Sarah Wiener arte.tv – …und die kulinarischen Abenteuer von Alan Lomax und Rick Deckard

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  13. September 2011, 18:29  -  #Genuss: Essen & Trinken

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 copyright www.arte.tv

 

Einige Punkte vorweg, bevor es ein explosives, spektakuläres Textende gibt, welches sich nur dem erschließt der versteht, was es bedeutet: …eine Kippe zu rauchen, mehrere Flaschen sehr guten Wein zu trinken, dabei an einen Holztisch sitzend, mit guten Leuten, gutes, echtes und leckeres Essen zu genießen und dabei nicht an morgen denkt (hat kein Anspruch auf Vollständigkeit und Rangfolge!)

 

Mein Kollege, Freund und Kupferstecher Rick Deckard meint, dass wir mehr Mainstreamthemen besprechen müssen, damit wir mehr Traffic auf unsere Seite bekommen. Weil mehr Leser, auch mehr Spaß bedeuten und vielleicht auch so mehr Interaktivität stattfindet.

 

Ich bin diesbezüglich etwas verhaltener gewesen. Wenn ich z. B. auf Facebook sehe, dass Mainstreamthemen meist auch nur mit einem Wort kommentiert werden, ist meine Hoffnung nicht allzu groß, dass hier auf einmal der große Dialog stattfindet, wenn ich täglich über Lady GaGa’s Affentanz schreibe (Polemik! …natürlich gibt es auch allgemeingültige Themen, die eine Relevanz haben). Ansonsten pflichte ich ihm bei und finde, dass wir häufiger über die populären Themen dieses Landes schreiben sollten. Schließlich gehen wir ja auch nur auf den Pott (vulg.)!

 

Sofort sind uns die drei „Fs“ eingefallen. Das erste „F“ wie Fressen, werden wir ab sofort in unserer neuen Kategorie Genuss: Essen & Trinken besprechen! Das dritte „F“ hatte Deckard bereits ausufernd behandelt. Leider hat er in der letzten Saison vollständig ausgesetzt, obwohl es die für unsere Heimatmannschaft erfolgreichste aller Zeiten war. Das zweite „F“ lasse ich mal als Hoffnung der Hochgeilheit für die Zukunft stehen.

 

"Fressen"  also ab sofort „Genuß: Essen & Trinken“ ist natürlich ein wichtiges Thema, nicht zuletzt auch was eine weitere Gemeinsamkeiten von Deckard & mir angeht. In den letzten Jahrzehnten haben wir einige Liter Drinks und kiloweise leckere Ware gemeinsam vertilgt. Allein diese Tatsache, der Ausblick auf ein paar längstvergessene Geschichten und ein paar Einträge zu dem Thema „wie funktionierst Du“ sollten Bestand haben und vielleicht die Masse mit Schlüsselwörtern infizieren.

 

Außerdem bin ich gerne Koch, Deckard gerne Genießer auf gehobenen Niveau, da wird uns schon was einfallen! Sage ich mal so Lachs…

 

Dass Essen & Trinken ein scheinbares Mainstreamthema ist stimmt! Denn jeder Mensch interessiert sich dafür. Egal, aus welchem sozialen Milieu er oder sie stammt oder welche finanziellen Mittel sie oder er zur Verfügung hat. Man(n)/Frau ist gerne und interessiert sich fürs „F“!

 

Der anhaltende Boom der einhundert Kochsendungen spricht auch dafür. Interessanter noch, dass es für Werbeplaner innerhalb des sog. relevant Sets schwer ist eine homogene Zielgruppe zu beschreiben. Über die Formate ist das längst nicht mehr möglich, sondern ehr über die Sender!

 

Mit anderen Worten eine alt gediente Show wie „Das perfekte Dinner“ (Vox) könnte ebenso gut auf arte, Viva, RTL oder ARD laufen. Umgekehrt gilt dies wohl auch für „Lanz kocht“  (ZDF) oder die „Kochprofis“ (VOX).

