Surfer Blood – Astro Coast
Auf einmal war diese Band da! Gänzlich fehl am Platze, vor dem wartenden Interpol Publikum. Fünf Typen die sehr sonderlich aussehen. Angeführt von Sänger Paul Pitts der genauso aussieht wie diese Typen den man früher auf der Schule besser aus dem Weg gegangen ist bzw. wäre, weil sie sich im Falle einer Kontaktaufnahme, wie Kletten an einen gehängt hätten, um etwas von den sozialen Kontakten mitzubekommen, die man sich selbst mühsam aufgebaut hat.
Pitts sieht fürchterlich aus mit seinen zackigen Bewegungen und seiner neunmal klugen Art und Weise. Er trägt einen Pullunder und Hemd und eine ausgewaschene Jeanshose die einen unmöglichen Schnitt hat. Neben ihm steht ein Gitarrist der ungefähr so groß ist, wie die gesamte Länge seiner umhängenden Fender Telecaster. Außerdem sieht er fürchterlich krank aus, weil er wahrscheinlich den ganzen Tag Computerspiele spielt. Wahrscheinlich aber ehr dem Typus entspricht, der einen IQ von über 360 hat und in der Lage ist alle Sichercodes dieser Welt in algorithmischen Einzelteile zerlegen kann.
Im Hintergrund bewegt sich ein haariges Monster an den Keyboards und trommelt ein unwahrscheinlich gut spielender Schlagzeuger auf. Daneben der Typ von nebenan, der ein gutes Leben in Florida führt und Bass spielt.
Alle Songs sind lupenreiner Collegerock der in jeder einzelnen Sequenz einen Hinweis auf die Persönlichkeit dieser Band aus West Palm Beach gibt.
Ich habe immer ein Herz für solche Typen gehabt. Bezeichne die Feelies z. B. immer noch als die größte Band aller Zeiten und erinnere mich gerne an ein ähnliches Aussehen. Auch an Pavement muss ich denken. Aber das würde zu weit führen, zu wichtig werden...
Was aber wirklich umwerfend ist, ist der Klang dieser Band. Die Gitarren dialogisieren und sind effekttechnisch großartig abgestimmt. Der Beat ist fließend und wohlwollend, die Breaks Knochenmark erschütternd und die inhaltliche Steigerung und musikalische Referenz an den unabhängigen Rock sind weiterführend, neu interpretiert und zuckersüß.
Was bleibt ist die Renaissance des Auslebens. So möchte man nach hören des melancholischen Harmonix am liebsten jeden Tag im Bett verbringen und Regentropfen an den Fensterscheiben zählen und bei Floating Vibes sofort den ganzen Tag in der Gegend rum hüpfen um weitere Mitstreiter für die unglaubliche Gewissheit zu finden, dass man es hier mit einer Band für den ewigen Freundeskreis zu tun hat. Ach, ja klar und man möchte Bierdosen schießen! Fast vergessen.
Was zum Dritten: ...und das was ist mal ne’ Aussage: ...denn endlich macht es wieder Spaß über Musik zuschreiben und nachzudenken, um dabei hundert Verweise auf seine Lieblingsbands überhaupt raus zuziehen. Musikjournalisten an die Front, hier könnte ihr mal richtig ausholen. Ich konnte mich ja auch nicht zurückhalten, weil es ebenso ist wie es ist. Surfer Blood tragen einen durch die Jahrzehnte und fordern einen auf, endlich mal wieder die guten, alten Hits auszupacken. Und zwar am besten im Bett bei Regen, mit Hüpfen und Bierdosen schiessen.
Von dieser Band werden wir noch mehr hören, da bin ich mir sicher!
Großartige Popmusik, ich bin verliebt....
Alan Lomax