Sunlight - Herbie Hancock
Grandios!
Die 70'er Jahre.
Ein Jahrzehnt, in dem die Kleidung mit einer gewissen Selbstverständlichkeit und Coolness getragen wurde. Aber auch musikalisch im Hinblick auf den Jazz und seine Entwicklung, besonders im Herbie Hancock'schen Sinne, interessant. Schon lange hatte ich Hancock nicht mehr gehört und es wurde Zeit. Nachdem Robert Glasper bewiesen hat, was im und v.a. mit dem Jazz in der heutigen Zeit möglich ist, wurde eine Rückbesinnung erforderlich.
Die Jazz-Polizei wird bei Erwähnung dieses Albums aus dem Jahr 1978 die Nase rümpfen, aber wen interessiert das?
Hancock verbreitet mit der Musik auf Sunlight ausgesprochen gute Laune. Er singt und seine Stimme wird durch einen Vocoder verfremdet. Dieses Gerät wurde in den 60'er Jahren erfunden und Filmmusik Kennern dürfte es bekannt sein u.a. aus dem Stanley Kubrick Film 'A Clockwork Orange' (Wendy Carlos).
Lomax schrieb neulich einen Beitrag zu dem Thema 'Was ist ein Synthesizer' (siehe auf dieser Seite). Man sehe sich einmal an, welche Ausmaße der Gebrauch dieses Instrumentes für einen Musiker wie Hancock annehmen konnte (Rückseite des Covers):
Der Jazz tritt auf Sunlight in den Hintergrund. Disco, Funk und Elektronik-Fusion Elemente prägen die einzelnen Titel. Zusammen ergeben sie ein tanzbares Album mit fetzigen Bläsern, minimalistischen Streicherarragements, groovigen Bässen und treibenden Percussions. Aber die Musik lebt nicht nur von Rhythmen, die in die Beine gehen, sondern auch von dem Spiel Hancocks, welches immer wieder auf den Tasteninstrumenten zu hören ist. An seiner Seite spielen Größen wie u.a.: Bennie Maupin, Fred Jackson, Harvey Mason und Jaco Pastorius.
Jazz-Puristen neigen ja immer schnell dazu einseitig zu denken und Dinge schnell ab zu urteilen. Man darf bei einem Album wie Sunlight nicht vergessen, dass es eine Entwicklung in dem Schaffen von Herbie Hancock darstellt, der über Jahrzehnte, ähnlich wie Miles Davis, versucht hat sich immer weiter zu entwicklen, stets neues zu formen und auch auszuprobieren.
Insofern ist der Link zu Glasper gar nicht verkehrt.
Mit einer Sonnenbrille auf der Nase,
Rick Deckard