 

Jamie Oliver einer der auslösenden internationalen Kochprominenten für dieses telegene Phänomen, ist im deutschen Kabelsalat, inzwischen auf RTL.Living gelandet. Vielleicht sind seine Exkursionen durch Italien und den USA zu sozial-kritisch geworden, als das, dass Mainstreamkochpublikum noch am Ball bleibt!? Oliver bleibt mein Kochidol, daher bin ich wohl nicht zu einer differenzierten Meinung in der Lage.

 

Mainstreamkochpublikum? ...Lomax hast Du noch alle Latten am Zaun und fängst jetzt an uns einen subkulturellen Kochkontext vorzustellen? Lomax (Chefkoch): „Soweit, würde ich nicht gehen, aber die gute alte Kochshow (ein paar weiße Mützen stehen vor dem Publikum, kochen mit einem Semi-Prominenten C-Star und geben anschließend einen Teller mit Pilzpasta und 14 Gabeln ins Publikum) muss doch langsam ausgedient haben oder entwickelt sich da etwas beständiges und ohne genervelte blöde Versuche der Wichtigkeit, wie z. B. die ewige Quizshow „Wer wird Millionär“?

 

Um neue Formate des Genres Kochen sind die deutschen Fernsehsender und Produktionsfirmen zumindest nicht verlegen und der aufmerksame Betrachter des Fernsehprogramms könnte diesem Segment sogar eine gewisse Innovationsfreude attestieren.

 

Natürlich benötigt man dafür einen glaubwürdigen Koch, der einerseits eine einzigartige Kochphilosophie vertritt, diese auch in zusammenhängenden Sätzen verbalisieren kann, vielleicht telegen (ein fast verkochtes Wort) ist, einen guten Charakter hat und mit einer Vision ausgestattet ist. Ich habe in meinem früheren Leben recht lange in der gehobenen Gastronomie gearbeitet, wenn sich in den letzten 15 Jahren nicht maßgeblich etwas verändert hat, unterstelle ich den Castingagenturen einmal, wenig Faulheit, sondern wenig Erfolge, weil solche Menschen schwer zu finden sind in den deutschen Küchen. Der durchschnittliche deutsche Koch ist nämlich ein unkreatives schwitzendes Stück Mensch am Rande der Verzweifelung und zwischen soziopathischen Verhaltensweisen und Cholerikertum. Auch bedingt durch den harten Job und den unmenschlichen Arbeitsbedingungen.

 

Und die Lammkarreeschnitzer bzw. Trüffelölspritzer haben meist keine Lust, auf eine zweite Karriere (ja so etwas gibt es!) oder sie besitzen nicht den notwendigen Charme und die Leidenschaft so etwas schönes wie das Kochen, die Lebensmittel oder den Genuss zu vermitteln, weil sie eine Art Sternesport betreiben und mit ihrem Reagenzglasszauber längst vergessen haben, dass es hier um Werte geht und nicht um Selbstdarstellung, also um Kunst!

 

Ein richtiger Griff in die Tiefkühltheke der Kochprominenz war auf jeden Fall, das Auffinden und wahrscheinlich vorherige Suchen der Österreicherin Sarah Wiener! Anmerkung an Rick Deckard: Diese textlichen Analogien zum Thema Essen und der damit verbundenen Wortwelt müssen aufhören, oder?

 

Bei der gesamten Thematik „Genuss: Essen & Trinken“ wird ja ziemlich schnell vergessen, dass das alles etwas mit dem Gedanken „glücklich sein“ zu tun haben muss. Unabhängig davon in welchem Segment des Essens & Trinkens wir uns bewegen. Ernährung ist sicherlich ein komplexes Thema, auch für die Gesundheit, keine Frage! Aber zentral gesehen geht es um die Frage des „glücklich seins beim Essen“.  

 

Sarah Wiener vermittelt diesen oftmals wichtigen Bestandteil des Essens, ohne erhobenen Zeigefinger, ohne Hinweise auf Kalorien oder zuviel Fett. In ihrer „Feel Good“-Sendung „Die kulinarischen Reisen der Sarah Wiener" geht es immer auch um die originale traditionelle Herstellungsweise von regionalen Gerichten und deren ursprünglichen und natürlichen Lebensmitteln.

