Super 8 - J.J. Abrams

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  27. Dezember 2011, 09:18  -  #Filme

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Kein Spoiler!

 

Es ist Weihnachten! Millionen von Vätern sitzen mit ihren Kindern in den Wohnzimmern und bauen komplizierte Kinderspielzeuge zusammen. Viele Dinge sind dabei, die sich das „Kind im Manne“ selbst gewünscht hat. Andere versuchen verzweifelt, Treiber zu laden, Musik auf die neuen Smartphones und ipodpads zu bekommen. Der Wahnsinn des Zusammenbauens, vielleicht der Wunsch nach Nostalgie, der Wunsch seinen Kindern etwas zurückzugeben.

 

Gemeinsam mit Kameramann Larry Fong, Setdesigern Martin Whist und Produzent Bryan Burk hat J.J. Abrams bereits als Heranwachsender Super 8 Filme gedreht. Angeblich haben die vier bereits damals den Auftrag vom großen Steven Spielberg bekommen, seine eigenen alten Super 8 Filme, zusammen zu schneiden. Nun haben sie alle zusammen mit dem Film ein neues, gegenwärtiges Spielzeug gefunden.

 

Der Film erzählt die Geschichte einer Gruppe von Teenagern die einer typischen amerikanischen Kleinstadt der siebziger Jahre einen Zombiefilm auf Super-8 drehen. Durch einen Zufall werden sie Zeuge eines Zugunglücks. Nach dem Zugunfall passieren seltsame Dinge in der Kleinstadt. Unsere jungen Helden wandeln fortan zwischen „Stand by Me“, den „Goonies“, „E.T.“ und zahlreichen anderen bekannten Filmen des Genres.

 

Es wird nicht die Handlung sein, die das Kinopublikum in zwei unterschiedliche Lager geteilt hat. Es ist die Erinnerung! Die eine Gruppe wird gleichgültig aus den Kinos gekommen sein, den leeren 2 Kilo Eimer Popcorn entsorgt haben und nach hause gefahren sein.

Die andere Gruppe wird aus dem Kino gekommen sein, erst einmal tief durchgeatmet haben und sich dann spontan über die Werte von Kinofilmen Gedanken gemacht haben. Diese Gruppe wird dann den eigenen Kindern davon berichten, wie es damals war „Close Entcounters Of The Third Kind“ gesehen zu haben und sie werden mit schweißnassen Händen und Spuke in den Mundwinkeln davon berichten, wie es damals war, noch im Taumel des ersten Eindrucks von „Zurück in die Zukunft“ im Abspann den bereits fertigen Trailer von „Zurück in die Zukunft II“ gesehen zu haben. Vielleicht berichten sie dann davon wie sehr sie sich Nike Air Schuhe, einen Walkman, ein BMX-Rad gewünscht haben, wie sie sich bei den Eltern beschwert haben, dass es in Deutschland keine Pizzabringdienste gibt und wie sehr sie in Henry Thomas oder Phoebe Cates verliebt waren.

 

J.J. Abrams hat mit „Super 8“ eine würdevolle Hommage an das amerikanische Blockbusterkino der achtziger Jahre geschaffen.

 

Die jugendlichen Schauspieler, allen voran Joel Courtney und Ellen Fanning sind grandios besetzt. Der Score von Michael Giacchino klingt wie Silvestri’s beste Williams Adaption http://www.lomax-deckard.de/article-super-8-michael-giacchino-81064148.html, die Kameraleistung von Larry Fong wird in die Lehrpläne der Filmschulen aufgenommen werden, um Studenten zu demonstrieren wie man referentielle Bilder macht.

 

Als ich den Film vorgestern gesehen habe, wurde ich in seinen Bann gezogen. Er hatte mich von der ersten bis zur letzten Einstellung. Wie in jugendlichen Jahren, saß ich mit offenem Mund, vor der imaginären Kinoleinwand.

 

Trotzdem ist es nicht das erwartete Meisterwerk geworden. Jefferey Jacob Abrams wird mit Sicherheit der legitime Nachfolger von Steven Spielberg. Als Regisseur und Drehbuchautor hat er das bereits mit „Lost“,  „Star Trek“ und „Mission: Impossible III“ angedeutet.  Das sich hinter dem sympathischen Nerd, aber auch ein knallharter und ausgefuchster Produzent (Cloverfield) steckt, wird sich erst noch rum sprechen müssen. An der Omnipräsenz arbeitet Abrams intensiv und irgendwann man dann vom neuen „Abrams“ sprechen.  Lesen Sie hierzu auch: http://www.lomax-deckard.de/article-34130496.html und  http://www.lomax-deckard.de/article-34130496.html

 

Bei Super 8 hätte ich erwartet, dass J.J. weitergeht und uns nicht nur zeigt wie das Kino in den achtziger Jahren war, sondern uns auch zusätzlich bewusst macht , was es kaputt gemacht hat. So bleibt er zumindest künstlerisch stehen und handelt kurzweilig verantwortungslos. Diese Forderung mag erstaunlich hart wirken. Sie wirkt aber vielleicht etwas abgeschwächter, wenn man darüber nachdenkt, was für ein Potenzial der Kritik in der Film-in-Film-Geschichte liegt.

 

Super 8 ist darüber hinaus sehr selbstverliebt. In der eigenen Eitelkeit verliert der Streifen zum Ende der Gesichte an Glaubwürdigkeit. Angefangene Handlungsstränge werden nicht weiterverfolgt, eingeführte Charaktere verlieren sich im Nichts.

 

Trotzdem: Der Film ist natürlich eine Perle und eine Anschaffung wert. Deckard und ich werden zeitgenössische Regisseure wie Abrams, Fincher, Scott oder Mann (etc.) weiterhin kritisch beobachten. Denn sie liegen uns am Herzen. Es ist widersprüchlich aber auch die Wahrheit. Sie sind die Bewahrer und die Erneuerer des Kinos!  Und zeitgleich kommt das meinem Verständnis für das moderne Kino sehr nahe.

 

Alan Lomax

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