The Ghost Writer - Die Musik von Alexandre Desplat
Ich bin nach wie vor noch sehr beeindruckt von dem Film und aus diesem Grund lud ich mir die Musik von Desplat, die mir auch im Film sehr gut gefallen hat. Desplat gehört mittlerweile zu den begehrtesten Filmmusik-Komponisten und spielt in der obersten Liga in Hollywood, aber auch in Europa. Er erregte die Aufmerksamkeit vieler Filmschaffender mit seiner Komposition zu 'Das Mädchen mit dem Perlenohrring' von Peter Webber und später mit dem Score zu 'Birth' von Jonathan Glazer. Neben seiner Originalität zeichnen ihn Vielseitigkeit und Ideenreichtum aus. Man erkennt seine Musik an vielen stilistischen Eigenheiten, so wie jeder Künstler eine eigene Signatur besitzt, aber er schafft es jedem Film mit seinen musikalischen Mitteln eine gewisse Eigenheit zu verleihen. Er unterstützt den Film mit seiner Musik, erfüllt jedes Mal ihren Zweck als Gebrauchs- oder Funktionsmusik, ihm gelingt es darüber hinaus aber auch, dass seine Musiken abseits der Bilder als hörbare Kompositionen dastehen. Das können längst nicht alle.
Polanski's 'The Ghost Writer' ist ein politischer Thriller, der eine spannende Geschichte erzählt, nach dem Roman von Robert Harris. Als Vorgaben dienten dem Komponisten also Suspense, Thrill und ein wenig Action. Wie er diese Elemente unter Zuhilfenahme eines Orchesters umsetzt finde ich im Film, als auch als eigenständigen Score sehr gelungen.
Die Nähe insbesondere zu Bernard Herrmann (siehe auch den Hinweis von Mr. Lomax in seinem Artikel (Der Ghostwriter – Roman Polanski inkl. einer kritische Bemerkung zu der aktuellenHitchcock Vergleichs-Inflation zum Tode von Claude Chabrol!) und auch einmal zu Ennio Morricone (siehe den Track 'Suspicion') ist unüberhörbar. Die Gewichtung liegt auf den Streichern, Blechbläser hört man nur selten, dagegen werden Flöten und Holzblasinstrumente, Glockenspiel und Harfe, als auch das Fagott eingesetzt. Entsprechend der zunehmenden Ungewissheit des Protagonisten, seinem Wettlauf gegen die Zeit das Manuskript rechtzeitig abzugeben und einer zunehmenden unsichtbaren Bedrohung klingt auch die Musik. Die Streicher werden gezupft, spielen staccato und weit ausschweifende oder sich erhebende Melodiebögen und Harmonien hört man hier nicht. Dieses "abgehackte" Spiel der Streichinstrumente in hohen Tönen und schneller Abfolge machte Herrmann berühmt. Desplat nutzt dieses Mittel um die Spannung aufrecht zu halten. Er legt auch grossen Wert auf Rhythmus mit akzentuiert eingesetztem Schlagwerk und gelegentlich hört man in aufhellenden Momenten die Holzbläser und Streicher auch tanzen (siehe den Track 'Investigation'). Daneben hört man ganz eindeutig als Reminiszenz an den Film Noir in vielen Tracks eine gedämpfte Trompete (Desplat hatte selbst u.a. Trompetenunterricht und ist begeistert vom Jazz).
Die Musik zu 'The Ghost Writer' empfinde ich als ausserordentlich gelungen und sie zeigt, dass Desplat scheinbar mühelos zwischen verschiedenen Sujets wechseln kann und stets gelingt ihm gute und hörbare Musik. Der Score zu diesem Film ist sehr stimmungsvoll, von dunklem Timbre und durchweht von einer mitfühlenden Melancholie, das Hauptthema 'The Ghost Writer' macht dies deutlich. Die Musik ist auch sehr abwechslungsreich innerhalb dieser o.g. Eingrenzungen und Desplat verfällt nicht der Versuchung ein Thema den ganzen Score oder Film hindurch in verschiedenen Variationen darzubieten, was gelegentlich einige Komponisten tun.
Eines möchte ich klar stellen: hier schreibt natürlich jemand, der Filmmusik als sein Hobby bezeichnet. Wer also, der Filmmusik nur sehr selten hört, eine Musik erwartet, die eingängig oder auf den ersten Blick hörbar ist, dem rate ich ab. Wer sich aber in dieses sehr hörenswerte und spannende Gebiet der orchestralen Musik einhören möchte, dem seien folgende Cues unverbindlich zu empfehlen (auf den gängigen legalen Download Plattformen besteht ja die Möglichkeit einzelne Tracks zu laden):
The Ghost Writer, 1:43 min
Lang's Memoirs, 1:45 min
Investigation, 2:09 min
The Truth About Ruth, 4:56 min.
Ich denke man hat mit diesen Titeln eine schöne repräsentative 'Suite', die man sich gut anhören kann. Nach ein- bis zweimaligem Hören erschliessen sich auch dem "ungeübten" Hörer die Faszination dieser Musik.
Rick Deckard
link zu der offiziellen Homepage von Alexandre Desplat
link zu einer Zusammenstellung auf You Tube