 

Umrahmt von einer wunderbaren leichten und farbenfrohen Inszenierung, sehen wir die im übrigen ungelernte Köchin und Restaurantbesitzerin am Anfang jeder Folge, an einem launigen Tisch, in einem launigen Ambiente sitzen. Sie wälzt Bücher und Karten über die Regionen die sie entdecken möchte und deren regionale Spezialitäten sie mit dem bekanntesten Koch der jeweiligen Region gemeinsam bekochen möchte. Anschließend setzt sie sich meist in einem bunten Sommerkleid in ihren roten VW Käfer Cabrio und bereist die wunderschönen Landschaften Österreichs (Frankreich und Italien wurden bereits gezeigt). Dem geneigten Filmversteher fällt dabei ein wohl komponierter Score auf, der aufregend schön ist und eine aufwendige Kameraarbeit, die fast epische Ausmaße annimmt. Höhepunkte der Sendungen sind dann die Begegnungen mit Köchen, Metzgern, Bäckern, Tierhaltern, Bauern oder Winzer. Die meist völlig debile schlecht gelaunte Arbeiter sind, sich von dem unfassbaren Charme der Wienerin hinreißen lassen und zur Verwunderung der eigenen Familien selbst zu kleinen Stars –for a Minute- werden. Nachdem alle Zutaten zusammengesammelt wurden, bekocht sie die Lieferanten in dem regionalen Restaurant des Gastgebers. Für sich selbst dokumentiert sie die schönsten Momente auf einer alten Polaroid Kamera. Das alles in der Summe, ist von einer einzigartigen Leichtigkeit, von einer entspannten Ehrlichkeit, von grandiosen gut fühl Atmosphären geprägt, dass selbst, dem letzten Nörgler, dem letzten Menschenfeind und dem letzten Mensch bewusst wird, dass Essen mehr als Ernährung, mehr als Gesundheit und mehr als Industrie bedeutet. Es bedeutet „glücklich sein“! Und ganz ehrlich, welche Fernsehsendung schafft das mit soviel Würde und glanzvoller Unterhaltung!

 

Es ist so schade, dass ich diesen Artikel, nicht unter eine sechsstellige Zahl von Leser bringen kann! Denn „Die kulinarischen Abenteuer…“ haben es verdient ein Straßenfeger zu werden!

 

Um an die Neugründung und die grundsätzlich treibende Idee einer Mainstreamkategorie von Rick Deckard anzuknüpfen: „Alter Junge, Du hattest recht!“ Wie schön wäre es, wenn Deutschland abends vor dem Fernseher sitzt. Den ganzen Primetime-Schwachsinn ausblendet und sich an dieser famosen Darstellung von Kochen, Genuss, Lebensfreunde, Essen und gemeinsamen erleben und Reisen erfreut und sich an diesen ganz einfachen, entschleunigten, fremd gewordenen Attribute eines guten Lebens ergötzt. Dann würde ich vielleicht auch mal eine Plattenkritik über die neuste David Guetta Veröffentlichung wohlwollend schreiben und alle bösen Gedanken bei Seite stellen.

 

Euphorie und Leidenschaft haben diesen blog von Beginn an mitgeprägt. Summiert wird nun das Männer wie wir, die dem Mainstream abhanden gekommen sind und sichin den dunkeln Gassen der Subkultur, der Hochnäsigkeit und der eigenen Verblendung befanden, oftmals vergessen haben, was Wahrhaftigkeit und Glückseeligkeit doch wirklich bedeutet.

 

Alan Lomax

 

P.S.: Alter, Rick! …ich hoffe, ich konnte Dir nun verständlich machen, warum ich mich ab und zu auf der dunklen Seite der Macht bewege! Es ist eine Flucht, aber in Wirklichkeit traue ich der Masse nicht, dem System, der Gesellschaft, glaube aber wie Du an das ewige Ende der Matrix….Freue mich auf einen weiteren Schritt, auf ein weiteres gemeinsames Thema und auf hoffentlich endlich mal die geplante Weintour durchs Rheinland;-)  

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