Shameless – Fox Serie – Eine amerikanische Familie

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  13. Februar 2012, 13:24  -  #Fernsehen

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Ältere Generationen von Fernsehzuschauer erinnern sich vielleicht noch an die Familie Lawrence aus Kalifornien? Die amerikanische Familienserie lief zwischen 1976 – 1980 im deutschen Fernsehen. Vater, Rechtsanwalt, Mutter Kate, Hausfrau, die ihr Studium wegen der Kinder abgebrochen hat. Die ältere Tochter Nancy, der Sohn Willie und natürlich „Buddy“ gespielt von der unvergesslichen Kristy McNichol.

Die Serie zeigte uns wie eine Familie in Amerika funktioniert und dass die Menschen über dem Teich mit den gleichen Sorgen und Problem leben wie wir in Deutschland. Die Gesellschaft der 70ziger befand  sich im Umbruch, die massiven politischen Veränderungen zollen ihren Tribut und langsam wurde es Zeit sich wieder mit persönlichen Problemen und der Sicht auf die Familien zu beschäftigen.

Mit „Ich heirate eine Familie“ (1983) und „Den Wicherts von nebenan“ (1986) zog das ZDF dann nach und skizzierte jeweils eine ehr post-moderne und eine bürgerliche Familie.

Alle drei Beispiele habe eins gemeinsam. Sie idealisierten das Familienglück! Themen wie Alkoholismus, Tod, Arbeitslosigkeit, Drogen, Gewalt, Neid und Eitelkeit, entwickelten sich nur langsam, aber analog zur Gesellschaft.

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Würde man sich im Jahre 1990 befinden und  folgerichtig weiter denken, wäre man in der Überlegung, wie Familien eigentlich in der Zukunft funktionieren? Sind Kummer, Liebe, Glück, Streitigkeiten immer noch das zentrale Thema für eine Familienfernsehserie?

Frank Gallagher (William H. Macy) ist Vater von sechs Kindern. Wäre nicht die älteste Tochter Fiona, die die Mutterrolle übernimmt und den Haushalt zusammenhält, so würde nichts funktionieren. Denn Gallagher ist ein Alkoholiker und Verlierer der übelsten Sorte! Meist schafft er es nicht mal ins eigene Bett und pennt sein Delirium auf dem versifften Teppichboden seines noch versiffteren und viel zu kleinen Hauses aus.  Was machen die Kids? Nun die durchaus selbstbewussten Kinder schnipsen dem schnarchenden Vater Popcorn in den Mund. Außerdem sind die Kinder geschäftstüchtig und halten den Laden zusammen. Müssen sie auch, den Frank Gallagher versäuft seine schmale Invalidenrente sofort und gibt nichts ab.

Erfunden haben diese Proll-Serie die Engländer. Die englische Channel-4-Produltion habe ich nicht gesehen, nachvollziehbar könnte aber jede Adaption sein. Sogar an eine deutsche Version wäre denkbar, auch wenn man mit etwas weniger Phantasie ausgestattet ist.

Dass, so eine gradwandlerische Serie zwischen totaler Asozialität, Prekarismus und derben Humor leichtfüßig funktioniert, liegt nicht nur an der Mut der Umsetzung und an den grandiosen  Darstellern, es ist der moralische Kern der erhalten bleibt und alle ethischen Fragen sofort über Bord wirft.

Die Darstellung von William H. Macy ist mehr als Oscar würdig. Sehen Sie sich nur den Suffkopf oben auf dem Foto an! Er zentralisiert die Serie funktional und inhaltlich.

Ich habe mit Mrs. Lomax wirklich Tränen geheult und wenn ich Rick Deckard zitieren darf: „…gekxxx vor Lachen!!! Aus dem ungewohnten Blickwinkel der Tragik ergeben sich völlig neue und halsbrecherische humoristische Momente.

Unbedingt zu empfehlen ist das! …insbesondere wenn man versteht wie Familie funktionieren und wie Fernsehen gemacht werden sollte!

Alan Lomax

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