine Postkarte "Zeit des Erwachens" und einen Blumenstrauß für die Leser die mindestens 5 solcher Filme in den Kommentaren auflisten.
Momentmal!!! ... sollte man nun nicht folgendes schreiben: Unterhaltsames Historienkino mit zwei grossartigen Hauptdarstellern, die sich abwechselnd die Show stehlen. Mit einer zweckdienlichen Kameraarbreit und einer opulenten Ausstattung. Und natürlich, dass Hooper eine große Parabel über die Macht der Sprache und die Sprachlosigkeit der Macht gelingt. Jau, genau das ist dem Film gelungen!
Wirklich, wirklich! Was für eine Kunst! Morgen gehe ich in den Pinselladen und male ein paar Striche und kopiere einen Picasso! Verkaufe das Bild am Sonntag auf dem Flohmarkt und warte auf meinen Mentor!
Ehrlich gesagt, ist der Film die drei Euro für die Videothek nicht wert! Er wird ebenso in Vergessenheit geraten wie der Postkartenfilm "Zeit der Erwachens" oder dem ewigen Machwerk "Miss Daisy und ihr Chauffeur".
Wir haben es hier mit einem Kinofilm zu tun, der die spießigen und kleinbürgerlichen Bildungstümeleien der Bildungsbürger befriedigt. Ein Film für "Spießer Alfons" und seine Kameraden.
Es ist wiedermal das Ende des Kinos! Kaum Eigenständig, keinen Mut zur Subversion, zur Ehrlichkeit! Nur darauf bedacht, die niedrigen, wenn auch ehrlich Instinkte, von Menschen einzufangen, die sich jeden Dreck im Kino ansehen und dann am Montag ihren Kollegen davon berichten, wie kulturell aufregend ihr Leben ist. "Wir haben ein Theaterabo, aber doch kein Boulevard!".
Ey, Lomax komm' mal wieder runter! Durchatmen, puh, einszweidrei! Nein, klar, der Film ist okay! Er unterhält, schadet keinem und hat einen ehrlichen und guten Ansatz. Es gibt sehr gute Schauspieler zu sehen und eine sehr gute Schlusssequenz. Wer sich für die Cinematoraphie interessiert, kann Hoopers talentierten Bühnenbildwechsel zwischen den sozialen Milieus bewundern und einige tolle Einsätze von Weitwinkelobjektiven um eine Deformierung des Bildes zu erzielen, um das Bildungsbürgertum (mein Lieblingswort heute Abend) zu beglücken.
Ähm, sorry, schon wieder Polemik!
Lassen wir es also gut sein! Die Kunst verbindet sich diesmal nicht mit Unterhaltung sondern beisst sich. Der Film erfüllt nicht meine Ansprüche an einen guten Film und ist zu unwichtig um ihn zu sondieren. Er wird famos vergessen werden. Einheitsbrei Oscargerecht modelliert! Schade!
Alan Lomax