Sunny, yesterday my life was filled with rain...
Bereits am 03. August 2010 ist Bobby Hebb mit 72 Jahren in Nashville gestorben! Die Biographie des Mannes der den Evergreen „Sunny“ geschrieben hat ist spektakulär und lesenswert. Wer daran Interesse hat, findet im Netz Millionen von informativen Einträgen.
Im Juli 2005 habe ich einen unglaublichen Sommertag erlebt:
Im Kölner Tanzbrunnen erwarteten wir den Auftritt der Musiklegende Van Morrison. Dieser wird geprägt sein, von einem extrem schlecht gelaunten Tag des nordirischen Sängers. Eigentlich gehört Morrison zu meinen bevorzugten Musikern. Aber an schlechten Tagen ist er einfach nicht für die Bühne geeignet. Zu dem haben im Vorprogramm die inzwischen zur Legende gewordenen Hederos & Hellberg gespielt. Matthias Hederos der Hauptberuflich bei der „besten Band der Welt“ The Soundtrack of our Lives“ spielt, hatte damals gemeinsam mit dem ebenso sympathischen, aber problematischen Martin Hellberg ein grandioses Duett gebildet. Mit sehr reduzierten, fast minimalistischen Mitteln haben sie Klassiker wie „Pale Blue Eyes; Velvet Underground“, „She; Gram Parsons“ oder das famose und tieftraurige „You’re A Big Girl Now; Bob Dylan“ neueingespielt. Die karg vorgetragenen Songs wirkten unter freiem Himmel, vor einem gelinde gesagt bürgerlichen Publikum gar nicht und so stieg bei uns ehr die Frustration als die Freude.
Nach dem Konzert, welches sehr früh beendet war, stellte sich nun also die Frage, wie man den Abend beenden sollte. Schließlich waren wir akkurat angetrunken und haben seelisch eine Idee bekommen, was Musik mit einem emotional anstellen kann. Warum also nicht zum Bobby Hebb Konzert gehen? Das mag sich nun anhören als wenn man in New York oder Las Vegas unterwegs ist, aber ich schwöre es war ein Abend in Köln.
Das Label Roofmusic hatte damals zwei Sampler mit „Sunny“-Covern herausgebracht und es geschafft die Soullegende für einige Clubkonzerte nach Deutschland zu holen. Im Stadtgarten angekommen, konnten wir unser Glück kaum fassen. Der halbvolle Konzertsaal, war perfekt ausgeleuchtet, auf der Bühne war ein kleines Comboset aufgebaut. Auf dem anschließend einige Musiker des „Frank-Popp-Ensembles“ die amerikanische Legende begleiten werden.
Der Auftritt von Bobby Hebb wird für immer und ewig unvergesslich bleiben. Seine Soulstimmme gemischt mit der Aura eines Künstlers, der mit Frank Sinatra, James Brown und Robert Mitchum frühstücken ging und in Urlaub fuhr bleibt für immer in meinem Kopf verankert. Zu dem hat er mit seiner kurzen, aber wirkungsvollen Performance kurz gezeigt, was Soul bedeutet und was eben unsere erwarteten Helden an diesem Tag nicht geschafft haben.
„Sunny“ gehört neben „Wichita Lineman“ zu den Magna Mater’s meiner Lieblingssongs! Das wohl meist gecoverte Lied der Musikgeschichte, verliert auch nach dem 100.000senstenmal hören, nichts von seiner Faszination. Was an der formvollendeten Schönheit der Melodie, aber auch an dem Optimismus der Nachricht liegt.
Wenn ich ganz tief in mein Inneres höre und versuche mein Leben zu verstehen, mich dann jemand fragen würde, woher ich meinen Antrieb nehme, würde ich zu dem Zeitpunkt antworten: Aus dem lebensbejahenden Song „Sunny“.
Im Zusammenhang von Bobby Hebb von einem One-Hit-Wonder zu sprechen ist unfair, aber sachlich korrekt. Seine weiteren Arbeiten sind gut, aber nicht wirklich von großer Wichtigkeit. Hebb hatte einen Gedankenblitz, einen „Kick like a Sleep Twitch“ (Editors) und wurde darauf reduziert. Aber er hat mit diesem kleinen Einzelteil dazu beigetragen, dass viele Menschen tagtäglich eine Melodie vor sich hin summen, die ebenso großartig ist, wie dieses Leben.
...Sunny, you smiled at me and really eased the pain
Alan Lomax