Stabil Elite – Douze Pouze

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  30. April 2012, 07:25  -  #Populäre Musik

Wenn ich Musikkritiker wäre, dann würde ich Bands wie Stabil Elite dankbar sein. Bei der jungen Band aus Düsseldorf muss man sich nicht krampfhaft die Worte aus den Rippen schreiben, sondern man findet sofort und nachvollziehbar, tausende von Versatzstücken über die man einfach sprechen muss oder die man direkt auf den Punkt bringen kann.

Fangen wir mit dem Einfachen an! Ein kleiner Aufkleber auf der neusten CD preist marktschreierisch: „Sound of Young Europe“ an. Eine Hommage an alte Motown-Scheiben, die ihre Soulscheiben  gerne mit dem Satz „The Sound of Young America“ beklebten. Um noch schneller den Bezug herzustellen: Auf der Stabil Elite Single „Gold“ war ein kleinerer Aufkleber. Auf dem stand: „The Sound of Young Düsseldorf“.

Viele Kinder und Enkelkinder der Generation Kraftwerk, Kluster und Neu!, selbstverständlich auch der Ata Tak Familie waren und sind brilliante Epigonen Ihrer Vorfahren. Stefan Schneider (Kreidler) hat erst kürzlich in Köln bewiesen, wie feinfühlig, strebsam und doch inkonsequent er sich seinen Ahnen nähert: http://www.lomax-deckard.de/article-week-end-festival-koln-roedelius-schneider-91064214.html  An die 10 weiteren Söhne und Enkel müsste man nun nennen. Zusätzlich die Vorzeigesöhne Mouse On Mars muss aber reichen, weil eben gerade Jan St. Werner und Andi Thoma die akkuratesten Nachfahren sind. http://www.lomax-deckard.de/article-20-intro-koln-erstaunliche-mouse-on-mars-und-ein-erschutterndes-jubilaum-100725368.html

Noch?! Denn, wenn man das etwas einfachere, klarere und weniger künstlerische, dafür aber nicht weniger stilvolle Album von Stabile Elite hört, scheint dies tatsächlich eine Frage der Zeit zu sein. Die Platte klingt trotz der bekannten Vorlagen frisch/fresh, kühl/cool und slick/raffiniert. Zu dem sehen Lucas Croon, Martin Sonnensberger und Nicolai Szymanski gut und eben wie Popstars aus, was den städtischen Gesamteindruck des Bandkonzeptes nur unterstreicht.

Hört man die Platte das erste Mal, juchzt und schreit man vor Freude. Denn Stabile Elite machen furiose Popmusik, die zwischen Minimal-Wave und durch aus groovigen Funksounds liegt. Den manchmal etwas zu musealen Dadaistischen Texten, ein echtes Schlagezug und eine echte Gitarre parat zu unterlegen, ist denkbar schlau, denn so denkt man nicht  immer nur an die bekannten Bands plus DAF, sondern darf sich auch durchaus mal an alte Talking Heads oder den elektronisch romantischeren New Order retrospektiv nähern.

Wenn man sich wie Stabil Elite für diese Art von Musik entscheidet, kommt man an den ewigen Vorbildern und -in diesem Fall- Großeltern nicht vorbei. Wer allerdings aufmerksam die Düsseldorfer Musikszene beobachtet (Altbiertrinken im Salon des Amateurs), wird feststellen, dass sich dort derzeit ein neues Bewusstsein sortiert. Stabil Elite sind alles andere als Sammler der Vergangenheit. Die Düsseldorfer haben eine aufregende sich selbstbestimmende inhaltsfeste, aber absolut unterhaltsame, tanzbare und ergreifende Platte gemacht.  

Deswegen erhält die Scheibe auch schon jetzt im Frühjahr des Jahres 2012 den Alan Lomax (keine Ahnung wie Rick Deckard die Band findet)-Tanz mit dem Herzen oder tanz gar nicht Award!

Von der Preisverleihung

Alan Lomax

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